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BattleTech 24: Auge um Auge

BattleTech 24: Auge um Auge

Titel: BattleTech 24: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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Draconis-Kombinat
    7. September 3056

    Mirza Peter Abdulsattah wirkte völlig wach, völlig gesammelt und keineswegs überrascht, weil er – vermutlich – mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen worden war. Er ordnete die braun und schwarz gestreiften Roben um seinen dürren Leib und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder.
    »Ja?« sagte er.
    Cassie wartete einige Herzschläge, noch immer auf alles gefaßt. Würdenträger im Kombinat waren für ihre Nachsicht gegenüber Untergebenen nicht gerade berühmt. Und nach Cassies Erfahrungen auch sonst nirgends. Aber die erwartete Tirade darüber, was passieren würde, wenn sie ihn ohne verdammt guten Grund geweckt hatte, blieb aus.
    Muß mich konzentrieren, dachte sie. Die Ereignisse der Nacht hatten sie in einer Weise erschüttert, die sie nicht ganz begriff.
»Heute nacht hat in Sodegarami ein Treffen stattgefunden, in einem Lagerhaus drunten am Wasser«, sagte sie. Cassie, die noch immer ihre anonyme Raumerkleidung trug, zog den Handflächencorder aus einer Innentasche der Jacke, ließ die Diskette herausspringen und schubste sie ihm über den Tisch hinweg zu. »Ein Bursche, von dem ich ziemlich sicher bin, daß es Kazuo Sumiyama war, spielte den Gastgeber. Ich war ein ungebetener Gast. Der Ehrengast war jemand, den ich nicht erkannte, der aber vermutlich ein großer Fisch ist.«
Abdulsattah sah sie an und zog eine Augenbraue hoch. »Und wie groß ist ›groß‹, Leutenient?«
»Wenn seine Wachen nicht zum DEST gehörten, dann fehlt irgendeiner Holo-Produktionsgesellschaft ein Haufen Kostüme.«
Abdulsattah nahm die Diskette mit spitzen Fingern auf. »Im Draconis-Kombinat machen Holoproduzenten keine Filme über das DEST«, sagte er. Er schob die Diskette in ein Laufwerk im Schreibtisch und machte sich an einem ins Holz eingelegten Keyboard zu schaffen.
Die Lichter wurden noch dunkler. Bilder glommen auf, Abdulsattah nickte. »In der Tat, Sumiyama. Und der andere…«
Die Szene verlagerte sich wieder zu dem rothaarigen Mann. Cassie, die wußte, was auf der Diskette war, beobachtete den Mirza. Selbst in der Dunkelheit konnte sie sehen, wie er erbleichte.
Auf der Tonspur waren deutlich die Worte des Mannes mit dem geschlitzten Mund zu hören: »…sekhar Kurita soll bekommen, was er ver…«
Abdulsattah sah sich die kurze Sequenz dreimal an, dann beließ er ein Standbild des Rothaarigen an der Wand und schaltete die Lichter wieder an.
»Erzählen Sie mir alles, was geschah«, sagte er. »Alles, was Sie getan haben, alles, was Sie gesehen haben. Sogar alles, was Sie vermutet haben.« Er hob nicht die Stimme, aber die Anspannung darin war unverkennbar.
Cassie gehorchte. Nach kurzem Zögern beschrieb sie den Mord an dem DEST-Agenten und den improvisierten Versuch, ihn wie einen Unfall aussehen zu lassen.
»Sie haben mit bloßen Händen einen DEST-Agenten getötet?« fragte der Mirza ungläubig.
»Das Überraschungsmoment war auf meiner Seite«, sagte sie. »Und die Motivation.«
Abdulsattah schüttelte den schmalen Kopf und murmelte etwas, das Cassie nicht verstand. Er holte die Datendiskette heraus, nahm sie und erhob sich.
»Folgen Sie mir«, sagte er und führte sie durch eine Tür in der Rückwand seines Büros. Dort gab es eine kleine, mit dunklem, schimmerndem Holz verkleidete Kammer mit einer gerahmten Schriftrolle, die mit komplizierten, verschnörkelten Mustern in schwarzer Tinte bedeckt war. Eine Tür in der Verkleidung glitt zur Seite, und Abdulsattah führte Cassie in einen kleinen Aufzug.
Die Kabine sank in die Tiefen der Zitadelle hinab. Der Mirza stand da wie in einer eigenen Welt, summte unmelodisch vor sich hin und tippte mit den Zehen des rechten Fußes gegen die Sohle seiner Sandale. Das Summen, das Tippen mit den Zehen, beides war fast nicht wahrnehmbar – doch für einen Mann, der so wenig Bewegung verschwendete, summierten sie sich fast zu einem nervösen Zucken.
Die Kabine kam in einer Etage zum Stehen, von der Cassie annahm, sie befinde sich weit unter der Erde. Die Tür glitt auf und enthüllte eine Kammer von etwa zehn Quadratmetern. Die Wände waren hinter üppigen Behängen und teuren, eleganten Wandschirmen verborgen. Inmitten des Bodens war eine Gesprächsmulde, die mit Seidenkissen fast völlig angefüllt war. Dazwischen hatte sich Chandrasekhar Kurita ausgestreckt, eine gewaltige Babypuppe in scharlachroter Robe.
Cassie hatte zwar nicht gesehen, daß Abdulsattah etwas getan hätte, um ihre Ankunft anzukündigen, doch schien Onkel

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