BattleTech 24: Auge um Auge
Raven O'Connor. Sie war eine drahtige, herbe Blondine, die mit John Amos ›Pommes frites‹ Ames verheiratet war, der wie sie MechKrieger bei Adelante war. Er hatte seinen Spitznamen von dem, was er sich bei Partys in die Nase zu stecken pflegte, früher, in seinen wilden Junggesellentagen, als er mit den üblichen Verdächtigen herumzog: Buck, Reb und Cowboy, dem archetypischen Cowboy. Sein Feuerfalke war am Nachmittag von Navajo Wolf ›getötet‹ worden, und er selbst war dabei ziemlich in die Mangel genommen worden. Er war außerstande, seiner Frau die Nacht in der Stadt zu neiden.
»Macht ihre verrückten Übungen«, sagte Mercedes ›Misty‹ Saaverdra, eine zum Kichern neigende, runde kleine MechKriegerin von Bronco, die Janines beste Freundin und zukünftige Brautjungfer war.
»Tanzt da drin, soviel ich weiß«, sagte Kali.
»Ooh, schaut«, sagte Misty und spähte auf ein Zeichen an der dunklen Tür am Ende der halben Treppe. »Es ist Damennacht. Sie haben auch Tänzer!«
»Laßt uns reingehen!« erklärte Janine. »Das hier ist meine Party, und ich bin bereit, die Kuh fliegen zu lassen.«
»Lonny ist wahrscheinlich selbst da drin, mit Macho und den Jungs«, sagte Misty. »Weißt du nicht, daß es Unglück bringt, wenn du ihn in der Nacht vor eurer Hochzeit siehst?«
»Och, was soll's. Kommt, laßt uns gehen.«
»Geht ihr nur, Mädels«, sagte Lady K. »Ich schlendere noch ein bißchen weiter.«
»Was ist los?« fragte Janine. »Schiß bekommen?« Sie hatte schon leicht einen sitzen.
Lächelnd schüttelte Kali den Kopf. »Nein. Nur nicht in der Stimmung, irgendeinen Wildfremden sein Ding in meinen alkoholfreien Mai Tai hängen zu lassen.«
Raven lachte. »Sie sollten mit uns kommen, Kap'n«, sagte sie. »Sie werden Sie wahrscheinlich anheuern. Hier lieben sie langbeinige Blondinen; Sie könnten leicht ein paar C-Noten verdienen.«
»Sierra Foxtrott, Baby Doll, was versuchst du mir da anzutun?« lachte MacDougall. »Wenn Cabrera je herausfände, daß ich meine Titten in einer Pinte in der Schwebenden Welt entblöße, würde sie mich allen Ernstes häuten und einen Lampenschirm daraus machen.«
»Oh, Sie haben doch wohl keine Angst vor la Dama Muerte«, rief Misty aus.
»Darauf kannst du wetten. Jeder geistig Gesunde hat Angst vor dieser Hexe.«
»HDLC«, höhnte Janine. »Sie ist nicht einmal eine richtige MechKriegerin.«
»Der Satan fährt überhaupt nicht«, sagte Lady K. »Glaubt ihr nicht, daß sein Atem euch die tiefgefrorenen MechPiloten-Höschen an den Arsch schmelzen würde?«
»Ich würde gern reingehen.«
Alle waren ruhig und sahen Diana Väsquez an. Die Katapult-Pilotin war so still, daß die Leute oft vergaßen, daß sie überhaupt da war.
»In so einem Laden war ich noch nie«, sagte sie schüchtern. »Ich würde gern sehen, was da vor sich geht.«
Diana war so zurückhaltend, daß sie oft übersehen wurde, aber man durfte durchaus behaupten, daß sie die schönste Frau im Regiment war. Wie Kali hatte sie einen Ingenieursabschluß, aber sie benahm sich auf unglaublich kindliche, unschuldig reine Weise. Im Regiment erzählte man scherzhaft, daß sie einen zweijährigen Sohn hatte, wohl also keine Jungfrau mehr war – aber niemand wollte darauf wetten.
»Kommen Sie mit, Kapitän?«
Kali seufzte. »Klar, Di.«
»Werden Sie wirklich mit uns trinken?« fragte Janine plötzlich. »Wie meinen, Mariposa?« antwortete Kali ruhig.
»Werden Sie wirklich was trinken oder bloß ständig an Ihrem Fruchtsaft saugen?«
»Janine«, mahnte Raven.
»Schon gut, Rave«, sagte Lady K. »Du tust, was du willst, Janine. Ich habe damit kein Problem. Aber ich gehe meinen eigenen Weg.«
»Bist du dir zu schade, mit mir zu trinken, bolilla?«
»Hör mit dem Scheiß auf, Janine«, sagte Raven und schob sich zwischen die beiden. Janine ballte eine Hand zur Faust.
Dann stand Diana neben ihr und lächelte süß. Sie legte eine Hand auf Janines zurückgezogenen Arm, und plötzlich verflüchtigte sich die Spannung aus der Szene.
Die Artilleristin sah Lady K fragend an. »Mach dir über meine Anonymität keine Sorgen, Di«, sagte Kali. »Mir ist es egal, wenn die Leute wissen, daß ich auf Entzug bin. Ich mache nur keine Reklame damit.«
Janines gehässiges Verhalten fiel in den Rinnstein zu ihren Füßen. »Hijola«, stöhnte sie. »Tut mir leid, Kap'n.«
Lady K grinste sie strahlend an. »Ist nie passiert, Schmetterling. Laßt uns reingehen.«
TEIL IV
AUF MESSERS SCHNEIDE
19
Masamori, Hachiman
Distrikt Galedon,
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