BattleTech 24: Auge um Auge
daß Sie wissen, wer ich bin?«
Cassie grinste. »Das ist Unterleutenient Cassie Suthorn«, bemerkte Lady K trocken. »Sie ist unsere beste Späherin und fast so gut, wie sie zu sein glaubt.«
Der Geisterkolonel nickte. »Eine Einheit braucht eine gute Späherin«, sagte sie und grinste dann plötzlich breit. Es war ein ehrliches Grinsen, aber es verflog schnell, wie ein Blatt, das im Herbstwind von Hachiman die Straße entlanggeweht wird.
Der einäugige Geist stand jetzt ohne die Hilfe eines seiner Freunde oder der Wand. Er rieb sich das Kinn und sah Cowboy abschätzend an.
»Gute Rechte«, sagte er.
Cowboy lachte schnaubend. »Du hast da einen verdammt gemeinen Finger, Mann.« Er streckte die Hand aus. »Ich bin Cowboy.«
Nach nur einem Augenblick des Zögerns schlug der Einäugige ein. »Buntaro Mayne«, sagte er, und seine Stimme verriet nicht, daß Cowboy seine Hand zu zerquetschen versuchte.
Nach einem Augenblick weiteten sich Cowboys Augen. An seinem dunklen Haaransatz sammelte sich Schweiß. Ein weiterer Augenblick verging, dann ließ der Yakuza die Hand des anderen los.
»Kann ich dich zu einem Drink einladen?« fragte Cowboy und schüttelte verstohlen seine malträtierten Finger.
»Aber sicher doch«, akzeptierte Mayne mit einem Grinsen.
Tai-sa Shimazu nahm mit Cassie und Lady K am Ecktisch Platz. »Verzeihen Sie meine Unwissenheit«, sagte MacDougall, »aber ist Tai-sa nicht ein paar Dienstgrade zu niedrig, um das Neunte zu kommandieren? Ich dachte, die Drac… onier ließen Regimenter nur von Generälen befehligen.«
Shimazu schenkte ihr ein halbes Lächeln. »So ist es üblich«, sagte sie. »Aber die Regulären der VSDK wären über alle Maßen empört, wenn einer Yakuza der Generalsrang verliehen würde. Und noch dazu einer Frau.«
Die diensthabende Krishnamurti-Tochter kam herübergeschlurft, um die Bestellung des neuen Gastes aufzunehmen. Der Kolonel bestellte Alten Stock mit Sack – Hotei Black Label – pur. Kali bedeutete ihr, es auf ihre Rechnung zu setzen. Shimazus Augen verengten sich kurz, aber die glatte Haut ihres Gesichts blieb faltenlos, und sie sagte nichts. Cassie wußte, sie berechnete das Ausmaß der Verpflichtung, die die Söldneroffizierin ihr auferlegte, und fand es akzeptabel. Sie hatte unter den ausgewanderten Dracos auf Larsha denselben abschätzenden Reflex erlernt.
Shimazu beugte sich vor. Aus der Nähe leuchteten ihre Augen im dumpfen gelben Glanz der Lichter seltsam. Die Stärke ihrer Persönlichkeit schien abzustrahlen wie Hitze aus überbelasteten Wärmetauschern eines Mech. Sie war wie eine Naturgewalt.
Cassie glitt auf ihrem Stuhl ein wenig zur Seite und ließ den Arm über die Rückenlehne hängen. Gleichzeitig sah sie Lady K sich leicht vorbeugen und den Unterarm auf den Tisch legen. Cassie gab den Naturgewalten nach, Kali stellte sich ihnen – und keine der beiden Frauen gab auf.
Aufgrund der kleinen Pause des Kolonel nahm Cassie an, auch ihr sei die unausgesprochene Dynamik der Körperhaltung nicht entgangen. Keine Überraschung. Im Kombinat konnte das Unausgesprochene – haragei, ›Reden mit dem Bauch‹ – genauso wichtig sein wie das, was laut ausgesprochen wurde.
»Ich stelle fest, daß zu Ihrer Einheit eine außergewöhnlich hohe Anzahl Frauen gehören«, sagte Shimazu, »von denen ein beträchtlicher Prozentsatz in Führungspositionen steht. Ist das bei der Liga Freier Welten oft so?«
Sie zeigte, daß man Cassies Spiel des Wissens auch zu zweit spielen konnte. So ziemlich jede Einzelheit der Zusammensetzung und Gliederung aller Einheiten der VSDK wurde als militärisches Geheimnis betrachtet, aber als Höflichkeitsgeste hatte man den Söldnern die Namen der Kommandanten der auf dem Planeten befindlichen Kombinatseinheiten genannt, der Geister.
Zog man die Extravaganz der Kommandantin der Neunten in Betracht, war es unvermeidbar, daß sie überall erkannt wurde. Onkel Chandys Sicherheitsleute, die Cassie in Kantinen im Werk zu einigen Drinks eingeladen hatte, hatten viel über sie zu sagen, das meiste davon war Klatsch.
Natürlich mußte der Kolonel nach Informationen über das Siebzehnte nur fragen. Chandrasekhar Kurita war verpflichtet worden, der Planetenregierung eine komplette Liste seiner Söldnereinheit zukommen zu lassen, ehe sie die Erlaubnis erhielten, aus dem Orbit zu kommen. Shimazu zeigte, daß auch sie ihre Hausaufgaben gemacht hatte.
Kali lachte leise. »Kaum.« Nachdem sie sich zum persönlichen Platzbedarf geäußert hatte, lehnte sie sich
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