BattleTech 24: Auge um Auge
Zerreißen über Lainies schräge Wangenknochen zu spannen. Adrenalin sang in ihren Ohren. Ich werde ihn keine Reaktion sehen lassen. Das Suffix bedeutete Schatz, eine Phrase, die etwa dem Ausdruck ›meine Liebe‹ entsprach. Seine Verwendung in diesem Kontext implizierte Besitz.
»Die Reformen des Koordinators und seines Vaters vor ihm waren für uns alle ein Segen«, sagte sie in neutralem Tonfall. »Aber die Veränderungen, die von den Clans herbeigeführt wurden, waren sicher nicht zum Besten.«
Nun war es an Sumiyama, seine Reaktion zu schlucken. Obschon Theodore Kurita die Yakuza legitimiert hatte wie nie zuvor, indem er sie zu Partnern im Kampf gegen die Clans machte, paßten der Unterwelt die von Takashi begonnenen und von seinem Sohn fortgesetzten Reformen nicht.
Lainies Politik begann und endete mit der Loyalität für Theodore Kurita, auch wenn ihr Politikverständnis eher breiter war. Sie wußte sehr gut, daß Kriminelle von Natur aus dazu neigten, äußerst konservativ zu sein. Die Yakuza waren es eher noch mehr. Der Status quo kam ihnen wunderbar entgegen, wie es schon seit über einem Jahrtausend der Fall war, lange bevor jemand von ihnen Terra verlassen hatte.
Theodore Kurita hatte seinen Vater bedrängt, die strikten Regeln der Kombinatsgesellschaft zu lockern, und den Prozeß selbst fortgesetzt. Von allen bestehenden Mächten war die Yakuza die einzige, die sich solchen Maßnahmen wohl entgegenstellen würde. Die Armee bewunderte Theodore, den früheren Gunjino Kanrei oder Beauftragten für Militärangelegenheiten. Der Orden der Fünf Säulen vertraute völlig auf seine Fähigkeit, die Seelen der Kombinatsbevölkerung zu stärken, zumindest angesichts zeitweiliger Veränderungen. Die gefürchtete ISA, der jener Meister des Eigennutzes, der Lächelnde, vorstand, wußte genau, wie verdammt schwer es war, die harten Kontrollen des Kombinatslebens aufrechtzuerhalten. Und beide Organisationen wurden von persönlichen Verbündeten Theodores geleitet.
Der Einfluß der Yakuza, eisbergartig im Verhältnis des Sichtbaren zum Unsichtbaren, war enorm. Indem Theodore die Unterwelt in angemessener Weise umarmte, hatte er den Vereinigten Soldaten des Draconis-Kombinats einen enormen Vorrat an dringend benötigten Finanzmitteln und an Menschenmaterial aus der Unproduktiven Klasse erschlossen, zu der technisch gesehen alle Yakuza gehörten. Für die meisten war das eine ausreichende Erklärung für sein Tun. Aber Lainie wußte, daß Theodores Wunsch, es den Yakuza-Bossen schwer zu machen, sich in seinen politischen Zeitplan einzumischen, vielleicht gleichermaßen ausschlaggebend gewesen war.
Das bedeutete nicht, daß sie es alle mögen mußten. Kazuo-sama tat das sicher nicht. Weswegen Lainie es ihm gerne diskret unter die Nase rieb, wann immer ihr das möglich war.
Es war ihre subtile Art und Weise, ihn daran zu erinnern, daß sie ihm nicht mehr gehörte. Weil sie kein kyakubun mehr war, nicht mehr dieselbe entsetzte Teenager-Ausreißerin war, die durch ein ganzes Viertel des Kombinats geflohen war, um den Männern zu entgehen, die ihren Vater ermordet hatten. Damals war sie gezwungen gewesen, sich Sumiyamas Gnade auszuliefern, und er hatte nicht gezögert, die Gelegenheit zu nutzen.
Theodore-sama hat mich von dir befreit, dachte Lainie. Deshalb werde ich ihm folgen, bis ich sterbe.
»Sie haben einige dieser neuen Gaijin-Söldner getroffen, die Chandrasekhar Kurita importiert hat«, sagte der Oyabun. »Was halten Sie von ihnen?«
Das war Sumiyamas Art und Weise, sie daran zu erinnern, daß er Spione in ihrer Einheit hatte, was keine Überraschung war. »Es sind erfahrene Soldaten«, sagte sie. »Die, die ich getroffen habe, schienen mir hinreichend kompetent. Dennoch sind es Fremde.«
Er nickte; ihm gefiel, was er für eine Schmälerung der Fähigkeiten des Siebzehnten hielt. »Es ist ein Skandal, daß er solchen Müll importiert«, sagte er. »Als seien Sie und die Regulären nicht genug, um uns gegen jede mögliche Bedrohung zu verteidigen! Es ist wirklich ein Schlag in Ihr Gesicht, mein Kind.«
»Vielleicht hat Onkel Chandy…«
»Bezeichnen Sie ihn nicht so! Er ist ein Kurita.«
Lainie senkte den Kopf. »Ja, Oyabun.« Ihre Augen hatten die Farbe von Blut angenommen. »Vielleicht beabsichtigt Chandrasekhar-san, sie als Spielzeug zu benutzen. Zierde seines Ego.«
Sumiyama nickte. Der Gedanke gefiel ihm. »Chandrasekhar ist ein Kurita«, sagte er und wandte sich wieder ab, »aber er ist ein Apfel, der sehr weit
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