BattleTech 20: Die Stunde der Helden
Mit Gestik und Tonfall vermittelte er Ruhe und Gelassenheit. »Lassen Sie mich schließen, indem ich Sie noch einmal alle bitte, ruhig zu bleiben und die weitere Entwicklung abzuwarten. Ich versichere Ihnen, Glengarry ist nicht in Gefahr, und mit etwas Vernunft auf allen Seiten bin ich sicher, daß wir diese Schwierigkeiten mit minimalen Folgen überstehen können. Vielen Dank, und Gott segne Sie.«
McCall murrte vor sich hin und griff über Alex’ Schulter nach dem Ausschaltknopf. »Ich weiß nae, was in ihn gefahren ist«, knurrte der Caledonier.
Bevor er weiterreden konnte, summte die Sprechanlage. Alex drückte den entsprechenden Knopf und starrte in die nichtssagenden Züge Feldwebel Yus, eines der diensttuenden Unteroffiziere der Legion.
»Sir, hier ist Posten Vier. Ich habe hier ein Dutzend Offiziere und Techniker, die angeblich von Gouverneur DeVries den Befehl haben, in der VZ die Wache zu übernehmen.«
Kommandanthauptmann McCall lehnte sich in den Kamerabereich. »Das ist nae üblich, Feldwebel.«
Ein anderes Gesicht erschien auf dem Schirm. »Herr Kommandanthauptmann, ich bin Hauptmann Holmes von der Planetaren Garde. Der Generalgouverneur und Ihr Kommandanthauptmann de Villar bitten Sie und Ihren Stab, zu einer Konferenz in die Residenz zu kommen. Wir sollen alles im Auge behalten, solange Sie an der Oberfläche sind.« Er grinste. »Sie wissen schon, im Geiste der Zusammenarbeit und so weiter.«
McCall schien zu zweifeln, aber dann nickte er. »Aye, wird Zeit, daß wirr diesen Schlamassel klärren. Lassen Sie sie rrein, Feldwebel.« Er nickte einem der Techs zu, den Aufzug freizugeben. Der war blockiert worden, als der Alarmzustand ausgerufen worden war, und konnte nur noch von hier unten bedient werden.
Holmes und seine Techs trafen wenige Sekunden später ein und lösten McCall formell und mit der Aufforderung ab, den Stab an die Oberfläche zu bringen. Alex schloß sich McCall und den übrigen Offizieren bei der Fahrt zur Residenz an. Aus den kurzen Gesprächen wurde deutlich, daß den Gray-Death-Offizieren diese Situation ebensowenig behagte wie ihm. Er hoffte, daß de Villar sie oben erwartete. Vielleicht konnte er erklären, was hier vor sich ging.
Aber der Kommandanthauptmann war nirgends zu sehen, als sich die Kabinentüren öffneten. Statt dessen starrten Alex und die anderen in die Gewehrmündungen eines ganzen Trupps Planetarer Gardisten. Anstatt der üblichen Uniformjacken und Kilts steckten sie in voller Kampfpanzerung. Hinter ihnen waren weitere Truppen zu sehen, die Feldwebel Yu und die übrigen Legionsposten bewaffnet vor sich hertrieben.
»Auf Befehl des Generalgouverneurs stehen Sie alle unter Arrest«, erklärte der Anführer der Gardisten. »Händigen Sie uns Handfeuerwaffen und Armbandcomps aus. Wenn Sie kooperieren, wird Ihnen nichts geschehen. Wenn Sie sich widersetzen, werden Sie es bereuen. Wir haben bereits zweiunddreißig Ihrer Angehörigen in Gewahrsam. Sie würden den Preis für ein Fehlverhalten Ihrerseits zahlen müssen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Niemand antwortete. Dann trat McCall langsam vor und hob die Arme. Die anderen taten es ihm gleich. Ihnen blieb nichts anderes übrig.
20
Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
2 . April 3056
Caitlin DeVries ballte in schierer Frustration die Fäuste. Sie suchte nach irgend jemand oder irgend etwas, woran sie ihre Enttäuschung auslassen konnte, bevor sie davon verzehrt wurde.
Wie konnte ihr Vater nur auf die Idee kommen, die Legion zu verraten? Der bloße Gedanke bereitete ihr Übelkeit.
Sie hatte immer gewußt, daß seine Haltung der Gray Death Legion gegenüber bestenfalls zwiespältig war. Grayson Carlyle und seine Söldner hatten Roger DeVries zum Generalgouverneur gemacht. Er hatte den Posten seit zwei Jahren inne. In dieser Zeit hatte er eng mit der Legion zusammengearbeitet und anscheinend eingesehen, daß sie Glengarry viel Gutes bringen konnte.
Aber gleichzeitig hatte er sich einige Bemerkungen erlaubt, die seine grundlegende Abneigung gegen die Söldner entlarvten. Kurz nach ihrer Ankunft hatten sie viel getan, um die Ordnung auf dem Planeten wiederherzustellen, aber inzwischen war das Verhältnis eher einseitig geworden. Glengarry lieferte ihnen alles, was sie brauchten, erhielt aber sehr wenig zurück. Zumindest behauptete das ihr Vater. Und er hatte der Entscheidung seiner Tochter, sich beim Grauen Tod zu verpflichten, nur sehr zögernd seinen Segen gegeben.
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