BattleTech 22: Fernes Land
schwere, gutgepanzerte Maschine, aber der Triebwerksschub bei der Landung konnte lose Objekte aufwirbeln und mit erstaunlicher Wucht umherschleudern. Wenn ein Fremdobjekt in eine der AVRTech 125-Düsen gesogen wurde und deren Innenleben verwüstete, war das für den Mech nicht minder fatal als ein direkter PPK-Treffer. Seagroves beschwerte sich über mangelnde Sorgfalt der die Söldner begleitenden Enklaventruppen. Vost sagte ihm, wohin er sich seine Beschwerde stecken konnte.
»Dein Problem«, stellte Vost mit dem höhnischen Grinsen fest, das inzwischen zu einem permanenten Gesichtsausdruck geworden war, »ist Angst vor dem Fliegen. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber je länger ihr Typen da oben seid, desto schneller verliert ihr jeden Mumm. Ich bin überrascht, daß man euch Piloten keine Windeln zuteilt, damit die Uniformhosen trocken bleiben. Ich wette, Hoond verbringt mehr Zeit damit, deine Hosen zu waschen, als den FLUM zu warten.«
Seagroves ballte frustriert die Fäuste. »Ich bin ein Profipilot, und ich habe vor, am Leben zu bleiben. Wenn man vier Kilometer über der Planetenoberfläche hängt, ist ein Sturz etwas anderes als in einer eurer Bodenmaschinen. In der Luft kann jeder Fehler der letzte sein. Wenn durch irgendeinen Fehler eine Brennstoffleitung reißt, ein Wärmesensor ausfällt oder eine Klappenkontrolle blockiert, kann das den Tod bedeuten. Ihr hier unten braucht nicht mehr zu tun, als den Boden ein bißchen zu fegen. Ist das schon zuviel verlangt?«
»Einen mit Computersteuerung ausgerüsteten FLUM zu fliegen, ist so schwer nicht«, spottete Vost verächtlich. »Vergiß nicht, daß ich auch FLUM-qualifiziert bin.«
»Glaubst du? Glaubst du das wirklich? Einmal einen geflogen zu haben, macht dich noch lange nicht zu einem qualifizierten Piloten. Hier«, meinte Seagroves und griff in die Hosentasche. »Hier, das Sicherheitsentkopplersystem. Wenn du glaubst, es wäre so einfach, flieg doch selber.« Seagroves warf den Sicherheitsentkoppler dem Söldnerführer zu.
Vost fing ihn mit einem bösen Grinsen auf. »Das werde ich. Und nur, um dir zu beweisen, was für ein netter Bursche ich bin: Hier ist der Entkoppler für den Panther. Schönen Tag noch.« Vost drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zur Einstiegsleiter. Seagroves sah ihm hinterher, wie er an der Seite des FLUM emporkletterte und durch die Luke im unteren Mechtorso des Feuerfalke verschwand. Der abgesetzte Pilot sprang in Sicherheit, als Vost die Triebwerke anwarf und die beiden Turbinen aufheulen ließ. Seagroves hörte sich die Motorengeräusche mit erfahrenem Ohr an und verzog angewidert das Gesicht. Die Drehzahlen waren viel zu hoch für das benötigte Manöver. Vost hatte einen Bleifuß.
Dann donnerte der FLUM davon. Seagroves sah ihn beinahe senkrecht in die Höhe steigen. Beide Triebwerke röhrten mit vollem Schub. Als er in die rechte Brusttasche seines Overalls griff, um den Panther Entkoppler zu verstauen, fanden seine Finger etwas, das sich bereits im Innern der Tasche befand. Er zog es heraus und erkannte das Warnlämpchen der Brennstoffanzeige. Er zuckte die Schultern und schnippte es in die Büsche. Was für ein Pech aber auch.
Im FLUM-Cockpit erinnerte sich Vost an das Gefühl zu fliegen. Er war sein halbes Leben MechKrieger und kannte das Gefühl purer Macht, das einen Piloten überkam, wenn er fünfzig Tonnen oder mehr geballter Kampfkraft über das Gelände hetzte. Aber dieses Gefühl hatte er seit Jahren nicht mehr erlebt. Völlig frei vom Boden zu sein. Alles tun zu können. Ein Vogel zu sein, ein Raubvogel. Herrlich. Die Ekstase des Fliegens. Er legte den FLUM auf den Rücken, rollte ihn wieder zurück. Er gewann ein Gefühl für die Kontrollen. Er konnte nach Gefühl fliegen. Instrumente brauchte er nicht. Was sollte er mit künstlichem Horizont, Steigund Sinkfluganzeigen, Kompaß? Er konnte fühlen, wie sich der FLUM unter ihm bewegte. Es war wie in alten Zeiten.
Vom Sekundärschirm drang ein lautes Fiepen an sein Ohr, und Vost regulierte die Kontrollen nach. Der Schirm war nicht identisch mit dem des Panther, aber ähnlich genug. Er drehte an den Reglerknöpfen, bis er ein klares Bild erhielt. Dort unter ihm zeichnete sich vor dem kalten Fels des Berghangs deutlich der Rebellen -Heuschreck ab. Vost kippte den FLUM vorsichtig in einen sanften Sinkflug und behielt den reglosen Mech im Auge. Informationen über den Status der Feindmaschine rollten über eine Ecke des Sekundärschirms und gleichzeitig
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