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BattleTech 22: Fernes Land

BattleTech 22: Fernes Land

Titel: BattleTech 22: Fernes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Rice
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über die Sichtprojektion. Vost konzentrierte sich.
    Als erste Daten erhielt er Mechtyp und Identifikation des Ziels. Das wußte er alles schon. Als nächstes folgten Antriebsdaten und Wärmestatus. Der LTV 160-Reaktor war voll betriebsbereit, die Betriebstemperatur deutlich im Normalbereich. Die Sensoren tasteten den Bergan VII-Rumpf ab – ein Fehler! Jetzt konzentrierte Vost sich wirklich. Der Mech bewegte sich nicht, drehte nicht einmal den Torso. Er war die perfekte Zielscheibe. Er fühlte das Adrenalin durch seine Adern strömen. Ein sicherer Abschuß. Er zog den FLUM in eine weite Kreisbewegung, um das Ziel von hinten anzufliegen, und als er fast direkt über dem bewegungsunfähigen Heuschreck war, rammte er den Knüppel nach links vorne. Der FLUM rollte in einen sauberen Immelmann und stieß wie ein Blitz nach unten.
    Jacobs und Goodall im Innern des Heuschreck hatten den FLUM auf ihren Schirmen, seit er über dem Berg aufgetaucht war. Sie hatten verzweifelt versucht, das festgefressene Servogestänge wieder zu lösen, aber die Kälte, die Belastung der langen Reise und die vernachlässigte Wartung machten ihnen ein dicken Strich durch die Rechnung. Mit genügend Zeit und genau plazierter Wärmeeinwirkung wären sie in der Lage gewesen, das blockierte Gelenk wieder in Bewegung zu setzen, aber in diesem Augenblick hatten sie weder das eine noch das andere.
    Im FLUM-Cockpit richtete Vost die Zielerfassung auf das Kanzeldach des Heuschreck. Er stieß den Schubhebel bis zum Anschlag nach vorne, und die AVRTech-Triebwerke reagierten. Die Antriebsflammen schlugen dreißig Meter weit aus den Düsenöffnungen des kreischend nach unten stoßenden FLUM. Im Innern des Bordcomputers, der die verschiedenen Systeme der Maschine überwachte, registrierte die Warnschaltung den Verbrauch der letzten Brennstoffreserven und reagierte, indem es Elektronenimpulse an das Warnlicht auf der Konsole unmittelbar vor dem Piloten sandte. Ein Impuls in der Sekunde, sechzig in der Minute, mehr als dreitausend in der Stunde. Bis der Brennstofftank wieder gefüllt wurde.
    Vost sah das Warnlicht nicht. Es gab keines. Aber er fühlte, wie die letzten Tropfen Brennstoff durch die heulenden Turbinen jagten. Die gesamte Konsole flammte rot auf. Warnlichter nahmen ihm die Sicht, Sirenen heulten in seinen Ohren, so laut, daß seine Zähne schmerzten. Er riß den Steuerknüppel nach hinten, sah, wie die Zielerfassung den Heuschreck verlor. Dann stürzte der Boden mit unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu. Das Staufach über seiner linken Schulter sprang auf, und ein goldener Weinkelch fiel polternd auf die Armaturen. Dann noch einer, und noch einer. Er starrte nur ungläubig darauf. Fünf Kilometer entfernt drehte Seagroves sich um, als er die Triebwerke mitten im Sturzflug verstummen hörte. Er konnte den Aufprall nicht sehen, aber der in den Himmel steigende Feuerball und die Schockwelle, unter der einen Moment später der Boden unter seinen Füßen erbebte, ließen keinen Zweifel, was geschehen war. Er griff in die Brusttasche nach dem Panther Entkoppler.
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    Seagroves und Pesht redeten über den frühen, vermeidbaren Tod ihres Kommandeurs, aber keiner der beiden Söldner war über den Verlust sonderlich betrübt. Seagroves war etwas verärgert über die Vernichtung des FLUM, aber ohne Brennstoff für die Düsentriebwerke war der Feuerfalken-FLUM nur ein übergewichtiger BattleMech. Und keiner der beiden wußte genau, welche Vertragsbedingungen Vost unterschrieben hatte. Sie entschieden sich, zurück nach Usugumo zu marschieren und von vorne zu beginnen. Schließlich war der Vertrag erfüllt. Sie hatten die Rebellen über die Berge getrieben und ihre Mechs vernichtet. Sie konnten sich dessen zwar nicht hundertprozentig sicher sein, aber andererseits konnte ihnen auch niemand das Gegenteil beweisen. Wenn die Raubtiere und der Hunger sie nicht erledigten, würden sämtliche Tetaetae und Deserteure wahrscheinlich im Hochgebirge erfrieren. Der Panther und die Speerschleuder drehten nach Westen ab, in Richtung der fernen Flußebene.
    Hinter ihnen im Hochgebirge stolperte der Flüchtlingszug weiter. Der Heuschreck war mit viel Hingabe und Anstrengung wieder in Bewegung gesetzt worden, aber es waren die Bewegungen eines müden alten Mannes. Er marschierte nicht mehr gleichmäßig, sondern bewegte sich mit zögernden, abrupten Schritten, die drohten, Dakodo von seinem Platz auf dem Rumpf zu werfen.
    Der Dienst im und am Heuschreck war hochbegehrt.

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