BattleTech 20: Die Stunde der Helden
solange es keinen anderen Ausweg gab, aber wenn Sie Leben retten können, indem Sie sich aus einem hoffnungslosen Feldzug zurückziehen, macht das dann nicht mehr Sinn?«
»Sie scheinen plötzlich eine bemerkenswerte Sorge um unser Wohlergehen entwickelt zu haben«, bemerkte Vargas. »Oder haben Sie persönlich etwas davon?«
»Ich will, daß Sie mich mitnehmen«, sagte DeVries. »Hier auf Glengarry hält mich nichts mehr.«
»Aha!« rief Vargas. »Soviel zu Ihrem Altruismus.«
Der Gouverneur wurde rot und starrte den frechen Piloten wütend an. »Ja, ich will einen Platz an Bord, und Sie sind mein einziger Ausweg. Aber das ist nicht mein einziger Grund. Bei weitem nicht.«
»Nennen Sie mir noch einen«, forderte Vargas ihn auf. »Meine Tochter«, sagte DeVries tonlos. Er sah wieder zu Alex, und zum erstenmal wurden seine Züge weicher. »Ist es falsch von mir, mich um ihre Sicherheit zu sorgen, Herr Carlyle? Sie hat sich für die
Legion entschieden und wird diese Entscheidung bis zum Ende durchhalten. Ich will nicht, daß es ein blutiges Ende wird, wie Ihr verdammter Heroismus es ihr einbringen würde.« Er stockte und blickte zu McCall und Vargas. »Wenn Sie unbedingt Horatio an der Brücke spielen und bis zum bitteren Ende kämpfen wollen, dann lassen Sie wenigstens Ihren Leuten, einschließlich Caitlin, eine Wahl. Gestatten Sie denen, die Ihre unbeugsamen Überzeugungen nicht teilen, abzureisen… und lassen Sie mich um Gottes willen Caitlin hier wegbringen. Sie ist das einzige, das mir noch etwas bedeutet.«
Alex konnte dem Mann nicht in die Augen sehen. »Ich verstehe Ihre Gefühle, Herr Gouverneur«, stellte er leise fest. Etwas in dem, was DeVries gesagt hatte, hatte eine Saite in ihm zum Klingen gebracht, und plötzlich waren all seine Zweifel wieder zurückgekehrt. »Bitte warten Sie in Ihrem MSB-Wagen. Ich… wir werden Ihnen unsere Entscheidung mitteilen.« Er starrte auf den Schreibtisch und hörte kaum, wie sich die Tür hinter dem Gouverneur schloß. Die Stille in dem schäbigen Büro ließ sich schneiden.
»Sie werden seinen Vorschlag doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen?« fragte Vargas und brach das Schweigen. »Woher sollen wir wissen, ob sein ›Freund‹ nicht ein Freies Skye-Schiff befehligt und nur darauf wartet, uns draußen im Raum aufzugreifen, wo wir völlig hilflos sind.«
»Err klang ehrrlich genug, taemindest was seine Dochterr angeht«, stellte McCall nüchtern fest. »Ich dinna fürrchte eine Falle, sonderrn mehrr, was sein Plan fürr die Legion bedeuten würrde.«
Alex drehte sich zu dem alten Caledonier um. »Was könnte an seinem Plan schlimmer sein als das, was von Bülow mit uns anstellen wird? In einem Punkt zumindest hatte DeVries recht. Solange wir uns hier weiter widersetzen, wird das Töten kein Ende finden. Und eines Tages werden uns Blut und Knochen und BattleMechs ausgegangen sein, und was werden wir erreicht haben? Was werden wir paar Menschlein auf lange Sicht für einen Unterschied machen? Wir sind keine Armee, die das Schicksal des gesamten Vereinigten Commonwealth entscheidet. Entweder Richard gewinnt und Skye wird unabhängig, oder Victor wird die Rebellion zerschlagen und alles noch ein paar Jahre länger zusammenhalten. Aber was auch geschieht, es wird geschehen, ganz egal, was wir hier tun. Und inzwischen werden wir auch weiter sterben, wenn wir weiter kämpfen.«
»Wir sind Soldaten«, meinte Vargas und rutschte auf seinem Stuhl herum. »Kämpfen… sterben… das gehört zu unserem Job.«
»Hat dieser Kampf nicht schon zu viele Leben gekostet?« gab Alex zurück. »Die gesamte Besatzung der Antilope… Lowdowski und Royale und Farquhar…« Er begegnete Freya de Villars kaltem Blick. »Ihren Gatten und Ihren Sohn. Jedesmal, wenn wir in den Kampf ziehen, werden wir noch mehr verlieren. Ich werde sie verlieren. Eines Tages wird es Davis Clay sein oder Caitlin oder Sie, Mac, und es wird mein Fehler sein, weil ich nicht aufhören konnte. Weil ich versucht habe, den Platz meines Vaters einzunehmen, und weil diese Menschen da draußen so loyal ihm gegenüber sind, daß sie mir einfach von einem gottverdammten Blutbad ins nächste folgen werden.« Er stand langsam auf. »Entschuldigt, aber ich muß ein paar Minuten allein sein. Ich bin draußen…«
Alex verließ den Raum ohne einen Blick zurück. Die Sonne stieg gerade über den Horizont. Wenn er in die Ferne sah, war es möglich, die Verwüstungen der Kämpfe rundum auszublenden und wieder die rauhe
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