BattleTech 24: Auge um Auge
genug war, ihn anzugreifen.
Der Laser speit Licht. Der blühende Busch explodiert in einer Dampfwolke, der Rauch folgt. Cassie ist schon lange weg, sie durchschwimmt mit platschenden Stößen einen Sumpfarm. Der Mechpilot folgt in ihrem Kielwasser und feuert mit seinen an den Armen befestigten Maschinengewehren auf sie.
Als sie das Heulen der Armauslöser hört, ist sie schon untergetaucht. Salven kleiner Waffen verlieren nach zwei Metern Wasser den Großteil ihrer Energie. Ein paar verschwendete Salven zischen an ihr vorbei und ziehen Blasenspuren durch opakes Wasser, aber es fehlt ihnen die Kraft, auch nur ihre bloße Haut zu durchschlagen.
Cassie bewegt sich hauptsächlich nach ihrer Erinnerung und nach ihrem Gefühl, zieht ihr Gewehr am langen Schulterriemen hinter sich her und schwimmt in einen anderen Kanal, in dem sie am schlammigen Grund entlang und hinauf ins Schilf der Uferbank kriecht. Durch die wogenden langen Grasbüschel sieht sie den Heuschreck über den Leichnamen der Streife stehen, die sie kaltgemacht hat. Sie hebt ihr Gewehr, feuert einen einzelnen Schuß auf das am linken Arm befestigte Maschinengewehr. Vielleicht kann sie etwas zerstören, auch wenn das nur von untergeordneter Wichtigkeit ist.
Der Mech dreht sich um. Der Laserturm kann herumschwenken, die Kopf-Rumpf-Einheit hingegen nicht. Er muß die Füße bewegen, damit sich das Sichtfeld des Piloten ändert.
Dahinter ein enormes Platschen. Der Paladin, dem es gelungen ist, Dianas näher kommenden Salven riesiger Arrow IV-Raketen auszuweichen, indem er weiter so hoch und so oft sprang, wie es die Düsen und die Wärmetauscher erlaubten, ist in eine Direktfeuersalve von LSR des vorrückenden Mechbataillons gesprungen. Kopf- und Brusttreffer haben die schwere Panzerung dort nicht durchschlagen, aber die Gyroskope beschädigt, worauf der Flug des Sechzig-TonnenMechs ein abruptes Ende fand. Er ist gerade kopfüber in den Sumpf gestürzt.
Der Pilot des Heuschreck ignoriert den Fall seines MechKriegerKollegen, stellt seinen Mech auf die Zehenspitzen und springt. Die Maschine kann nicht wirklich springen, sondern benutzt ihre Myomermuskeln, um über den kleinen Brackwasserarm auf den Streifen vergleichsweise festen Landes zu hüpfen, hinter dem sich Cassie verbirgt.
Der Pilot ist gut genug, um das Manöver durchzuziehen, scheitert aber fast an der Landung, bei der er taumelt und torkelt, weil ein Fuß tiefer einsinkt als erwartet. Das Problem mit dem wendigen kleinen Heuschreck in dieser Umgebung ist, daß seine vogelartigen Beine ihn zu einer Maschine mit vergleichsweise hohem Bodendruck machen. Der herrschaftliche Marodeur, bei dessen altem Fußabdruck Cassie auf dem Herweg innegehalten hatte, konnte seinen FünfundsiebzigTonnen-Leib mit weit größerer Sicherheit durch den Sumpf bewegen. Seine großen, seerosenblattähnlichen Hufe belasteten die Oberfläche mit viel weniger Kilo pro Quadratzentimeter.
Der Pilot des Heuschreck hofft, seinen Gegner überraschen zu können, und bestreicht die Gräser zu seinen Füßen mit seinen Maschinengewehren. Der Mech beugt sich vor und wirbelt mit seinem Laser zur Sicherheit eine Fontäne von Dampf und heißem Schlamm auf. Aber Cassie ist nicht da. Während noch der schmutzige Regen der Lasersalve in den Sumpf den Sichtschirm des Mech wie dunkler Vogeldreck bespritzt, lenkt das beunruhigende Ping einer Gewehrkugel, die von Panzerplatten abprallt, seine Aufmerksamkeit auf sich.
Tiefer und tiefer verfolgt der Heuschreck seinen Feind in den Großen Murchison-Sumpf. Ein Heuschreck ist einer der schnellsten Mechs, viel schneller als jeder Mensch. Aber dieser hier wird von der Notwendigkeit, Pfaden zu folgen, die durch die Signale der Piraten abgesteckt sind, stark behindert. Ein im Schlamm steckengebliebener Mech ist ein toter Mech. Besonders, wenn eine feindliche Streitmacht von unbekannter, aber offenbar beträchtlicher Größe die Gegend stürmt.
Hinter dem Heuschreck tobt eine einseitige, aber wilde Schlacht. Cassies Lärmsalve hat die verborgenen Mechs für Dianas Langstrecken-Vernichtungsangriff genau richtig aufgeschreckt. Die Überlebenden haben ihr wässriges Versteck verlassen, um sich von allen Seiten beschossen zu sehen, als die drei Caballero-Kompanien des Ersten Bataillons sich wie Zangen um ihre Lichtung und den toten See schließen.
Wahrscheinlich glaubt der Pilot des Heuschrecks, er sei weit weg von diesem Fiasko. Wenn ihm – oder ihr – aufgeht, daß sich sein Jagdwild erfreulich dicht an
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