BattleTech 24: Auge um Auge
ein Dunkelfalke, wie es aussieht Gabby Camachos Rotschwänzchen, auf sie zu und sucht nach dem Piraten-Mech, der einer Schlacht entkommen ist, die jetzt fast vorbei ist. Don Carlos und sein Regiment brauchen neue Mechs, um die schrecklichen Verluste auszugleichen, die ihnen die Nebelparder zugefügt haben.
Cassie watet zu einem anderen Palmackhain und setzt sich in den Schatten, um die Bestätigung und Bergung ihres Jagderfolgs abzuwarten. Ich werde den Sumpf vermissen, denkt sie. Diese Aufgabe ist erledigt. Nach einer großen Diskussion hat ihnen Don Carlos einen neuen Auftrag verschafft, diesmal in der Inneren Sphäre. Garnisonsdienst – ausgerechnet auf einer Kuritawelt, fern von der Peripherie und weit genug unter der Waffenstillstandslinie, daß Clanüberfälle kein Problem darstellen werden.
Es wird lange dauern, bis sie wieder ihr brennendes Verlangen befriedigen kann, Mechs zu zerschmettern und ihre Piloten zu beschämen.
Mit dem Dröhnen der Chilton-360-Düsen taucht der Dunkelfalke über den hohen, buschigen Kronen eines Silurahains auf. Es ist tatsächlich die Maschine von Komtur Gavilän Camacho, Sohn vom Kolonel und Kommandanten des Ersten Bataillons. Cassie winkt glücklich, als sich der Mech dem Signalgeber entgegensenkt, den sie auf den wirklich sicheren Boden neben dem Schlammloch gelegt hat.
Sie hat Beute gemacht. Was auch kommen mag, heute nacht wird sie traumlos schlafen.
5
Imperial City, Luthien
Distrikt Pesht, Draconis-Kombinat
27. August 3056
Der Raum war dunkel. Die schlichten weißen shoji - Reispapierschirme -, die die Stahlbetonwände verbargen, spiegelten den Tanz der Lichter des Schattenspiels wider, das am gegenüberliegenden Ende des Raumes aufgeführt wurde.
In seiner Mitte saß ein alter Mann und sah zu. Sein langer, haarloser Schädel war zwischen hängenden Schultern eingesunken. Sein in einen Kimono aus dunkler, glänzender Seide gewandeter Körper schien mit dem motorisierten Rollstuhl verschmolzen zu sein, in dem er saß. Die Farben der Puppen, die sich auf der Holobühne bewegten, spiegelten sich in Augen wider, die schwarz waren und noch immer scharf wie eine ererbte Katana. Er war achtundachtzig Jahre alt und fühlte das Gewicht jeder Minute wie einen Bleibarren.
Die Holoanzeige zeigte einen vollen, hell erleuchteten Zuschauerraum. An der Decke sichtbare Metallträger gaben Zeugnis von seiner improvisierten Natur. Es handelte sich offenbar um eine Art Lagerhaus, das konfisziert worden war. An seiner Stirnwand befand sich ein Podium.
Auf dem Podium stand ein kleiner, zerknitterter Mann mit lichtem, zerzaustem Haar und stechenden schwarzen Augen. Er wurde umrahmt von einem riesigen Abbild des Kuritadrachen, der schwarz auf Rot prangte. Der Mann schüttelte eine pummelige Faust in Richtung des Publikums.
»Wir fordern den Sturz der Verräter, die unseren edlen Koordinator, Takashi, ermordet haben!« röhrte er mit einer überraschend kraftvollen Stimme. »Kokuryu-kai, die Gesellschaft vorn Schwarzen Drachen, verlangt Blut!«
»Blut!« wiederholte die Menge, die ausschließlich aus Männern bestand, von denen die meisten in die für Mitglieder der Arbeiterklasse des Draconis-Kombinats vorgeschriebenen Gewänder gekleidet waren. Bei näherem Hinschauen entdeckte man gelegentlich einen Händler oder niederen Beamten in eleganter geschnittener Kleidung aus besserem Tuch.
»Wir fordern die Absetzung der Verräter, die unseren gegenwärtigen Koordinator Theodore falsch beraten und ihn blenden. Nie war die Gelegenheit günstiger, unsere Feinde sind jetzt völlig desorganisiert. Die Zeit ist gekommen, der Drache sollte zuschlagen, und zwar gnadenlos! Unser Ruf lautet Hakko-ichi-u, die Acht Ecken der Welt unter Einem Dach!«
Die Menge antwortete mit wilder Begeisterung, sprang auf und reckte Fäuste in der Luft. »Hakko-ichi-u! Hakko-ichi-u!« schrien alle.
»Unsere Feinde, die Steiners und die Davions, befinden sich in einem Zustand der Auflösung!« schrie der Sprecher und brachte den Tumult damit fast augenblicklich zum Verstummen – dies war schließlich ein gehorsamer Kurita-Mob. »Unsere Brüder in der Konföderation Capella sind bereit loszuschlagen! Was können wir und sie zusammen unter Führung des Drachen nicht erreichen?«
Ob der Mann seine Frage selbst beantworten wollte, oder ob sie einfach rhetorisch war, sollte nie jemand erfahren. Genau in diesem Augenblick ertönte auf der Tonspur ein merkwürdiges Explosionsgeräusch, halb Zischen, halb Knallen, und dann
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