BattleTech 24: Auge um Auge
auf meinen Befehl hin die Kampfhandlungen sofort einzustellen. Ich wiederhole: Feuer einstellen.«
EPILOG
PATSYS LIED 41
Masamori, Hachiman
Distrikt Galedon, Draconis-Kombinat
2. November 3056
Marquis Redmond Hosoya, CEO von Tanadi Computer, kannte den Grund für Ninyu Kerais unerklärliche Nachricht nicht. Aber er wußte, was sie bedeutete. Das Leben im Draconis-Kombinat war von brutaler Einfachheit – das war schließlich eine der Traditionen, die er so liebte. Ein günstiger Wind für deinen Feind brachte die unvermeidlich schlechte Luft. Wenn sich für Chandrasekhar Kurita das Blatt gewendet hatte, dann folgte daraus mit unausweichlicher Logik das gleiche für ihn selbst.
Er beorderte einen Hubschrauber auf das Dach von Tanadis stolzem Bronzeturm und ließ sich von ihm durch den Schneesturm zum RexFillington-Gedächtnisflughafen bringen. Dort bestieg er einen kleinen Privatjet mit Deltaflügeln. Er befahl dem Piloten, so schnell wie möglich ostwärts zu fliegen.
Er saß allein in der geräumigen Kabine, trommelte mit nervösen Fingern auf die Armlehne seines Sitzes und ignorierte einen Cocktail, den ihm der Steward gebracht hatte. Er sah zu, wie die Trimurtis rasend schnell größer wurden. Im merkwürdig unwirklichen Licht des Sonnenuntergangs, das auf ihrem Mantel aus frisch gefallenem Schnee glitzerte, sahen sie besonders groß aus, und das tat ihm wohl.
Er war ein kluger Mann, und er wußte gut, wie schnell das Glücksrad sich drehen und wenden konnte. Er hatte gewisse Vorkehrungen getroffen, um in der großen Gebirgskette zu verschwinden, in einem unterirdischen Versteck, das selbst Satelliten nicht entdecken konnten. Er würde dort in vollendetem Komfort abwarten, bis sich der Wind wieder gedreht hatte.
Während er sich mit diesem Gedanken tröstete, fiel ein schwarzer Shologar -Raumjäger ohne Hoheitskennzeichen aus dem Orbit. Er schwenkte fünfundzwanzig Kilometer hinter dem fliehenden Jet flach ein, weit außerhalb des Sichtbereichs des ahnungslosen Piloten.
Der Pilot des Jägers schaltete sein Radar ein. Wenn der Jetpilot es bemerkte, würde er nur glauben, es sei der ihn streifende Verkehrskontrollstrahl aus dem beliebten Ferienort Varner fünfzig Kilometer südöstlich. Der Sholagar-Pilot nahm den Jet gerade lange genug ins Visier, daß die Suchköpfe von vier Langstrecken-Fire-and-ForgetRaketen ihre Beute sehen und ihr Schicksal werden konnten. Dann drehte er ab, riß die Schnauze nach oben und donnerte wieder empor in die endlose Nacht.
Das Untersuchungskomitee der Luftfahrtbehörde Hachiman fand nie eine Ursache für den tragischen Absturz, der das Leben des geschätzten Marquis Hosoya forderte. Sie schrieben ihn einem Pilotenfehler zu.
Das Dünengras wirkte schon brüchig und wintergepeitscht. Die Sonne war in die Shakudo gesunken, und der Wind von See war bitter. Cassie fand es schwer zu glauben, daß sie noch vor einer Woche auf einem Pferd durch die Brandung geritten war.
»Alles an dir war eine Lüge, nicht?« fragte der Graf von Fillington. Cassie nickte.
Sie ging neben ihm her, und der Rock ihres langen weißen Kleids wehte ihr um die Beine. Es war ein seltsames Gefühl, als Cassiopeia Suthorn so gekleidet zu sein. Cassie trug selten Kleider. Doch Onkel Chandy hatte es vorgeschlagen, und Lady K hatte ihm zugestimmt.
»Warum bist du dann zurückgekommen?« fragte er bitter. »Um mir meine eigene Torheit unter die Nase zu reiben?«
Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu. »Ich weiß nicht«, sagte sie ehrlich. »Vermutlich… um dir zu sagen, daß es mir leid tut.«
»Leid tut?« echote er, und sein Tonfall wurde beißend. »Leid tut? Deine Söldnerkomplizen bringen meine Leute um, und du glaubst, du kannst herkommen und mir sagen, es täte dir leid? Du mißbrauchst mein Vertrauen und meine Gastfreundschaft, du spielst schamlos mit meinen Sympathien, all das im Interesse dieses ekligen Monsters Chandrasekhar, und du glaubst, du kannst herkommen und mir sagen, es täte dir leid?«
»Nein«, sagte sie. »Für all das entschuldige ich mich nicht. Ich tat das für das Regiment. Was ich zu sagen versuche, ist, es tut mir leid, daß ich dir weh getan habe.«
Das hübsche Gesicht des Grafen über seinem Spitzenkragen wurde weiß. Er hob eine Hand, als wolle er sie schlagen, aber Cassie wandte den Blick nicht von seinen Augen ab. Nur die Farbe ihrer Augen schien sich leicht zu einem ganz blassen Blau zu verändern.
Er beherrschte sich, sah seine Hand an, als habe er gerade entdeckt,
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