BattleTech 20: Die Stunde der Helden
aber es war Longo zugefallen, diese letzte, entscheidende Phase des Schlachtplans auszuführen, weil sie für ihn eine immense persönliche Bedeutung hatte.
In dem subplanetaren Bunker, in dem sich die Besatzung des Kontrollturms versammelt hatte, wartete Longo, die Hand über einem improvisierten roten Knopf, und wartete auf den Befehl. Und jetzt würde sich seine Hand senken, und die Erinnerung an die vergangenen Jahre würde durch die Gedanken des Oberleutnants ziehen, an Jahre der Dienstzeit an Bord der Medea, und an das Pech, das gerade sein Schiff zum Zeitpunkt der Invasion im Werftbereich festliegen mußte…
Aber ein Mann sollte zumindest die Möglichkeit haben, seinen Hund selbst zu erschießen.
Plötzlich bebte der Boden, und ein gewaltiges Donnern grollte durch die Hafenanlage. Eine Explosion nach der anderen zerriß die wasserstoffgefüllten Brennstoffzellen des flugunfähigen Landungsschiffes. Flammen, Rauch und Trümmer wurden in alle Richtungen geschleudert. Und die Mechs der Freien Skye-Rebellen standen mitten drin, praktisch im Explosionsherd. Falls irgendeiner von ihnen die Todeszuckungen der Medea überlebte, würde er nicht mehr in der Lage sein, irgendwelchen Widerstand zu leisten.
Aber Alex bezweifelte, daß es Überlebende gab.
32
Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
7. April 3056
»Da stand ich also, nur ich und mein kleiner Panther gegen die beiden. Ich kann dir sagen, Mann, das sah böse aus. Dieser Dunkelfalke klebte an mir wie der Gestank in einer Kurita-Kanalisation, bis einer von den Fußjungs raufgesprungen ist und ihm eine mächtige Ladung mitten ins Fußgelenk gesteckt hat…«
Alex Carlyle nippte an seinem Wein und hörte MechKrieger Ehland bei dessen Erzählung zu. Hier im riesigen Ballsaal der Residenz ließen die traditionellen Kriegsgeschichten den Kampf um den Raumhafen weit genug entfernt erscheinen, um ihm etwas Hehres, ja, sogar Ruhmreiches zu geben. Vielleicht war das der Unterschied zwischen Veteranen und Neulingen wie ihm. Das einzige, woran er sich erinnern konnte, waren Tod, Vernichtung und die Gewißheit der Niederlage, bis zu dem Augenblick, als die Explosion der Medea endlich den Sieg des Grauen Todes vollendet hatte.
Es war ein Sieg geworden, aber ein teurer Sieg. Drei BattleMechs waren verlorengegangen, einer aus Dennikens KampfLanze und zwei von Freida Bergstroms leichten ScoutMechs. Alle drei Piloten hatten bis zuletzt in ihren Maschinen gekämpft und waren darin umgekommen. Einer der vier Schwebepanzer, Feldwebel Wilkies Pegasus, war ebenfalls ein Wrack. Wilkie und Ethan Radcliffe konnten von Glück sagen, daß es ihnen gelungen war, aus den brennenden Trümmern zu entkommen, bevor der gegnerische Brandstifter nahe genug herangekommen war, um ihnen den Garaus zu machen. Und zwei der kostbaren Jäger waren mitsamt ihren Piloten verloren: MacMasters mit seinem Killer und Fähnrich Quils Sperber. Letzterer war abgeschossen worden, als er die flüchtenden Feindmaschinen zu weit verfolgt hatte und in den Feuerbereich der Freien Skye-Landungsschiffe gekommen war. Fünf der gepanzerten Infanteristen, fast die Hälfte von Luccis Truppe, waren ebenfalls tot oder schwerverwundet. Die darüber hinausgehenden Verluste an Zivilisten und Sachschäden in Dunkeld waren nicht zu beziffern.
Ja, ein Sieg war es wohl gewesen, aber der Graue Tod hatte dafür ein Viertel seiner Truppen verloren. Jetzt wußte Alex, wie sich Pyrrhus, jener griechische General aus grauer Vorzeit, gefühlt haben mußte, als er sagte: »Noch so ein Sieg, und wir sind verloren.« Sein Name wird für alle Zeiten mit dem Begriff ›Pyrrhus-Sieg‹ verbunden bleiben. Und genau das war die Schlacht um Dunkeld gewesen, ein Erfolg, den sich die Gray Death Legion nicht leisten konnte.
Die Explosion der Brennstoffkammern an Bord der Medea hatte den größten Teil der Landetruppen mit einem Schlag vernichtet, und ein anhaltendes Bombardement durch LSR und die Jäger hatte den Rest erledigt. Der Graue Tod hatte eine Handvoll Gefangene in den – hastig reparierten – Zellen eingesperrt, die während Gouverneur DeVries’ kurzem Coup den Offizierskader der Legion beherbergt hatten. Und die Niederlage seiner ersten Landeeinheit hatte General von Bülow offensichtlich veranlaßt, mit dem Einsatz weiterer Truppen zu zögern. Er hatte mehr Spielraum als der Graue Tod, mehr Männer und Maschinen, die er nach Belieben einsetzen konnte, aber von Bülows Herren auf Skye würden nicht gerade
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