BattleTech 25: Die Kriegerkaste
– wir haben seinen Sohn.« Der Prinz faltete die Hände. »Sun-Tzu muß Thomas zum Handeln drängen, und Thomas wehrt ihn ab. Wir müssen davon ausgehen, daß Thomas einen Drahtseilakt vollführt und alles abzuwenden versucht, was das Kräftegleichgewicht stören könnte. Haben wir noch etwas über seine Frau gehört?«
»Anscheinend war sie doch nicht an Bord des Zuges, als die Waggons mit Chemikalien am Bahnhof Semidam Feuer fingen. Sie war in Semidam selbst, in einer Schule in Windrichtung vom Bahnhofsgelände. Sophina half die Kinder in einen Schutzraum zu bringen und brach anschließend zusammen. Sie leidet seit ihrer Kindheit an allergischem Asthma, und die Verbrennungsgase müssen ihre Lungen schwer geschädigt haben. Sie hat das Bewußtsein wiedererlangt, kann aber kaum atmen. Sie ist keine gute Kandidatin für eine Transplantation, und außerdem scheint sie in einer Tradition aufgewachsen zu sein, die diese Möglichkeit ohnehin ablehnt.«
»Wie lange hat sie noch?«
»Am NAIW hat man mir gesagt, ohne Intensivbehandlung zwei Jahre. Vielleicht vier, wenn sie hierherkäme.«
Der Prinz nickte. »Arrangier ein Gespräch mit dem MarikBotschafter. Wir werden ihr jede Hilfe anbieten.« Victor sah hoch und fing einen seltsamen Blick Galens auf. »Ja, schon gut. Ich weiß, es ist heuchlerisch, einerseits Joshuas Tod vor seinen Eltern geheimzuhalten und andererseits unsere Hilfe bei der Rettung seiner Mutter anzubieten, aber mit beiden Maßnahmen verzögern wir den potentiellen Krieg gegen Sun-Tzu und die Liga Freier Welten. Und wenn ich diesen Krieg verhindern kann, indem ich wen auch immer gegeneinander ausspiele, werde ich es tun.«
Galen lachte. »Meine Gedanken gingen in eine ganz andere Richtung. Manche Leute – Sun-Tzu, Ihre Schwester, vielleicht sogar Thomas – würden nicht zögern, sich Sophina als neue Geisel zu sichern, die Joshuas Platz einnehmen kann. Aber Sie wollen ihr tatsächlich helfen.«
»Ein Krieg würde niemandem nützen. Wenn ich den Tod von Tausenden vermeiden kann, indem ich den Tod eines einzelnen verhindere, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um dieses eine Leben zu retten.«
5
Wie der Frieden für alles Gute, so ist der Krieg ein Symbol, ein Zeichen für alles Elend.
- JOHN DONNE , Devotions
Landungsschiff WST Starbride, im Anflug auf Woodstock Mark Sarna, Vereinigtes Commonwealth
30. Mai 3057
Der Blick auf den Sichtschirm des Landungsschiffs Starbride ließ Larry Acuff schaudern. Woodstock, der Planet, den er vor sieben Jahren verlassen hatte, um gegen die Clans zu kämpfen, drehte sich in majestätischer Langsamkeit unter der dünnen Wolkendecke. Mit gleichgroßem Oberflächenanteil von Land und Wasser war Woodstock eine fruchtbare Welt von reicher und vielfältiger Natur. Die überschäumende Fruchtbarkeit des Planeten hatte zu einem Handelsüberschuß geführt, der das Pro-Kopf-Einkommen über das der meisten Welten im Vereinigten Commonwealth und erheblich über das jedes anderen Planeten in der Mark Sarna gesteigert hatte.
Der Tag seiner Abreise von Woodstock war trüb und regnerisch gewesen. Zusammen mit anderen Freiwilligen auf dem Weg zur Front tief im lyranischen Teil des Commonwealth, eingepfercht im Innern eines militärischen Landungsschiffes, hatte er nur ab und zu einen Blick auf seine Heimatwelt erhaschen können. Die durch tiefschwarze Wolkenbänke zuckenden Blitze waren ihm wie ein Protest des Planeten gegen die menschliche Ernte erschienen, die das Schiff abtransportiert hatte.
Larry mußte grinsen. Genau diese Art wildromantischer Vorstellungen hatte seine Jugend gekennzeichnet. Damals hatte er geglaubt, mit dem Abflug von Woodstock in ein großes Abenteuer aufzubrechen. Aber das war gewesen, bevor er der 10. Lyranischen Garde zugeteilt worden war – derselben Einheit, zu der auch der junge Prinz Victor Davion gehört hatte. In seiner Phantasie hatte er viele Stunden Schulter an Schulter mit dem Prinzen gekämpft, die Clans von bereits eroberten Welten vertrieben und sie zurück ins Nichts geworfen, aus dem sie gekommen waren.
Nach dem Sieg über die Clans wollte er als Held nach Woodstock zurückkehren. Dann hätte er sich eine Frau gesucht und sich niedergelassen, um eine Familie zu gründen, wie es sein Vater nach dem Vierten Nachfolgekrieg getan hatte. Er hätte starke Nachkommen gezeugt und, wenn ein zukünftiger Krieg einen von diesen dann in den Waffendienst für das Vereinigte Commonwealth gerufen hätte, hätte er ihn mit tapferen
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