BattleTech 20: Die Stunde der Helden
sondern vielmehr, ihre Taten zu feiern und ihr Gedächtnis lebendig zu erhalten. Solange es nur ein Mitglied der Gray Death Legion gibt, das sich an seine Kameraden aus vergangenen Tagen erinnert, bleiben diese Legionäre Teil unserer großen Tradition.« Alex Carlyle trat vom Rednerpult zurück und machte Kadett Gates wieder Platz. Als er sich auf den freien Stuhl zwischen McCall und de Villar setzte, hörte er ein drängendes Fiepen von dessen Armbandcomp. De Villar runzelte die Stirn und preßte einen Knopf auf dem Gerät.
»Normalerweise ist es nicht Sitte, daß ein Zivilist am Heldentag zur
Legion spricht«, erklärte Gates.
»Aber heute werden wir auf Anregung Oberst Carlyles eine Aus
nahme machen, um dem Generalgouverneur von Glengarry die Möglichkeit zu geben, bei uns zu sein. Seine Exzellenz, Generalgouverneur DeVries…«
Alex’ Aufmerksamkeit war auf de Villar gerichtet. Die Miene des Kommandanthauptmanns verdüsterte sich, als er über den winzigen Lautsprecher, der unmittelbar hinter seinem linken Ohr klebte, der Meldung zuhörte.
Dann stand de Villar abrupt auf und berührte McCall an der Schulter. Ohne zu zögern erhob sich auch der Caledonier und folgte seinem Vorgesetzten von der Bühne. Alex schaute ihnen mit einem Gefühl unangenehmer Vorahnung nach. Nur ein wirklich dringendes Problem konnte diese beiden veranlaßt haben, die Zeremonie zu unterbrechen.
Alex war nicht der einzige, der die beiden Kommandanthauptmänner gehen sah. Die Menge bewegte sich unruhig, und der Generalgouverneur blieb kurz stehen und kniff die Augen zusammen, bevor er ans Rednerpult trat. Dann schien er die Störung abzutun.
Roger DeVries war ein großer, eleganter Mann mit silbernem Haar und dünnem grauem Schnurrbart, der ihm ein aristokratisches Aussehen verlieh. Er verneigte sich leicht, als er über die versammelten Legionäre blickte. Als er zu reden begann, war seine Stimme gemessen und glatt, aber von großer Würde. »Soldaten der Gray Death Legion. Ich kann meine Freude darüber, hier und heute bei Ihnen zu sein, um ihre gefallenen Kameraden zu ehren und an die vergangenen Taten zu erinnern, die Ihre Einheit in der gesamten Inneren Sphäre berühmt gemacht haben, nicht in Worte fassen. Ihr Oberst hat mich mit der Erlaubnis, hier zu erscheinen, geehrt. Aber während wir uns an die Vergangenheit erinnern, wollen wir auch in die Zukunft schauen, darauf, was wir tun können, um für diese Welt, Glengarry, neue Hoffnung und neuen Wohlstand zu ermöglichen.«
Alex Carlyle hörte den Generalgouverneur kaum. Seine Gedanken waren weit entfernt vom Paradeplatz, bei McCall und de Villar und hundert Fragen darüber, welche Krise sie wohl fortgerufen hatte.
9
Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
1. April 3056
Die Planetare Verteidigungszentrale lag tief unter dem Fels des Castle Hill in einem gehärteten Stahlbetonbunker, der als militärisches Nervenzentrum Glengarrys diente. Die einzige reguläre Zugangsmöglichkeit war ein Aufzug, der das subplanetare Labyrinth mit den Gebäuden und Kasernen auf der Oberfläche des Castle Hill verband. Es gab eine Reihe von Notausgängen, Tunneln, die durch den Fels zu entfernten, gut versteckten Türen führten, aber die waren nur für den größten Notfall gedacht.
Die verborgenen Kammern der Verteidigungszentrale waren darauf angelegt, ganze Armeen auf planetenweiten Feldzügen zu koordinieren, denn sie stammten aus der Zeit, in der Terras Kolonien noch in der Lage waren, Materialschlachten dieser Art zu organisieren. Heute, in der Zeit der BattleMechs und kleinen Eliteeinsatzeinheiten, war diese Vorgehensweise veraltet. Die gemeinsam vom Grauen Tod und der Planetaren Garde bewachten Gewölbe waren mit der Hochtechnologie der modernen Kriegsführung vollgestellt – Ortungsgeräten, riesigen Computern, Gefechtssimulatoren, Funkkonsolen und was es dergleichen noch gab.
Als sich die Lifttüren öffneten und Davis McCall Gomez de Villar in den Gefechtsleitstand folgte, präsentierten zwei Gardisten in Kilt und hellblauer Uniformjacke zackig das Gewehr. Da der größte Teil der Legion für die Teilnahme an den Heldentagsfeiern freigestellt worden war, fehlten die üblichen Infanteristen.
Die technischen Posten im GLS waren mit Freiwilligen aus der Besatzung des Legions-Landungsschiffes Medea besetzt. Der Kapitän des Schiffes, Oberleutnant David Longo, fungierte als Diensthabender Offizier. Die Medea saß momentan auf dem Raumhafen von Dunkeld fest. Sie
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