BattleTech 20: Die Stunde der Helden
erfreut sein, wenn er noch mehr Soldaten unnötig verheizte.
Heute nacht zumindest war Glengarry nicht unmittelbar in Gefahr, aber McCall hatte trotzdem eine komplette Wachmannschaft eingeteilt, um den Himmel aus der subplanetaren Verteidigungszentrale zu beobachten, während die Techcrews bereits hart an der Reparatur der überlebenden Mechs und Panzer arbeiteten. Niemand wußte, wann der Gegner wieder zuschlagen würde.
Sie hatten am Nachmittag einen Gedenkgottesdienst für die Gefallenen abgehalten, aber die düstere Stimmung war schließlich in eine Feier umgeschlagen. Sie hatten nicht nur weit mehr Schaden angerichtet als einstecken müssen, aus dem Glencoe-Hochland war auch die Nachricht eingetroffen, daß die Europa sich erfolgreich abgesetzt und einen sicheren Unterschlupf gefunden hatte – das letzte, entscheidende Ziel von McCalls Schlachtplan. Von beiden Tatsachen aufgemuntert, hatten sich die nicht anderweitig benötigten Offiziere und Mannschaften in der Residenz versammelt, um sich zuzuprosten, Geschichten zu erzählen und den Sieg des Grauen Todes zu feiern. Und ihren neuen Oberst, den sie als den Verantwortlichen für ihren Erfolg priesen.
Wenn er an die Verluste dachte und daran, wie knapp sie einem kompletten Desaster entkommen waren, hätte Alex es vorgezogen, jede Verantwortung abzulehnen.
Ohne sich dessen bewußt zu werden, hatte er seinen Wein geleert, während er in Gedanken den geleisteten Blutzoll durchgegangen war. Er starrte verloren auf das leere Glas und war sich der Feier ringsum kaum noch bewußt. Schließlich zuckte er die Achseln und machte sich auf den Weg zur Bar.
Oberleutnant Denniken fing ihn auf halbem Wege ab. »Hier ist der Mann der Stunde!« rief er laut. Dann nahm er ein Glas vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners, drückte es in Alex’ Hand und stellte dessen leeres Glas auf dem Tablett ab. »Ich muß es zugeben, ich hielt die Idee, sie nur mit den Gefährten zu stellen, für ein Selbstmordunternehmen, aber ich hatte unrecht. Wer hätte gedacht, daß ein Kadett so eine Schlacht zustande bringen könnte?«
Fünf oder sechs Offiziere, die in der Nähe standen, unter ihnen Oberleutnant Lucci und Julio Vargas, stimmten lauthals zu. »Die Hurensöhne wußten gar nicht, auf was sie sich da einließen«, meinte MechKrieger Hansen, der Derwisch-Pilot aus Dennikens Lanze. »Und dann ging’s wuuusch, peng, und sie waren tot. Einfach so…«
Alex wurde unter der unerwünschten Aufmerksamkeit rot und nahm einen Schluck aus dem Glas, das Denniken ihm aufgedrängt hatte. Es enthielt Earn Valley Whisky, ein viel stärkeres Getränk als der Wein, auf den er sich bis dahin beschränkt hatte. Er mußte sich zusammennehmen, um nicht laut aufzukeuchen, als die Flüssigkeit sich den Weg durch seine Kehle brannte.
»Dein Vater wird stolz auf deine Leistung heute morgen sein, Junge… äh… Herr Oberst«, meinte Rachel Nolans und schlug ihm auf den Rücken. Sie führte das Katapult, den dritten noch verbliebenen Mech der KampfLanze. Lowdowskis Dunkelfalke, der vierte Mech der Einheit, hatte das Gefecht nicht überstanden.
Endlich fand Alex seine Stimme wieder. Sie war heiser von den Stunden voller Befehle, der überwältigenden Aufmerksamkeit, in deren Mittelpunkt er sich hier sah, und den Nachwirkungen des Whiskys. »Es war McCalls Plan«, protestierte er. »Und er gibt uns auch wenig Anlaß zum Jubel. Von Bülow wird wiederkommen, und beim nächstenmal wird er nicht so zurückhaltend sein.«
Vargas zuckte die Achseln. »Kann sein. Vielleicht haben wir es morgen alle hinter uns. Aber heute haben wir Ihnen den Arsch versohlt, und Sie wissen genau, daß wir es nicht einmal versucht hätten, wenn Sie nicht aufgetreten wären, wie Sie es nun mal getan haben. McCall hat es möglicherweise geplant, aber Sie hatten den Mut, es durchzuziehen.«
»Aber…« Alex fühlte eine Hand auf dem Arm und drehte sich um.
McCall starrte ihn säuerlich an.
»Wenn derr Herr Oberrst einen Moment errübrrigen könnte…« Der Tonfall des Kommandanthauptmanns ließ ihm wenig Wahl. Alex folgte dem caledonischen Hünen in eine ruhige Ecke des Ballsaals. »Was ist, Herr Kommandanthauptmann?« fragte er, und fühlte sich wieder wie ein Kadett vor einer Standpauke.
»Verdirrb Ihnen nae so schnell die Laune, Alex«, ermahnte ihn McCall leise. »Sie wissen alle so gut wie du und ich, womit wirr es zu tun haben. Aberr sie haben heute ein’ kleine Schlacht gewonnen, und sie verrdienen die Chance, Dampf
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