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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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und hob die rechte Hand.
Wie eine Ratte flüchtete sie sich wieder in den Hauseingang, der düster war und nach Lack und Desinfektionsmittel stank. Offenbar war irgend jemandem dieses Dreckloch noch nicht völlig egal, was fast lustig gewesen wäre, wenn sie Zeit gehabt hätte, darüber nachzudenken. Rechts verschwand eine Treppe im Dunkeln, aber Cassie stürmte direkt zur Hintertür und erreichte sie im selben Augenblick, in dem der Schuß der Autokanone die Vorderfront traf.
Glasscherben und Flammen und Explosionsgestank und dröhnender, berstender Lärm verfolgten sie. Sie schlug die Hintertür aus stabilem Metall vor all dem zu, überquerte mit zwei Schritten die schmale, stinkende Gasse und huschte durch eine weitere Tür. Einen weiteren engen Gang entlang, der nicht halb so gut roch wie der letzte, hinaus auf die Straße, wo sie ihre Schwadronskameraden im Hinterhalt zurückgelassen hatte. »He«, rief sie, als sie über die Straße auf die Wohnung zurannte, auf deren Dach sie ihren kühnen Angriffsplan so halbwegs zusammengestoppelt hatte. »He, macht euch fertig!«
Keine Antwort. Ihre Kumpel hatten sie verlassen. Alle weg, bis auf den letzten Mann.
Keine Überraschung. Keine Bitterkeit. Sie schuldeten Cassie nichts. Sie ihnen auch nicht. Wie sie waren sie nur ein Haufen Gassendreck, per Definition Verlierer, denen es gelungen war, daß die LiaoGerichtsbarkeit aufgrund von Pech oder Dummheit den Arm um sie legte. Zum Teufel mit ihnen. Ob der Plan funktionierte oder nicht, sie waren sowieso nur schmückendes Beiwerk. Ihre armseligen Gewehre konnten dem Monster genausowenig anhaben wie ihres.
Sie blieb vor dem Wohnhaus stehen und schaute die Straße entlang. Sie hoffte, der Pilot des Steppenwolfs hatte erkannt, daß sie weitergerannt war, und würde ihr um die Ecke folgen.
Aber er überraschte sie, denn der Mech kam durch das Gebäude, das sie soeben durchquert hatte. Zuerst ertönte ein Höllenlärm, dann war er plötzlich da, in einer riesigen Staub- und Schuttwolke ragte er neunmal so hoch auf wie ein ausgewachsener Mann. Der Steppenwolf hob schon im Augenblick seines Auftauchens die Autokanonenhand.
Cassie stand einen Augenblick da, ihr Mund stand in entsetzter Enttäuschung offen. Dann gewannen ihre Überlebensreflexe, vom jahrelangen Leben auf der Straße geschärft, die Oberhand. Sie duckte sich unter dem Feuerstoß der Kanone weg, rollte ab, als Bruchstücke über sie hinwegpfiffen, kam dann wieder auf die Füße und flitzte hinüber zu dem Besenstiel, den sie in der Gosse hatte liegen lassen.
Das Gewicht des durchtrennten Stromkabels, das mit dem Stahlmantel des Gewindes verschmolzen war, überraschte sie, als sie den Stiel anhob. Da es im Moment keine Funken spie, konnte sie nicht erkennen, ob es unter Strom stand oder nicht. Nun, es gab nur einen Weg, das herauszufinden…
Das Monster hatte sich umgedreht, um sie aufzuspüren, und zielte noch immer mit der Autokanone. Der Pilot mußte begriffen haben, daß sie für den Laser zu flink war, aber vom Geschoßhagel der anderen Waffe versprach er sich wohl mehr.
Mit gewaltigem Knirschen und Ächzen hob der Mech den rechten Fuß und schritt voran, um den unverschämten kleinen Käfer zu zerquetschen. Cassie hob den Besenstiel wie einen Speer, achtete aber darauf, nicht mit dem blanken Kabel in Berührung zu kommen. Dann tat sie das letzte auf der Welt, was ein MechKrieger von einem Bodenhüpfer erwartet, den ein BattleMech im Freien stellt: Sie griff an.
Cassie rannte in den Schatten des erhobenen Fußes. Als er sich senkte, schrie sie und schleuderte den Besenstiel nach oben und direkt gegen sein großes rundes Kniegelenk.
In einem Funkenregen zerschmolz das unter Strom stehende Elektrokabel das Kniegelenk des Riesen. Nicht vollständig, aber gerade genug, um es bewegungsunfähig zu machen.
Guru Johann hatte Cassie gelehrt, im Kampf gegen einen größeren Gegner – was in ihrem Falle praktisch jeder war – immer gegen die Gelenke vorzugehen. Eine Lektion, die hier ihre Anwendung zu finden schien.
Der Mechpilot hatte offenbar keine Vorstellung davon, was dieses impertinente Insekt vorhaben könnte, bis seine Maschine sich vorwärts neigte, um das Gewicht auf ein Bein zu verlagern, das sich rundweg weigerte, sich zu strecken, um eben dieses Gewicht zu tragen.
In dem Augenblick, in dem sie den Besenstiel losließ, hetzte Cassie davon und sprintete dreißig Meter, ehe sie herumwirbelte, um den Steppenwolf mit majestätischer Langsamkeit in das Wohnhaus

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