BattleTech 26: Robert Thurston - Ich bin Jadefalke
hierzubleiben?«
»Neg, obwohl das verlockend wäre. Nein, ich will nur, was mir zusteht. Eine Chance. Eine Chance zu beweisen, daß ich bei der Falkengarde bleiben sollte. Ich will in unserem letzten Wettkampf in den Mechs gegen dich antreten. Wenn du es so nennen willst, ein Ehrenduell. Wenn ich dich besiege, mußt du meine Versetzung zurücknehmen. Gewinnst du, werde ich ohne weiteren Protest abreisen und diese Informationen über dich für mich behalten. Nein, nein, wir werden es anders machen. Laß uns die Sache einfach halten und sicherstellen, daß der Sieger angemessen belohnt wird. Laß uns bis zum Tod kämpfen. Du hinterlegst den Befehl über die Streichung meiner Versetzung und ich – ich werde tot sein, also kein Problem mehr für dich.« »Ein Problem. Nein. Ein Dilemma vielleicht, aber kein Problem.« »Was auch immer. Wie lautet deine Entscheidung?«
Ravill Pryde hatte gestockt und über die Schulter geblickt, auf die versammelten Krieger, die neugierig und fasziniert zu den beiden herübergeschaut hatten. »Gut gehandelt und akzeptiert. Wir werden das Ehrenduell als neues Finale der Wettkämpfe ausrufen.«
»Einverstanden.«
Er hatte sich umgedreht und war gegangen.
»Ravill Pryde!« hatte sie gerufen und bewußt seinen Rang unterschlagen.
Als er sich umwandte, war sie zu ihm getreten und hatte geflüstert: »Ich verachte jede Wolfseigenschaft in deinem genetischen Erbe.«
Dann hatte Joanna ihn stehenlassen. Diese letzte Beleidigung hatte sie aus psychologischer Erwägung ausgesprochen. Gegen einen Mann, der sich schon im Positionstest als Sterncaptain qualifiziert hatte, konnte etwas Psychologie nicht schaden.
Der Sturm ließ etwas nach. Einen Moment sah Joanna Ravill Prydes Waldwolf nur wenige hundert Meter entfernt. Im Schneegestöber war er nichts als eine sich entfernende Silhouette. Vielleicht wußte er nichts von ihrer Nähe. Vielleicht streikte auch seine Ortung, und er wußte nicht, wo sie war. Vielleicht war es ein guter Zeitpunkt für einen Hinterhalt. Hastig löste sie KSR-Salve aus und fand heraus, wie bewußt er sich ihrer Anwesenheit war. Das Raketenabwehrsystem des Waldwolf verwandelte ihre Raketen in ein Feuerwerk – farbenprächtig, aber wirkungslos. Der Schnee fiel dichter. Ihr letzter Blick auf den Waldwolf zeigte ihn auf dem Weg weiter hinaus in die Eiswüste. Sie hatte keine andere Wahl, als ihm nachzusetzen, blind weiterzumarschieren, denn die Bilder auf ihren Schirmen hatten inzwischen eine enorme Ähnlichkeit mit dem Blick aus der Kanzel.
14
Südpol
Sudeten, Jadefalken-Besatzungszone
24. Juli 3057
Die nächsten Minuten waren wie im Traum vergangen. Die Schritte
des Bluthund schienen extrem unsicher, als wäre der Mech zu leicht und könnte von jedem Windstoß umgeblasen werden. Joanna sagte sich immer wieder, daß das Gewicht der Maschine sie aufrecht halten würde. Je weiter jedoch der Koloß durch den Sturm marschierte, mit vom Wetter neutralisierten Sensoren, desto mehr verlor auch sie die Orientierung. Sie hatte schon häufig unter schlechten Sichtverhältnissen kämpfen müssen, doch sie war immer in der Lage gewesen, wenigstens ein paar Formen oder Reflexionen voraus zu erkennen. Ihre Zielerfassungs- und Ortungssysteme hatten in der Regel eine minimale Funktionstüchtigkeit behalten. Dies hier jedoch – das war, als schwämme sie in einem Meer aus Schaum. Kurioserweise schien die Anstrengung, die notwendig war, um den Bluthund durch den Schneesturm zu bewegen, eine zusätzliche Aufheizung der Betriebssysteme zu verursachen. Neben dem Heulen des Sturms hörte Joanna ein seltsames Zischen, wenn der Schnee das heiße Metall des Rumpfes traf.
Warum brauche ich diesen Kampf so? Was treibt mich, läßt mich nicht los? Vielleicht ist dieser Sturm eine Art Zeichen, daß ich die Erniedrigung der Versetzung akzeptieren und Geschkogören frisch aus den Kanistern Gutenachtgeschichten erzählen sollte. Vielleicht hat das Jadefalkenoberkommando in seiner Weisheit die richtige Entscheidung für mich getroffen. Ich weiß, das sollte ich glauben. Ich sollte mich nicht dagegen stellen, was man für mich beschließt. Meine Art des Widerstands ist in der Schlacht clanmäßig genug, aber abseits des Schlachtfelds wird sie – ja, wozu? – zu antisozialem Verhalten? Antisozial zu sein ist eigentlich eine Auszeichnung unter JadefalkenKriegern. Trotzdem, die meisten Krieger würden diese Befehle ohne Widerspruch akzeptieren, gleichgültig, wie wütend sie darüber sind. Niemand außer
Weitere Kostenlose Bücher