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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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der Straße hatte sie genug über ihre Folgen gelehrt. Es hatte sie noch so manches gelehrt, was sie aus Erfahrungs- und Bildungsmangel nicht ganz verstand.
    Tango schüttelte den Kopf über ihre unerklärliche Gleichgültigkeit gegenüber seinem neu erworbenen Wohlstand, der ihnen, was ihn anging, direkt vom Himmel in den Schoß gefallen war. Er stopfte ihn ins Oberteil seines fadenscheinigen Secondhand-Kampfanzugs und wandte sich ab.
    Cassies Nasenflügel bebten in amüsierter Verachtung. Es überraschte sie nicht, die Soldaten der Abteilung Ruhmreiche Erlösung 325 denken und handeln zu sehen wie Teilzeitganoven. Genau das waren sie schließlich auch.
    Die Capellaner waren arme Leute, sagte die Regierungspropaganda, und aufgrund der Selbstsüchtigkeit und des Futterneids ihrer Nachbarn, besonders des bösen Hauses Davion von den Vereinigten Sonnen, blieb das auch so. Capellaner konnten es sich nicht leisten, etwas wegzuwerfen. Nicht einmal ihren kriminellen Abschaum.
    Plötzlich wurde das Schaufenster von einer Explosion erschüttert, und Cassie spürte, wie sich die Muskeln zwischen ihren Schulterblättern spannten. Einen Augenblick lang war es wieder jener lang vergangene Tag, an dem ihre ganze Welt gestorben war…
    Rusty sah aus dem Fenster und biß sich auf die Unterlippe. »Frage mich, ob die Gweilu hier entlangkommen werden.« Rusty hatte helle Haut, rotes Haar und blaue Augen, die nicht geschlitzt waren, aber sie fand es nicht unangebracht, die Räuber ›rundäugige Teufel‹ zu nennen. Sie war Capellanerin, und die waren Davions.
    Ba Ma schüttelte den Kopf, seine Ohren ragten wie Tassenhenkel unter dem Helm hervor. »Nein«, sagte er in seinem üblichen autoritären Tonfall. »Sie gehen gegen die Mechbasis östlich der Stadt vor. Sie werden nicht in die Stadt kommen.«
    »Und was ist dann das?« fragte Schlange und deutete mit ihrem pummeligen Finger aus dem Schaufenster. »Ein hüpfender Geist?«
Etwas, das entfernt einem Zinnsoldaten ähnelte, hatte sich im Norden über den Horizont erhoben und segelte in aufrechter Haltung über die schmutzige Wolkendecke. Eine Lanze roten Lichts pulste aus seinem Kopf. Dann sank er auf Sprungdüsen, die in seinen Klumpfüßen aufflammten, wieder außer Sicht.
»Steppenwolf«, sagte Rusty. Die stämmige Rekrutin hatte irgendwie einen Hang zu BattleMechs und verstand sich auf die Kunst des Ladenplünderns.
Cassie spürte, wie sich galliges Erbrochenes tief in ihrer Kehle sammelte. Dreizehn Jahre voller Alpträume drängten sich pochend in ihren Schädel.
»Von uns oder von denen?« wollte Tango wissen.
Rusty warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Die Konföderation stellt keine Steppenwölfe her«, sagte sie, »und die Allzeit Siegreiche Armee hat ihn sicher nicht in der Schlacht erobert – weil wir nämlich nie Schlachten gewinnen.«
Cassie warf ihre halb aufgegessene Frucht weg und hielt sich ihr Gewehr vor die Brust, obwohl sie wußte, wie nutzlos diese Geste war. Selbst ein vollautomatisches Gewehr hätte kaum Schutz gegen eines dieser Metallmonster geboten, und sie hatte ohnehin nur eine der Strahlenwaffen, die den Mitgliedern der Abteilung Ruhmreiche Erlösung ausgehändigt worden waren. Selbst wenn die Waffen nicht – wie man gerüchteweise hörte – über tausend Jahre alt waren, die Technik war es auf jeden Fall. Aber sie waren billig und entbehrlich… wie die Knackisoldaten der ARE.
Sie zwang sich zu atmen, wie Guru Johann es sie gelehrt hatte: langsam, tief, kontrolliert, die Panik meisternd. Der Kris mit der wellenförmigen Klinge, den er Cassie zu ihrem zwölften Geburtstag geschenkt hatte, schien in seinem Versteck unter der Bluse ihres Kampfanzugs mit einem eigenen Herzschlag zu pochen. In der Tat hatte der Guru ihr versichert, die Waffe lebe und könne sich an jeden Augenblick ihrer Geschichte seit den Tagen, als sie vor zwölf Jahrhunderten im Malaienarchipel Terras geschmiedet worden war, erinnern.
Cassie liebte ihren Guru und ehrte sein Andenken. Aber das bedeutete nicht, daß sie alles glaubte, was er ihr gesagt hatte. Dennoch gab ihr Bluttrinkers Vorhandensein Kraft.
Wenn schon nichts anderes, so konnte sie sich mit ihm wenigstens das Leben nehmen, ehe die Metallmonster sie schnappten.
»Hey, ihr Clowns, Ruhe«, rief Pachinko. »Ich will das hören. Archon Alison trifft ihre verlorene Tochter.«
»›Trifft ihre verlorene Tochter‹?« wiederholte Ba Ma. »Du siehst zuviel Vid, Mann. Du fängst an zu reden wie jemand aus einer

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