BattleTech 20: Die Stunde der Helden
zweite Chance zu bekommen. Selbst eine wohlhabende Söldnereinheit wie die Gray Death Legion besaß nur eine begrenzte Zahl von Ersatzmaschinen, und die würde sie kaum einem Piloten anvertrauen, der bereits einmal einen Mech verloren hatte.
Aber wenn Gates den Mech aufgeben mußte, würde Alex dafür sorgen, daß der Mann eine Chance zum Aussteigen hatte, und er würde ebenso verbissen für dessen Rettung kämpfen wie er es für den Rückzug des Mechs getan hätte. Trotz der alten Spruchweisheit, derzufolge Menschenleben billig waren, BattleMechs jedoch nicht, stand in der Gray Death Legion der Mensch im Vordergrund. Das hatte Grayson Carlyle von Beginn an gepredigt. Mit oder ohne Dunkelfalke, Alex würde alles in seiner Macht stehende tun, um Gates vom Schlachtfeld zu bringen… oder mit ihm untergehen.
Als er sich dem beschädigten Mech näherte, bremste Alex ab. Gates hatte die Maschine hinter einem Felshaufen in Deckung manövriert. Es war eine taktisch ausgezeichnete Position, die ihn vor der besten feindlichen Aufmarschlinie abschirmte und ihm ein ausgezeichnetes Schußfeld über eine freie Ebene sicherte. Alex’ Meinung über den unerfahrenen Mechpiloten stieg. Anscheinend hatte Gates den Mech in die Felsen bewegt, nachdem der Hüftaktivator ausgefallen war, und das konnte ihm nicht leichtgefallen sein.
Eine Bewegung am entfernten Ende der freien Ebene erregte Alex’ Aufmerksamkeit. Das Bild, das auf den Hauptschirm sprang, als er die Optik darauf ausrichtete, entlockte ihm einen Fluch.
Es war der feindliche Kampftitan. Seine gedrungene Silhouette und die hohe Cockpitkuppel waren unverkennbar. Der wuchtige überschwere Mech war mit einer Mischung aus Lasern, Kurzstreckenraketen und Maschinengewehren bestückt, aber die tödlichste Waffe der Maschine war die Donal-Partikelprojektorkanone in der linken Hand. Wegen der Reichweite und furchtbaren Vernichtungskraft der PPK fürchteten MechKrieger sie mehr als alle übrigen Waffen im Arsenal des Mechs. Wie die Raketen des Schütze war auch die PPK eine Langstreckenwaffe, die im Nahkampf wenig ausrichtete.
Zu Alex’ Pech besaß der Kampftitan jedoch auch genügend mittelschwere Laser, die speziell für Gefechte auf kürzere Distanz ausgelegt waren. Wenn es zu einem Nahkampf kam, war die größere Maschine beiden Gray-Death-Mechs überlegen, und ihre schwere Panzerung vergrößerte diesen Vorteil nur noch.
Der Kampftitan verschwand langsam hinter demselben Hügelkamm, den die leichteren Mechs als Deckung ausgenutzt hatten. Das Gelände würde ihn rund eine Minute verdecken, aber danach würde er in ihrer unmittelbaren Nähe wieder auftauchen. Sie mußten eine Verteidigung vorbereiten, bevor es soweit war.
Alex kaute auf seiner Unterlippe und versuchte sich alles ins Gedächtnis zurückzurufen, was er über den Kampftitan gelernt hatte. Er erinnerte sich an Kommandanthauptmann Davis McCall, den Waffenmeister des Gray Death, und seine ständige Ermahnung an die Kadetten: Es gibt immer ein Gegenmittel. Alex brauchte dieses Gegenmittel nur zu finden. Bevor es zu spät war.
Dann hatte er es. Seine Finger flogen bereits über die Tastatur des Feuerleitcomputers, als er den Takfunkkanal zu Gates öffnete.
»Drei, wir brauchen deine Kanone.« Der Dunkelfalke besaß eine Armstrong Jll-Autokanone, eine Schnellfeuerwaffe, die höchste Treffsicherheit und Durchschlagskraft in sich vereinte. Es gab schwerere Autokanonen in der Inneren Sphäre, aber kaum bessere. Und bei dieser Taktik kam es nicht auf Brachialgewalt sondern auf Genauigkeit an. »Brich die Reparatur ab und mach dich bereit, auf mein Zeichen den dicken Brocken anzugreifen.« Er machte eine Pause und gab die letzte Sequenz in den Feuerleitcomputer ein. Es war ein enormes Wagnis. Ein vorprogrammiertes Bombardement konnte im Chaos des Gefechts durch die kleinste unvorhergesehene Entwicklung völlig danebengehen, aber solange das Verhalten des Ziels den Parametern entsprach, die er eingegeben hatte, würde der Angriff weitaus zielgenauer erfolgen. Und es würde einfacher sein, die Aktionen der beiden Verteidiger zu koordinieren, wenn die Feuerdaten im voraus berechnet waren. »Ich überspiele die Zieldaten.«
Die Reaktion des jüngeren Piloten war nervös. »Äh… Skipper, ich weiß nicht…«
»Verdammt, Gates«, preßte Alex durch zusammengebissene Zähne, »Wir haben jetzt keine Zeit für Diskussionen!«
»Aber ich soll hier mit allem losschlagen, was ich habe, Skipper! Und meine Temperatur ist noch
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