BattleTech 24: Auge um Auge
aus Eitelkeit und ohne mögliche Gefahren anzuheuern. Für eine so wenig bekannte Einheit verlangte das Siebzehnte viel für seine Dienste. Es war von jedem Mann viel verlangt, so viel für ein Spielzeug zu bezahlen, selbst von jemandem, der angeblich ein so reicher Narr war wie Chandrasekhar Kurita.
Und während die Frage des Reichtums über jeden Zweifel erhaben war, ging Cassie auf, daß sie von einem Narren bei Onkel Chandy bisher noch nichts gesehen hatte.
Sie spürte ein Prickeln, ein sich ausbreitendes Gefühl, das zum Teil Furcht und zum Teil der Willkommensgruß für eine Herausforderung war. Dieses Spiel könnte sich als genauso anstrengend erweisen wie die Mechjagd – und vielleicht als noch gefährlicher.
»Sumiyama mag Sie nicht, Lord Kurita«, sagte sie und suchte in seinem Gesicht nach einem Flackern des Impulses, den Überbringer schlechter Nachrichten zu töten. Die gewaltige Fläche weizenfarbener Haut blieb still wie ein windgeschützter Teich. »Daß er ein geheimes Treffen mit dem Erben des Lächelnden abhält…«
Sie hielt inne. »Das sieht aus, als wolle die ISA gegen Sie vorgehen.« Der Schluß erschütterte sie wie der Einschlag einer Langstreckenrakete.
Kurita zog eine dünne Augenbraue hoch. »Nicht nur interessiert, ein Auge auf meine Wenigkeit zu haben?«
Cassie schüttelte den Kopf. »Nein.« Gefesselt, wie sie war, ließ sie den Ehrentitel weg. Onkel Chandy erinnerte sie nicht daran. »Vielleicht habe ich zu viele meiner Vorstellungen davon, wie die ISA arbeitet, aus dem Holo und aus Steiner- und Davionpropaganda, aber mir scheint, der Atem des Drachen hätte genug Spione, auch ohne sich mit der örtlichen Yakuza einzulassen. Ich – ich glaube, sie suchen nach einem Stützpunkt vor Ort und Unterstützung für eine verdeckte Operation.«
Während sie sprach, ging Cassie auf, daß sie hier einen wirklich außergewöhnlichen Kurita vor sich hatte. Onkel Chandy ließ sich nicht nur dazu herab, die Meinung einer Untergebenen anzuhören, sondern fragte regelrecht danach – und noch dazu die einer Frau.
Vielleicht halten ihn deshalb alle für einen solchen Narren, weil er auf Leute hört, die angeblich unter ihm stehen.
Sie hatte den Verdacht, die Toleranz würde erschöpft sein, sobald der angeblich unter ihm Stehende – oder im übrigen auch sonst jemand – nichts mehr Hörenswertes zu sagen hatte.
Er ruckte und zeigte noch immer keine Anzeichen von Überraschung oder Sorge. »Warum glauben Sie, geht die ISA dann nicht direkt gegen mich vor?«
Cassie war vielleicht taktlos, aber ihre Überlebensinstinkte waren mehr als aktiv genug, um rechtzeitig die Zügel in die Hand zu nehmen. Dieser fröhliche fette Mann war schließlich ein Kurita. Sie senkte den Kopf.
»Darf Eure bescheidene Dienerin fragen, warum Eure Herrlichkeit die Güte besitzt, ihren Meinungen zu lauschen?«
Onkel Chandy warf den Kopf zurück und lachte. Wie beim Mirza war es nicht das schrille Kichern, das bei den Masakko üblich war, sondern ein dröhnendes Gebrüll. »Ist es nicht ein bißchen spät, um die dienstbare Untergebene zu spielen, Leutenient?«
»Sagte nicht ein weiser Mann einst: › Besser spät als nie‹, Herr?«
Weiteres Gelächter. »Zweifellos. Ich habe das nicht selten selbst gesagt. Aber kommen Sie, Kind, Ihre Gaijin-Impertinenz macht einen Teil Ihres Charmes aus. Auch wenn Sie als Tochter des Drachen geboren wurden.«
Ihre Körpertemperatur fiel ein paar Grad. Er hatte sich wirklich für sie interessiert. Sie hoffte, das würde keine unerwünschten Begleiterscheinungen haben.
»Außerdem«, fuhr er fort, »waren Sie vor Ort. Und allein die Tatsache, daß Sie sich an den gerissenen Ninyu anschleichen konnten und überlebt haben, so daß Sie mir jetzt davon berichten können, zeigt, wie gut Sie sind. Oder daß Sie sehr viel Glück haben – wahrscheinlich beides. Das ist in der Tat eine nutzbringende Kombination und macht das, was Sie zu sagen haben, für meine Korpulenz interessant.«
Cassie erkannte, daß ihr Arbeitgeber ein alter Schwätzer war – und auch irgendwie zur Selbstparodie neigte, eine weitere Eigenschaft, die sie bei einem Kurita nicht erwartet hätte. Trotz der Tatsache, daß sie ohne große Liebe zum Kombinat, seiner Herrscherfamilie oder sonstigen wie auch immer gearteten Autoritätspersonen aufgewachsen war, war sie versucht, diesen fetten alten Betrüger zu mögen.
»Jetzt beantworten Sie aber freundlicherweise meine Frage, meine Tochter«, sagte Onkel Chandy, und ein ganz
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