BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Spiele, hinter mir gelassen. Sie haben ihren Nutzen für neue Krieger, die ihre Fähigkeiten ausprobieren wollen. Aber wir, die wir echten Kampf hinter uns haben, nun, wir haben unsere Fähigkeiten bereits bewiesen, frapos?«
Er wirkte seltsam, wie er da stand, klein und hager, beinahe zerbrechlich. Wie ein Kind in den Kleidern eines Erwachsenen. Aber zugleich stand er wie ein Jadefalken-Krieger, selbstbewußt und trotzig.
»Pos, Ravill Pryde.«
Er lächelte ihr zu und ging weiter.
Joanna wanderte ans Ufer des Sees. Jetzt war sie wütend, wütend auf Ravill Pryde, weil er ihre Herausforderung so leicht genommen hatte. Er mußte wissen, daß sein Sieg über sie die einzige verbliebene Erniedrigung war, die sie rächen mußte. Und es schien, daß sie einiges Geschick im Rächen von Erniedrigungen entwickelt hatte. Trotz der Milde des Tages war das Wasser des Sees wie üblich aufgewühlt und kalt. Noch immer trieben kleine Eisschollen auf der Oberfläche.
»Freigeburt!« fluchte sie, trat die Stiefel von den Füßen und zog sich die Jacke aus.
Als sie ins Wasser sprang, wurde sie von der Eiseskälte überrascht. Trotz der isolierenden Wirkung ihres Overalls fror sie augenblicklich. Sie verspürte den Impuls, umzudrehen und das Bad zu vergessen, aber – nachdem sie einmal eine Aufgabe begonnen hatte, mußte Joanna sie zu Ende bringen. Vielleicht war dies das Geheimnis ihres Überlebens.
Sie hörte ein Platschen hinter sich. Hatte dieser Bastard Ravill Pryde sich doch noch entschieden, den Wettstreit anzugehen?
Die Anwesenheit eines Gegners im Wasser trieb sie voran. Sie schwamm nicht krampfhaft schnell, sondern mit dem gleichmäßigen Rhythmus, den sie fast drei Jahrzehnte zuvor als Geschko-Kadettin gelernt hatte. Es war trotzdem schmerzhaft, im eisigen Wasser kräftig genug auszutreten, besonders, nachdem eine Eisscholle gegen ihre Beine trieb, aber sie schwamm weiter. Und es war schwer, die Konzentration zu behalten, wenn der Kopf sich anfühlte, als wolle auch er zu Eis erstarren.
Das Wasser leistete ihren Händen immer stärkeren Widerstand, als sie versuchte, sie sauber durch die Wellen zu stoßen und gleichmäßig zurück an die Hüften zu ziehen. Joanna wußte nicht, wie sie es schaffte, aber ihr Schlag wurde stärker, ihre Beine stießen fester aus.
Trotzdem konnte sie den anderen Schwimmer nicht abschütteln. Er blieb knapp hinter ihr. Sie wagte es nicht, sich umzudrehen und Ravill Pryde die Zähne zu zeigen, und wollte auch keine kostbare Energie auf eine Beleidigung oder eine Prahlerei verschwenden.
Vor ihr trieb eine große Eisscholle vorbei. Sie reagierte schnell, tauchte und schwamm unter der Scholle durch. Sie hatte keine Zeit, die Unterwasserszenerie ausgiebig zu betrachten, aber sie erhaschte einen Blick auf eine unglaubliche Schönheit aus Blumen und Fischen. Sie tauchte auf der anderen Seite des Eisblocks auf und atmete tief ein. Die warme Luft loderte in ihren kalten Lungen.
Jetzt konnte sie die andere Seite des Sees ausmachen, die aus dem Wasser ragenden Klippen. Ihr Schlag wurde wilder, ließ das Wasser aufspritzen. Knapp hinter sich hörte sie ein ähnliches Platschen.
Auf den letzten Metern setzte Joanna alles ein, bewegte ihre Arme mit aller Kraft, die sie aufzubringen imstande war. Sie konnte fühlen, wie sie schneller wurde – und spürte ihren Verfolger ebenfalls beschleunigen.
Sie war nur noch sechs Meter vom Ufer entfernt, als sie spürte, wie er zum Überholen ansetzte. Von irgendwo tief in ihrem Innern bezog Joanna neue Energie, genug Kraft, um in einem Endspurt als erste die Klippen zu erreichen.
In einem ungeheuren Hochgefühl zog sie sich auf den weiten, breiten Felssims, wo sich die meisten Schwimmer nach der Überquerung des Sees ausruhten, sofern sie nicht die steile Felswand emporkletterten. Sie ließ sich auf den Sims sinken, genoß die warme Luft und blickte hinab auf ihren Gegner, der sich ebenfalls aus dem Wasser stemmte.
»Du bist es nur, Hengst.«
In einer einzigen, flüssigen Bewegung zog Hengst sich, für einen Mann seiner Masse elegant in eine sitzende Position auf dem Sims hoch.
»Nur ich? Bist du enttäuscht? Wen hast du erwartet?«
»Ravill Pryde.«
Hengst lachte. »Der wäre schon hier gesessen und hätte auf deine Ankunft gewartet.«
Joanna konnte sich nicht einmal über Hengsts Stichelei ärgern. »Ich kann ihn besiegen, Hengst. Ich kann ihn besiegen.«
»Du scheinst verändert, Joanna.«
»Könntet ihr vielleicht endlich aufhören, mir zu erzählen, daß ich mich
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