BattleTech 27: Highlander Gambit
Moment Zeit, um sich umzusehen. Der Funkwagen der 3. Royals stand immer noch in Flammen, aber erstaunlicherweise waren keine Hilfstruppen auszumachen, die einen Löschversuch unternahmen. Er konnte sogar seinen gestürzten Gallowglas auf einem nahen Hügel erkennen. Was er nicht sah, war irgendein Zeichen von den überschweren Davion-Mechs oder von MacLeods Truppen. Das allerdings verwirrte ihn und bereitete ihm einige Sorgen.
Die drückende Enge in Mulvaneys Cockpit wurde durch die Abwärme des BattleMechs noch unangenehmer. Mulvaney hatte dank ihrer Kühlweste wenigstens ein wenig Linderung, auch wenn die Weste unter den extremen Bedingungen eines Kampfes wenig half, aber Loren sah sich den Temperaturen völlig schutzlos ausgeliefert. Die Luft war stickig, und mit jedem Schritt des Marodeur II tropfte frischer Schweiß in seine Augen. Als er das Cockpit betrat, blickte er geradewegs in die Mündung von Mulvaneys Laserpistole. Der größte Teil ihres Gesichts war unter dem Neurohelm versteckt, aber was er sehen konnte, schien wutverzerrt. Hatte sie ihn den ganzen Weg in ihr Cockpit kommen lassen, nur um ihn zu erschießen?
»Ich nehme an, das hier werde ich nicht brauchen«, erklärte sie, und wedelte mit der Waffe.
Jaffray schüttelte den Kopf. »Ich habe kapituliert. Ich habe meinen BattleMech verloren und meine Mission beendet. Wenn ich mich in diesem Kampf jemandem ergeben muß, sind Sie mir die liebste. Wenigstens kann ich von Ihnen die Möglichkeit einer fairen Verhandlung erwarten. Catelli und seine Helfershelfer würden mich als Staatsfeind standgerichtlich erschießen.«
»Sie haben Oberst Stirling gewarnt, richtig? Ich nehme an, deshalb haben Sie den Funkwagen angegriffen.«
Loren nickte. »Ja. Ich habe ihr eine Warnung geschickt. Ich weiß aber nicht, ob sie angekommen ist.«
Sie weiß von dem Hinterhalt. Sie muß es wissen. Oder meint sie, ich habe die Füsiliers gewarnt, daß die 3. Royals Tara besetzt haben?
»Für jemand, der gerade ein Kriegsgefangener geworden ist, wirken Sie reichlich entspannt. Woher wollen Sie wissen, daß ich Sie nicht einfach umbringe?« fragte Mulvaney, ohne die Waffe zu senken. Ihre Stimme hatte einen eisigen Unterton.
»Es steht zuviel auf dem Spiel. Sie sind zum Töten ausgebildet, aber Sie sind keine kaltblütige Mörderin. Säße ich in meinem Mech, wurden Sie vermutlich nicht zögern. Aber wir haben beide zuviel Ehrgefühl, um den anderen zu töten, ohne ihm eine echte Chance zu geben. Sie hätten mich am Boden des Tilman umbringen können, aber Sie haben es nicht getan, und jetzt werden Sie es auch nicht tun.«
Loren drehte sich um und schloß die Cockpitluke. Er lauschte dem Zischen, als die Dichtung die Kanzel druckdicht abschloß.
Chastity starrte ihn konzentriert an. »Wissen Sie, warum ich hier bin?«
»Ich kann es erraten.«
Laß dir nicht in die Karten sehen, ermahnte er sich. Sie muß es aussprechen.
»Ich war etwas schockiert, als Pluncket auftauchte. Wir konnten nur ein paar Minuten reden, bevor Catelli ihn wegschleppte, aber es reichte, um in groben Zügen mitzubekommen, was hier vorging.«
»Sie wissen es also?«
»Ich ›weiß‹ überhaupt nichts mehr mit Sicherheit, Loren. Aber alles scheint darauf hinzudeuten, daß Sie die Wahrheit gesagt haben. Sie sind ein verteufeltes Risiko eingegangen, mir Mister Pluncket zu schicken. Wie konnten Sie wissen, daß ich auch nur ein Wort mit ihm wechseln würde?«
Loren hockte sich auf den Kanzelboden. »Sicher wußte ich das nicht. Aber als ich Sie beide im Pub gesehen habe, hatte ich den deutlichen Eindruck, daß Sie ihm vertrauen. Ich wäre selbst gekommen, aber bei mir hätten Sie zu viele Zweifel gehabt, ob ich Sie nicht hinters Licht führen will. Pluncket ist ein alter Infanterist. Männer wie er werden weder zum Verräter noch führen sie ihre Kameraden aus einer Laune heraus in den Tod.«
»Sie haben recht. Meine Leute haben das Gebiet und die Überreste des Royals-HQ gesichert. Ich habe Kontakt zu MacLeod aufgenommen, und er hält den Ausgang des Friedensparks. MacLeod's Regiment ist wieder komplett. Wie ich Marschall Bradford kenne, wird er uns mit seiner gesamten Regimentskampfgruppe auf den Pelz rücken. Ich hoffe nur, Ihre Botschaft ist durchgekommen.«
Mit diesen Worten startete Mulvaney ihren Mech. Loren kippte fast vornüber, als der Marodeur II sich schwerfällig in Bewegung setzte. Er hielt sich an der Kante der Pilotenliege fest und stieß einen leisen Seufzer der Erleichterung aus. Er hatte
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