BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
Cholas sich davon abstieß, geriet es über ihnen ins Wanken.
Joanna ließ nicht locker. Jeder ihrer Schläge traf ihn hart an Kopf oder Körper. Jeder Schlag hinterließ entweder eine blutende Wunde oder war zumindest so schmerzhaft, daß Cholas das Gesicht verzerrte. Die letzten Hiebe warfen ihn krachend gegen das Mechbein, sein Kopf prallte mit lautem Knall gegen das Metall. Das Bein wankte immer stärker, mit jenem seltsamen metallischen Kreischen, das so typisch für Battle-Mechs war.
Mit benommenem Blick rannte Cholas unter dem Bein hindurch und stürzte auf der anderen Seite zu Boden. Seine Schulter schlug so hart in eine Pfütze, daß der größte Teil des Wassers wegspritzte. Joanna wollte hinterher, aber ein plötzlicher Sturzbach auf ihren Kopf ließ sie hochsehen. Das schwankende Mechbein hatte einen Punkt erreicht, an dem sein Sturz nicht mehr aufzuhalten war.
Castilla, die sich neben dem Mechfuß auf die Knie erhoben hatte, war noch groggy. Sie schien von den heftigen Bewegungen des Beines, das sie zu erschlagen drohte, nichts zu bemerken.
Joanna rannte zu ihr hinüber, packte sie an den Beinen und zerrte sie weg. Der Mechfuß krachte nur Zentimeter neben Castillas Kopf zu Boden.
Joanna ließ Castillas Beine los und fiel erschöpft zurück. Sie blickte auf das Sternenmuster ihrer Handschuhe. Auf einzelnen Beschlägen waren noch Blutspuren zu sehen, aber der Regen wusch sie sauber, noch während sie hinsah.
Sie konnte nicht mehr kämpfen. Wenn irgendeines dieser Küken noch Kraft hatte, konnte es sie jetzt besiegen. Sie war wie das Mechbein. Die leichteste Berührung genügte, um sie umzuwerfen.
Sie zog die Handschuhe aus und starrte auf Castilla hinab, die sie mit offenen Augen anstarrte. Die junge MechKriegerin zuckte mehrmals unter dem peitschenden Regen zusammen, drehte den Kopf jedoch nicht beiseite.
»Du hättest mich dort lassen sollen. Ich will dir nichts schulden.«
»Du schuldest mir nichts, Castilla. Frapos?«
»Aber…«
»Frapos?«
»Pos.«
»Das war zu schwach, zu geheuchelt. Frapos?«
»POS!«
Joanna schlug die Handschuhe militärisch gegen den Oberschenkel und trat hinüber zu dem am Boden liegenden Cholas. Er war bei Bewußtsein. Als er sie sah, versuchte er, Kampfhaltung einzunehmen, aber er konnte sich kaum bewegen.
»Erspar dir die Mühe, Cholas. Dieses Ehrenduell ist zu Ende. Ich habe gewonnen, frapos?«
»Also…«
Diese Idioten sind wirklich schwer von Begriff.
»FRAPOS?«
»Pos.«
Joanna trat zwei Schritte zurück. Der Regen ließ nach. Genau wie sie selbst hatte sich auch das Gewitter verausgabt.
»Diese Handschuhe, das ist keine faire Waffe«, murmelte Cholas.
»Wer hat gesagt, daß sie eine Waffe sind?«
»Aber du…«
»Hör auf zu winseln, Cholas. Ich hatte die Handschuhe, du hattest die Pistole. Das gleicht sich aus, frapos? Außerdem, welches Kriegerhandbuch führt Handschuhe als Waffe?«
»An deinen Händen sind sie…«
»Mach dich nicht lächerlich. Diese Handschuhe gehören zur normalen Kriegerbekleidung für kaltes Wetter.«
»Aber die Beschläge…«
»Die Beschläge sind eine Kriegerverzierung, genau wie eure idiotischen Geschkoschärpen. Nur eine Mode, Cholas, nur eine Mode.«
Joanna schlug die Handschuhe hart gegen ihren Oberschenkel, dann marschierte sie mit überraschender Energie aus dem improvisierten Kreis der Gleichen.
6
Falkengarde-Hauptquartier, Pattersen
Sudeten, Jadefalken-Besatzungszone
1. Juli 3057
Irgend etwas stimmte nicht mit Sterncolonel Ravill Prydes Gesicht, dachte Joanna. Es wirkte nicht wie das Gesicht eines realen Menschen, sondern erinnerte sie an eine hastige Skizze.
Die Wangenknochen. Es müssen diese verdammten Wangenknochen sein. Sie sind zu hoch im Gesicht, zu spitz. Wie steile Klippen. Sie stehen zu weit vor. Als müsse man Angst haben, sich zu schneiden, wenn man sie berührt. Sie lassen seine Augen zu schmal aussehen, wie Höhlen hinter Klippen. Geschlitzt, mit weit herabhängenden Lidern. Aber sie verdecken die Augen nicht völlig. Sie starren wie Laserkanonen heraus, Angreifer, die in den Höhlen auf Hinterhalt liegen. Es sind gemeine Augen. Ich sollte gemeine Augen mögen – es sind harte Augen, Kriegeraugen. Aber diese Augen machen mir Angst. Es scheinen die Augen eines Dämons. Und die hohe Stirn läßt sie noch kleiner, noch schmaler aussehen. Das Haar ist so kurz geschoren, daß er fast kahl ist. Sein Mund ist zu freundlich. Zu lächelnd, zu viele Zähne. Weiße Zähne. Aber das Lächeln dient nur dazu, die
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