BattleTech 20: Die Stunde der Helden
zusammen. Er traute seinen Ohren nicht. Hinter ihm flüsterte McCall »Ich glaub es nae!« Das konnte Alex voll unterschreiben.
»Tut mir leid, Miss. Die KommZentrale ist auf Befehl des Generalgouverneurs geschlossen.«
Caitlin DeVries stierte den Gardisten, der in seinem Kilt die Tür zum Hauptkommunikationskomplex auf Castle Hill blockierte, wütend an. Nachdem sie auf dem Monitor in ihrer Suite die Erklärung ihres Vaters gesehen hatte, war sie losgerannt, um nach ihm zu suchen. Sie fragte sich, warum er nicht nach ihr geschickt hatte, wenn er die ganze Nacht an dieser Krise gearbeitet hatte. Immerhin war sie jetzt angeblich seine Adjutantin. Wenn er und Kommandanthauptmann de Villar mit den Separatisten verhandelt hatten, hätte sie irgendwie daran beteiligt sein müssen, selbst wenn dies sich darauf beschränkte, Notizen zu machen oder Tee aufzubrühen. Waren das nicht die Aufgaben einer Adjutantin?
Der Inhalt der Erklärung machte ihr auch zu schaffen. Die Legion, die sie kannte, hätte einem solcher Handel nicht zugestimmt. Sie fragte sich, was Alex Carlyle von diesen Verhandlungen hielt. Sein Vater war berühmt dafür, zu seinen Prinzipien zu stehen, selbst wenn es die Legion in Gefahr brachte…
Sie verdrängte den Gedanken und konzentrierte sich auf das unmittelbare Problem. »Wissen Sie, wer ich bin, Corporal?«
»Die Tochter des Generalgouverneurs, Miss«, erwiderte der Gardist mit unbehaglicher Miene. »Aber das…«
»Außerdem bin ich auch noch MechKriegerkadettin, und soweit ich es weiß, ist auch der unterste MechKriegerrang höher als jeder der Planetaren Garde.«
»Ähem, ja, Miss, aber meine Befehle…«
Sie klopfte auf die Armbinde, um die sie ihre Uniform erweitert hatte. Die Binde zeigte die Sichel des Planeten vor dem rotgrünen Schottenmuster der Streitkräfte Glengarrys. »Und ich bin die Adjutantin Seiner Exzellenz. Wenn Sie wollen, können Sie die Befehle in den Computeraufzeichnungen überprüfen.« Sie machte eine Pause. »Wollen Sie jetzt behaupten, die Befehle des Generalgouverneurs sollen mich daran hindern, mit ihm in Verbindung zu treten? Das würde meinen Vater sicher sehr interessieren, wenn ich ihm davon berichte. Meinen Sie nicht auch?«
»J-ja, Miss… ich meine, nein, Miss…« Der Gardist trat beiseite und betätigte den Öffnungsknopf der Tür. Seine Tonfall wechselte von Herablassung zu militärischer Respektbezeugung, als er Haltung annahm und salutierte. »Bitte um Verzeihung, daß ich Sie aufgehalten habe, Ma’am.«
Caitlin schenkte ihm ein frostiges Lächeln und trat durch die Tür. Sie wand sich nach rechts und stieg eine kurze Treppe zur Kontrollkabine über den Videostudios der Residenz hoch. Dort konnte sie warten, bis ihr Vater seine Rede beendet hatte, ohne die Sendung zu stören.
Die Kabine bestand aus einem einzelnen schmalen Zimmer, von dem aus man durch ein Transplastfenster in die Studios hinabblicken konnte. An einer einzelnen Instrumentenbank kontrollierten vier Techniker alle Studiofunktionen, von den automatischen Kameras über den Ton bis zu computergesteuerten Spezialeffekten. Niemand sah hoch, als Caitlin eintrat, und sie tat ihr Bestes, um nicht zu stören. Statt dessen reckte sie den Hals und beobachtete das Treiben unter sich…
Kommandanthauptmann de Villar hatte noch das Wort. Er erklärte, wie eng die Offiziere des Grauen Todes mit dem Generalgouverneur zusammenarbeiten mußten, um die letzten Einzelheiten der Neutralitätsvereinbarung umzusetzen. Er las seinen Text in sehr sorgfältiger, fast gestelzter Form ab. Das Ganze unterschied sich erheblich von dem lebendigen Redefluß, den Caitlin bei den wenigen Vorlesungen erlebt hatte, die er vor den Kadetten in Brander gehalten hatte. Von Zeit zu Zeit wanderten seine Blicke vom Teleprompter und der automatischen Kamera an einen Punkt, den Caitlin von ihrer jetzigen Position aus nicht sehen konnte. Der Ausdruck in seinen Augen störte sie. Irgend etwas stimmte nicht…
Sie lehnte sich weiter vor und sah endlich auch die anderen Personen im Studio. Zunächst ihren Vater, der vorgebeugt in einem Stuhl außerhalb des Kamerabereichs saß und dem Major mit einer Aufmerksamkeit zuhörte, die selten für ihn war.
Und dann sah sie die drei Gardisten, die um Freya King de Villar standen.
Die Frau des Kommandanthauptmanns trug ein zerrissenes Nachthemd und Pantoffeln. Ihr Haar war zerwühlt, und sie war geknebelt. Einer der Männer preßte eine Nadlerpistole an ihren Hals, während ein anderer
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