BattleTech 20: Die Stunde der Helden
der Sendung erfahren hatte, und King war schon wieder auf dem Rückweg. Vielleicht konnte Clay jetzt doch noch etwas an den Kissen horchen…
Er nahm das Gespräch an. Das Bild auf dem Schirm stammte offensichtlich aus einer öffentlichen Komm-Zelle in einer der größeren Städte Glengarrys. Er konnte Gebäude im Hintergrund sehen, und unter der Stimme des Anrufers lag Verkehrslärm.
»Mein Name ist MacDonald«, stellte sich der Mann auf dem Schirm vor. Akzent und Kleidung wiesen ihn als Einheimischen aus, wahrscheinlich ein Arbeiter. Er wirkte entfernt vertraut, aber Clay konnte sich nicht erinnern, wo er ihn schon einmal gesehen hatte.
Der Mann war außer Atem, aber die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. »Ich rufe für Kadettin Caitlin DeVries an, aus Dunkeld. Sind Sie Kadett Clay? Ihre KommTechs haben gesagt, sie stellen mich durch…«
»Langsam«, bremste Clay den Mann. »Ja, ich bin Clay. Was ist los? Ist sich Caitlin zu fein, um noch mit uns ordinären Kadetten zu reden, seit sie einen Adjutantenposten hat? Ich hätte nie gedacht, daß sie einen Sekretär braucht, um ihren Kameraden etwas mitzuteilen.«
»Bitte, Kadett. Es ist dringend. Sie hat gesagt, ich soll Ihnen mitteilen, daß ich das direkt aus dem Mund des Centurion habe. Die Nachricht lautet: Kommandanthauptmann de Villar arbeitet nicht freiwillig mit ihrem Vater zusammen. Seine Frau wird als Geisel benutzt…«
Clay hörte mit wachsendem Entsetzen zu. Er konnte es kaum glauben, aber wer außer Caitlin oder jemand anders aus Brander konnte wissen, welchen Mechtyp sie führte? »Es ist keine Zeit zu verlieren«, schloß der Mann mit drängender Stimme ab. »Die junge Miss DeVries wurde… wurde festgenommen. Von den Leuten ihres Vaters. Planetare Garde…«
Clay sah hoch. Gerade trat King ins Zimmer. »Sir, ich glaube, das sollten Sie hören. MacDonald, bitte wiederholen Sie die Botschaft für OD1 King…«
Einen Augenblick versuchte er sich einzureden, daß dies alles nur ein Irrtum war, vielleicht ein Kadettenstreich. Aber kein Kadett im Grauen Tod hätte einen derartigen Streich gewagt, nicht einmal Clay selbst. Tief im Innern wußte er, daß die Nachricht stimmte, so bitter es auch war.
Und er wußte, was das für die Gray Death Legion bedeutete…
21
Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
4. April 3056
Alex Carlyle wälzte sich unruhig auf der schmalen Pritsche. Er versuchte sich zu entspannen, aber es hatte keinen Zweck. Nach zwei Ta
gen erzwungenen Nichtstuns war er nervös und aufgebracht. Er konnte einfach nicht schlafen. Bald würde der Morgen grauen, der zweite Morgen, seit Gouverneur DeVries die Führungsspitze des Grauen Todes in den Militärkerker von Castle Hill hatte werfen lassen. In der ganzen langen Nacht Glengarrys hatte Alex kaum mehr als ein, zwei Stunden unruhig geschlafen.
Schließlich gab er den aussichtslosen Kampf auf und schwang die Füße auf den kalten Steinboden. Die Zelle war gerade groß genug für die Pritsche, ein Waschbecken und eine zum Bett, aber nicht zur Tür hin sichtgeschützte Toilette. Die meisten der während des Coups gefangenen Offiziere waren in diese alten Zellen gesperrt worden, die normalerweise nur für kurze Aufenthalte im Militärstrafvollzug benutzt wurden. McCall oder de Villar hatte seitdem niemand mehr gesehen, und die verheirateten Offiziere wurden irgendwo anders festgehalten. Alex fragte sich zum wiederholten Mal, wo Caitlin DeVries war. Hatte sie die Legion ebenfalls verraten, wie ihr Vater? Noch vor wenigen Tagen wäre ihm dieser Gedanke nicht gekommen, aber jetzt schien nichts mehr unmöglich.
Alex stand auf und ging zu dem schmalen, gesicherten Transplastfenster, das auf den Paradeplatz des Castle Hill blickte. Es war schwer vorstellbar, daß dort eine Heldentagsfeier stattgefunden hatte, erst recht, wenn er daran dachte, daß dies erst drei Tage zurücklag. So viel hatte sich seither verändert…
Und so viel mehr würde sich in den nächsten Tagen noch verändern. Die Armada des Freien Skye würde morgen, spätestens übermorgen, die Umlaufbahn erreichen. Damit war dann alles gelaufen. Danach zu schließen, was er von den Gesprächen der Wärter mitbekommen hatte, waren die meisten Unteroffiziere und Mannschaften der Legion noch frei, aber ganz besonders nach Kommandanthauptmann de Villars Ansprache war ein eigenmächtiges Handeln von deren Seite nicht zu erwarten. Die meisten glaubten wahrscheinlich, der Kommandostab würde schwer arbeiten. Der
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