BattleTech 20: Die Stunde der Helden
steigen.
»Hauptmann Radcliffe, konzentrieren Sie sich auf die Union.« Radcliffes Panzerzug umfaßte drei Haras s er -Raketenlafetten, von denen zwei mit KSR-Werfern und die dritte mit einem schwereren LSRSystem bestückt waren. Die Schwebelafetten besaßen zwar nicht die Schlagkraft eines ArtillerieMechs, aber sie waren schnell und beweglich. Sie konnten dicht heranfahren, feuern und sich ebenso schnell wieder zurückziehen, bevor die Landungsschiff-Kanoniere reagieren konnten – zumindest in der Theorie. Zusammen mit dem Beschuß durch Carlyles Schütze garantierte es zumindest, daß die Besatzung der Union die Legion zur Kenntnis nahm.
Alex wartete auf das rote Aufblinken des Fadenkreuzes, dann drückte er kurz hintereinander die Feuerknöpfe beider Raketenlafetten. Der Schütze erbebte unter dem Rückstoß von vierzig aus ihren Abschußrohren aufsteigenden Raketen.
Das Landungsschiff hob langsam und erhaben vom Boden ab, aber als es sich einmal wie ein prähistorisches Monster, das aus äonenlangem Schlaf geweckt worden war, vom Asphalt gelöst hatte, wurde es immer schneller. In der unteren Hälfte der Rumpfkugel zuckte eine Serie von Explosionen auf, als ein Teil von Alex’ Raketen ihr Ziel fand, aber er verzichtete darauf, die Schadenseinschätzung aufzurufen. Er wußte, daß der Schaden nicht ausreichte, die massive Panzerung zu durchschlagen. Noch nicht.
Während er auf die grünen Lämpchen wartete, die den Abschluß des Nachladens kennzeichneten, kam Alex ein anderer Gedanke. Er schaltete auf die Privatverbindung zu McCall um. »Kommandanthauptmann«, begann er, und fühlte sich gleichzeitig dumm und besorgt. »Achten Sie auf die Jäger, die der Tower gemeldet hat?«
»Sie sind noch nae auf meinem Schirm, Laddie«, antwortete McCall. »Aber ich achte auf sie. Wenn es hierr unten tae heiß fürr sie wirrd, kannst du darrauf wetten, daß die Bastarde sie rrunterrrufen, um ihrren Arrsch zu rretten.« Nach einer kurzen Pause sprach er weiter. »Kümmerr dich um die Prrobleme hierr unten, Alex. Ich behalt’ den Himmel im Auge.«
Alex warf einen Blick nach links und betrachtete die hochaufragende Gestalt von McCalls Highlander. Das war eine alte Mechkonstruktion. Der Highlander war mit einem äußerst treffsicheren Gaussgeschütz und noch besseren Zielerfassungs- und Feuerleitsystemen bestückt als ein Kampfschütze. Selbst heutzutage waren Mechs dieses Typs in den Nachfolgerstaaten so selten wie Hühnerzähne. Sie waren mit dem Untergang der Sternenbundtechnologie verschwunden, aber die Konstruktionsdaten waren im Gray-Death-Kernspeicher verzeichnet gewesen, bei dessen Rettung McCall Carlyles Vater vor Jahrzehnten auf Helm geholfen hatte. Der Caledonier hatte der Versuchung eines Mechs mit dieser Typenbezeichnung nicht widerstehen können, und das meiste seiner Beteiligung an den Profiten der Legion steckte in dieser Maschine, die er zu Ehren eines berühmten Sieges der Schotten über die Engländer in der Frühzeit Terras Bannockburn getauft hatte. Er hatte den Highlander für die Heldentagsfeiern in einem Schottenmuster bemalt, und bis jetzt war keine Zeit gewesen, die Lackierung zu ändern. Jetzt stand der Mech wie ein riesenhafter schottischer Clansmann auf dem Asphalt, und seine Geschütze bewegten sich langsam hin und her, während McCall den Himmel nach den ersten Anzeichen feindlicher Luftunterstützung absuchte.
Alex zwang Augen und Gedanken zurück auf die Kontrollen. Er konnte sich jetzt keine Ablenkung leisten. Das Gefecht hatte begonnen.
Ein halbes Dutzend roter Warnlämpchen leuchtete auf Caitlins Kontrollen, und eine Warnsirene heulte in ihren Ohren. Von dem in ihre Augen tropfenden Schweiß halb blind, kniff sie die Augen zusammen und versuchte, eine PPK auf den Kriegshammer zu richten.
Ihre Faust krampfte sich um den Auslöser des linken Steuerknüppels, aber es geschah nichts. Dann sah sie das rote Licht über der Statusanzeige der linken PPK und stieß einen Fluch aus. Der Kriegshammer hatte ihren Marodeur noch zweimal kurz hintereinander mit vernichtender Gewalt angegriffen, und sie hatte nur einmal zurückfeuern können. Der Computer meldete zwei drohende Panzerungsdurchschläge, und das Kühlsystem drohte zusammenzubrechen. Und nun das.
Ihre einzige Hoffnung lag in der Hitze, die der gegnerische Mech bei seinen Angriffen entwickelt haben mußte. Kein Kühlsystem war in der Lage, die volle Abwärmeentwicklung so vieler gleichzeitig abgefeuerter Energiewaffen zu absorbieren.
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