BattleTech 20: Die Stunde der Helden
eine Gruppe von Soldaten, die auf den Greif zurannten. Sie trugen eine Mischung aus Gefechtsanzügen und der üblichen Gardeuniform aus Jacke und Kilt. Die meisten waren mit Automatikgewehren bewaffnet. Die konnte er beruhigt ignorieren.
Aber einer von ihnen schleppte einen KSR-Werfer, und der zumindest stellte eine Gefahr dar.
Clay zögerte. Niemand in Brander hatte sich darauf gefreut, gegen die Gardisten kämpfen zu müssen. Schließlich waren dies keine echten Feinde wie Kurita-Truppen oder die Skye-Rebellen. Das hier waren nur einfache Milizionäre, die Befehle der rechtmäßigen planetaren Regierung befolgten, auch wenn die verbrecherisch waren. Davis Clay wollte keinen von ihnen umbringen, aber sie versperrten ihm den Weg. Während er noch um eine Entscheidung rang, hatte der Gardist seinen KSR-Werfer fertig. Bevor Clay reagieren konnte, schoß eine Rakete aus dem Werferrohr. Als der Sprengkopf voll in die Brustpartie des Greif einschlug, stolperte der Kampfkoloß nach hinten, aber Clay fing ihn ab und hielt ihn aufrecht. Der Gardist schien vom Ergebnis des Angriffs überrascht. Bis auf ein paar Kratzer in der Torsopanzerung war der Greif unbeschädigt. Einer der Soldaten warf sein Gewehr weg und ergriff die Flucht, aber der KSR-Schütze lud hastig seine Waffe für einen zweiten Versuch nach. Es war eine Schande, daß ein so tapferer Mann sinnlos sterben sollte.
Clay bewegte den Mech nicht. Seine Gedanken rasten. Der Greif war für den Nahkampf nicht ausgerüstet. Sein Arsenal beschränkte sich auf eine Partikelprojektorkanone und Langstreckenraketen. Er besaß keine Infanterieabwehrwaffen, und Clay wollte nicht mit den riesigen Händen und Füßen der Maschine zwischen die Soldaten waten. Möglicherweise würde das eines Tages irgendwo notwendig werden, aber er konnte sich nicht dazu durchringen, diese Glengarrianer hier und jetzt wie Insekten zu zertreten.
Vielleicht bist du deshalb immer noch ein Kadett, höhnte eine winzige Stimme in seinem Hinterkopf. Aber Clay ignorierte sie. Es gab nun einmal Dinge, die er nicht zu tun bereit war.
Dann fand er eine Lösung. Er handelte, als gerade eine zweite Rakete auf einem Schweif aus Feuer und Rauch aus der Mündung des Raketenwerfers stieg. Clays Finger tanzten über die Kontrollen und rissen den Greif mit einem kurzen Schub der Sprungdüsen in die Luft. Der Andruck preßte ihn in die Pilotenliege, und der gewaltige Metallriese hüpfte über die Stellung des KSR-Schützen hinweg.
Einen Augenblick sah Clay die nach oben gerichteten Gesichter, dann schossen die Planetaren Gardisten auseinander. Der Anblick der gigantischen gepanzerten Maschine über ihren Köpfen hätte selbst kampfgestählte Veteranen entnervt, von der durch die Sprungdüsen ausgelösten Druck- und Hitzewelle, die über die Männer dort unten hinwegfegen mußte, ganz zu schweigen.
Der Greif kam sauber nieder, und Clays Neuralverbindung kontrollierte die Balance des BattleMechs nahezu instinktiv. Sein Sichtschirm zeigte keine Spur der Verteidiger, abgesehen von einem kurzen Blick auf einen einzelnen Gardisten, der geradewegs auf Senior-Tech Kings Infanteriezug zu floh, dessen Schwebetransporter soeben mit voller Fahrt durch die Mauerbresche kam.
Clay richtete seine Aufmerksamkeit wieder nach vorne. Mit Lichtverstärkern konnte er im Morgengrauen so klar sehen wie am hellen Tag. Der Greif stand direkt vor dem Zaun, der den Militärbereich des Castle Hill markierte. Dahinter lag die Residenz. Über den Paradeplatz hasteten Gestalten, aber der Widerstand hier schien auch nicht besser organisiert als das, was ihm bereits begegnet war.
Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht, konnte Kings Plan doch funktionieren…
22
Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
4 . April 3056
»Es ist mir egal, wie sie aussehen, zur Hölle!« schrie Hauptmann Max Walthers in den Kommunikator. »Sie werden dafür sorgen, daß Ihre Leute kämpfen, selbst wenn Sie jeden, der die Flucht ergreift, persönlich abknallen müssen! Haben Sie das kapiert, Lieutenant? Oder muß ich Ihnen das Verfahren erst demonstrieren – am eigenen Leib?«
Walthers schaltete ab, ohne auf die Antwort des Gardeoffiziers zu warten. Zur Hölle damit, dachte er verbittert. Seine Hochherrlichkeit scheint die Sache gehörig verbockt zu haben.
Walthers durchquerte das Zimmer und trat an ein Fenster, von dem aus er den Militärbereich der Anlage überblicken konnte. Er wußte nicht, welcher Bürohengst dieses Büro der
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