BattleTech 18: Das Antlitz des Krieges
Geländewagen.
In der Kanzel wurde es immer heißer.
Er zog das Fadenkreuz genau über den Geländewagen. Es leuchtete hellgelb. Ziel erfaßt… da erstarrte sein Feuerfalke in der Bewegung.
Er brauchte nicht erst auf die Wärmeskala zu blicken, um zu wissen, daß die Maschine überhitzt war. Ganz einfach überhitzt. Vor Wut brüllend hämmerte er auf das Kanzeldach ein.
Masters war nahe genug an dem Geländewagen, um Deraa an der Davey Crockett zu erkennen. Die Atomrakete war geradewegs auf ihn gerichtet.
Deraa grinste ihn an.
Masters überprüfte erneut die Anzeige. Er konnte nichts einsetzen, was Hitze erzeugte.
Das ließ ihm nur das MG. Maschinengewehre erzeugten keine Abwärme.
Er warf die Konfigurationsschalter um und packte den Steuerknüppel.
Deraa hob ein Funkmikrofon an den Mund. »Es tut mir leid, daß Sie unsere Hilfe nicht zu schätzen wußten, Sir Masters.«
Er richtete das Fadenkreuz aus.
Deraa beugte sich vor, um die Rakete abzufeuern.
Masters drückte den Auslöser, und die MG-Salve zerfetzte Deraa mitsamt seinen Begleitern.
Die Rakete blieb in ihrem Abschußrohr.
»Sechs Raketen, Masters«, hörte er Osaka. »Wir haben sie alle erwischt.«
Einen Augenblick saß Masters nur auf seiner Pilotenliege und zitterte. Dann schaltete er auf offenen Kanal und brüllte ins Mikro.
»Roush! Sie haben ihnen Atomraketen gegeben! Sie haben ihnen Atomraketen gegeben!« Seine Stimme war schrill und klang wie die eines Wahnsinnigen.
Thomas unterbrach seine Tirade. »Sir Masters.«
Masters verstummte, und Thomas erklärte kühl: »Kolonel Roush, Präzentor Martialum Arian, ich schlage vor, wir schließen einen Waffenstillstand, um die Verletzten und Sterbenden zu versorgen.«
»Ich… Ja, das sollten wir tun«, antwortete Arian, benommen, ungläubig.
»Nein«, zischte Roush. »Arian, nein. Wir haben zu viele Mechs verloren. Aber wenn wir die Zeit nutzen, uns neu zu gruppieren, werden wir siegen. Wir müssen uns in die Stadt zurückziehen und Verteidigungs…«
»Was?« stieß Arian aus.
»Verteidigungspositionen in der Stadt einnehmen. Das ist die einzige Möglichkeit, noch einen Sieg zu sichern.«
»Sie wollen in die Stadt? Nach dieser Katastrophe?«
»Es bleibt uns keine Wahl.«
Arian wirkte abwesend, als spräche er mit jemand anders auf einem anderen Kanal. Masters hörte ihn mit müder, weit entfernter Stimme sagen: »Nein, Präzentor Starling, das können wir nicht tun. Nein. Ja, ich habe gehört, was Kolonel Roush gerade gesagt hat…« Dann wurde seine Stimme plötzlich klar und fest. »Das ist mir egal, Sir. Wir werden keine Verteidigungspositionen in der Stadt einnehmen. Wir werden nicht ›tun, was wir tun müssen, um zu gewinnen‹. Wir werden einfach nur tun, was wir tun müssen.«
Roush schaltete ab. Einen Augenblick später begannen sich alle regulanischen Mechs auf Omen zuzubewegen. Arians Stimme kam über den offenen Kanal. »Kolonel Roush, wenn Sie versuchen, die Stadt einzunehmen, werde ich meinen Leuten befehlen, Sie zusammen mit den Rittern der Inneren Sphäre aufzuhalten.«
Die regulanischen Mechs stoppten.
»Heißt das, Sie ergeben sich mir, Präzentor Martialum Arian?« ertönte Mariks Stimme.
Nach einer langen Pause erwiderte er: »Ja. Sie sind der ehrenvollste Krieger, dem ich je begegnet bin. Ich schwöre Ihnen für meine Person und alle Streitkräfte von Blakes Wort die Treue, Generalhauptmann Thomas Marik.«
»Und Sie, Kolonel Roush. Ergeben Sie sich?«
»Wenn ich das nicht tue, werden meine Leute abgeschlachtet.«
»Stimmt. Ich nehme also an, daß Sie kapitulieren.«
»Ja.«
»Schwören Sie mir die Treue?«
»Sie machen wohl Witze.«
»Ich werde das als ›nein‹ interpretieren. Sie und Ihre Leute haben freien Abzug, aber Ihre Mechs bleiben hier. Die Schlacht ist vorüber. Aber merken Sie sich: Eines Tages, möglicherweise schon recht bald, werden Sie vor derselben Frage stehen. Und dann wird Ihre Antwort ernstere Konsequenzen haben. Die Stadt gehört uns. Der Krieg ist vorüber.«
»Aber…«
»Kein Wenn und Aber. Sie haben geschworen, die Gräfin Dystar und Prinzipal Hsiang zu verteidigen. Sie haben versagt. Der Putschversuch ist gescheitert. Die beiden sind abgesetzt. Diese Welt gehört weiterhin mir. Sir Paul Masters wird neuer Graf von Gibson. Es ist vollbracht.«
Die Zeremonie zog eine große Menschenmenge an, denn die Zeit der Unterdrückung auf Gibson war vorbei. Masters würde an die Stelle der Gräfin treten, und das Volk war dankbar.
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