BattleTech 24: Auge um Auge
ziemlich ähnlich.
Hinter ihm ermöglichte eine durchsichtige Wand – Transpex, der kugelsichere Kunststoff, der für die Sichtschirme von BattleMechs verwendet wird – einen atemberaubenden Panoramablick über Hachimans Hauptstadt in all ihrem chaotischen Glanz. Die orangefarbene Morgensonne füllte den Raum fast spürbar, wie ein Geruch, machte die absichtlich spartanische Einrichtung weich und schuf eine Illusion nicht der Reinlichkeit – natürlich hielt das Putzgeschwader die Büros fleckenlos -, sondern der Reinheit.
Kazuo Sumiyamas Büro nahm das Penthouse im 100. Stockwerk des Sumiyama-Gebäudes ein, des Hauptquartiers der Sumiyama-kai, der Sumiyama-Gesellschaft: der größten Yakuza-Organisation auf Hachiman. Es war alles recht offen. Name und Logo der Gesellschaft waren auf den Vordertüren des Gebäudes abgebildet, prangten in drei Stockwerke hohen Buchstaben auf jeder Fassade des Gebäudes und als mon, Wappen, auf der Brusttasche der mitternachtsblauen Blazer, die die beiden Leibwächter trugen, die knapp hinter dem Oyabun zu seinen beiden Seiten standen.
Gaijin waren immer erstaunt über die Offenheit der Yakuzapräsenz im Kombinat. Die Yakuza führte ihre überirdischen Operationen mit vollem Wissen und stillschweigendem Einvernehmen der Polizei und darüber hinaus auch der ISA durch. Ein Hauptgrund dafür war schlicht die Tradition – es war schon immer so gewesen, im Kombinat wie im Japan des Zeitalters vor der Raumfahrt. Und im DraconisKombinat hatte Tradition fast Gesetzescharakter.
Es gab natürlich auch noch andere Gründe für die Nachsicht der Polizei. Lainie kannte sie gut. Und die schon lange währende Allianz des neuen Koordinators mit den Yakuza-Clans war nur einer davon.
»Bitte setzen Sie sich.« Sumiyama wies auf einen Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand. Der Schreibtisch selbst war aus einem einzelnen Stück heimischen Hachiman-Ebenholzes geschnitzt und glitzerte wie Obsidian. Durch seinen hohen Metallgehalt war das Holz dicht und schwer zu bearbeiten. Es sollte auch sehr gut in der Lage sein, Salven aus kleinen Waffen abzufangen, und es dauerte eine Weile, bis sich ein tragbarer Laser hindurchgebrannt hatte.
Der Stuhl aus geschwungenen Chromstahlröhren und schwarzem Kunstleder war nicht bequem und sollte es auch nicht sein. Lainie flegelte sich soweit hinein, wie es der Respekt für den Oyabun – die ›Vaterfigur‹ – erlaubte.
Damit ging sie schon recht weit, keine neue Erfahrung für sie. Der bulligere von Sumiyamas Leibwächtern knurrte leise und kehlig. Viel an diesem riesigen Mann war Fett, ebensoviel aber nicht. Sein Gesicht hatte die Farbe gegerbten Stiefelleders mit einem leichten Purpurstich. Seine Wangen wölbten sich um eine oft eingeschlagene Nase und ein vorspringendes Kinn nach außen, fast als seien sie von irgend einer Krankheit angeschwollen. Seine darüberliegenden Augen waren finstere Schlitze.
Der Mann, ein sumitori, der gezwungen gewesen war, sich aufgrund bestimmter Gerüchte über Unstimmigkeiten aus dem Wettbewerb zurückzuziehen, trug den Namen Emma. Es war nicht der weibliche Vorname, sondern vielmehr der Name des buddhistischen Königs der Hölle und Richters der Toten. Es war auch ingo – YakuzaStraßenslang für Zange, denn König Emma benutzte solche Instrumente oft, um den nicht Rechtschaffenen die Zähne auszureißen und ihnen so zu helfen, auf den rechten Weg zurückzufinden. Sie wurden auch von diesem Emma für genau denselben Zweck verwendet. Das und eine eingebildete Ähnlichkeit mit der buchstäblich stierköpfigen Gottheit gab dem früheren Sumoringer seinen Namen.
Lainie ignorierte ihn. Der andere Leibwächter, ein Rundauge namens Sutton, war fast so groß wie Emma und von konventionellerem athletischem Körperbau. Er fing ihren Blick auf und zwinkerte. Auch das ignorierte Lainie.
Die Zeit, in der ich mich deinesgleichen hingegeben habe, ist lange vorbei, Kleiner, dachte sie. Und das war nur ein weiterer Punkt, für den sie dem Koordinator Dank schuldete.
Sie hatte kaum Platz genommen, als sich der Oyabun erhob und zur Fensterwand hinüberging, um hinauszuschauen. »Ah, Masamori«, hauchte er, »kostbares Juwel des Kombinats. Doch wie sehr hast du dich verändert, seit diese junge Frau dich als kyakubun zum ersten Mal betrat.« Das Wort bedeutete ›Gastmitglied‹.
Er wandte sich um und sah sie an. »Nicht alle Veränderungen waren Verbesserungen. Meinen Sie nicht auch, Lainie-chan?«
Die Haut schien sich fast bis zum
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