BattleTech 20: Die Stunde der Helden
Kameraden im Jägerhangar des Schiffes wie auf glühenden Kohlen.
»Nimm’s leicht, Junior«, ermahnte ihn Staffelführer Raumhauptmann William ›Hoch Sechs‹ Hobart. »Die Busfahrer wissen schon, was sie tun. Beruhig dich und versuch zu entspannen. Und paß bei deinem nächsten Kommentar auf, daß dein Funkgerät abgeschaltet ist.«
Unter dem ausladenden Flughelm glühten Fergusons Wangen. Hobart, der einzige Veteran der Staffel, hatte ein Talent dafür, ihm das Gefühl zu vermitteln, ein Idiot zu sein. Er wußte, daß er für Hobarts Begriffe ein Grünschnabel war, aber keiner der anderen Piloten der Einheit zog so die Aufmerksamkeit auf sich, wie es Ferguson ständig zu tun schien. Und die Tatsache, daß er aufgrund seiner Trainingsnoten Hobarts Stellvertreter geworden war, half auch nicht.
Natürlich waren sie alle aufgeregt, selbst Hobart, auch wenn er jetzt den abgeklärten Veteranen raushängen ließ. Seit Tagen waren ihr einziges Gesprächsthema die Befehle gewesen, mit denen die Erste New Glasgow-Luft/Raumstaffel des Skye Guards-Regiments für die Glengarry-Mission aktiviert worden war. Die Staffel war erst vor kurzem gebildet worden, nachdem die Waffenlager auf Skye geöffnet und das darin eingelagerte Material den Trainingskadern der verschiedenen Rangerregimenter auf dem Planeten zugänglich gemacht worden war. Noch hatte die neue Luft/Raumeinheit keinen Kampfeinsatz gesehen, aber jetzt hatten sie die Chance, ihre Fähigkeiten unter echten Gefechtsbedingungen zu beweisen.
Die Staffel war als Hauptangriffseinheit für Operation Blackout eingeteilt, die erste Stufe der Invasion des Glengarry-Systems. Die genaue Aufgabe war noch immer Thema ihrer Spekulationen. Die Jäger waren voll bestückt, die taktischen Daten waren in die Bordcomputer eingegeben, aber die Piloten würden ihr Ziel erst kurz vor dem Angriff erfahren. Vor dem Sprung hatte MacGillvray, Fergusons Flügelmann, mit ihm gewettet, daß sie ein Sprungschiff blockieren mußten, um zu verhindern, daß feindliche Landungsschiffe dem Planeten Hilfe brachten. Nach dem Ablauf der letzten Trainingssimulationen auf Skye machte diese Vermutung Sinn.
Ferguson sah wieder auf die Uhr. Das schlimmste an der langen Wartezeit, bis sich die Merkur vom Sprungschiff löste, war die Gelegenheit, über die bevorstehende Schlacht nachzudenken. Er hoffte nur, daß er die Staffel nicht im Stich ließ, nicht unter dem Eindruck eines echten Kampfes den Mut verlor. Der Gedanke, statt elektronischer Simulationsziele auf lebende, atmende Menschen als Gegner zu treffen, machte ihm ebensoviel Angst, wie er ihn erregte.
Aber seine Heimatwelt litt wie viele andere unter dem Joch von Haus Davion, und dieser Krieg war die einzige Möglichkeit für Skye, die Freiheit zu erlangen. Es war ein Krieg – wenn nötig bis aufs Messer. Und Sean Ferguson war entschlossen, seinen Teil beizutragen, gleichgültig was er dazu tun mußte.
In der Castle-Hill-Verteidigungszentrale auf Glengarry starrte Kommandanthauptmann Davis McCall auf die Übertragung auf dem Hauptmonitor, als hoffe er, dort eine bessere Lösung zu finden. »Ich kenn nae anderre Lösung«, meinte er langsam. »Ohne das Sprrungschiff sind wirr abgeschnitten. Tis nae andrrer Weg, mit derr Flotte ferrtig zu werrden.«
»Wenn es Feinde sind«, antwortete de Villar, mehr bei sich als zu McCall gerichtet. »Wenn wir ihr Ziel sind. Für meinen Geschmack sind das zu viele verdammte ›Wenns‹. Rodland muß Position halten, bis wir mehr wissen.«
»Aye«, stimmte McCall mit gerunzelter Stirn zu. »Und mit derr Zeitverrzögrung wird err entscheiden müss’n, ob err ut sprringen muß – und wann. Dass können wirr nae von hierr entscheiden.«
Der amtierende Kommandeur der Legion blickte ihn säuerlich an. »Ich wünschte, die Entscheidung läge bei Katrina Tor. Oder Ilse Martinez. Ich weiß nicht, ob ich die Verantwortung gerne in Rodlands Händen sehe.«
»Du könntest Marrtinez anweisen, den Befehl tae überrnehmen.«
De Villar schüttelte den Kopf. »Dafür ist die Lage zu ernst. Die meisten von Rodlands Offizieren dienen unter ihm, seit sie Rasalhaag verlassen haben. Ich will keine Konfrontation riskieren, die uns womöglich das Schiff kostet. Wir brauchen die Gray Skull, wenn wir überhaupt Hilfe bekommen wollen.«
McCall nickte zögernd. Eine verteufelte Situation, dachte er, in der möglicherweise alle Hoffnungen der Legion an einem Sprungschiff und einem Kapitän von zweifelhaftem Ruf hingen. Ohne HPG-Station
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