BattleTech 27: Highlander Gambit
Risse in der Mitte des Torsos waren Sensoren sichtbar, und zertrennte, mit Kühlmitteln und anderen Chemikalien verschmierte Myomerfasern hingen wie Eingeweide aus dem Rumpf des Mechs. Manche Stellen glühten vor Hitze. Zum Teil loderten Feuer aus dem Innern der Maschine, und aus den Brüchen und Löchern überall am Rumpf drang Rauch. Der linke Mecharm war völlig zerquetscht, und das schwer beschädigte Bein war abgerissen. Es lag verloren ein Stück abseits am Boden. Loren fühlte den Verlust, wie jeder MechKrieger, dessen BattleMech zerstört wurde. Aber er hatte keine Zeit zu verlieren. Zu viele Leben hingen von ihm an. Nicht nur die Füsiliers, auch MacLeod und selbst die Todeskommandos hingen von seinem Erfolg ab.
Krachender Explosionsdonner von der nahen Schlacht schien seinen matten Körper mit neuem Leben zu erfüllen, als er über das freie Gelände zum Funkwagen rannte. Er kam keine hundert Meter weit, bevor er auf einen Zug Davion-Infanteristen traf. Die Soldaten trugen Tarnmonturen in Stadtfärbung und die goldene eingerollte Klapperschlange der 3. Royal Guards als Insignien. Sie hielten ihre Waffen auf ihn gerichtet, und ihr Anführer, ein Sergeant, brüllte seinen Befehl laut und deutlich heraus.
»Halt!«
Loren wurde langsamer. Auf die sengende Hitze des Cockpits hin rang er noch immer nach kalter Luft. Es gab zwei Möglichkeiten, mit diesem Hindernis fertig zu werden. Eine bestand in dem Versuch, den ganzen Zug auszuschalten, alle fünf Soldaten, die schon auf ihn angelegt hatten. Blieb die andere…
»Sie sind direkt hinter mir!« brüllte er in gespieltem Schrecken und deutete auf das Unterholz, aus dem er gerade aufgetaucht war.
»Stehenbleiben. Keine Bewegung.«
Loren zog den Nadler und richtete ihn in die ungefähre Richtung des Pirscher. Dann feuerte er zweimal.
»Steht nicht rum!« rief er und sprang unter einen Baum, als suche er Deckung vor der Schlacht, die er gerade verlassen hatte. »Kommt her und geht in Stellung, bevor sie uns überrennen!«
Der Sergeant und seine Männer waren perplex. Da war ein Mann, der sie nicht als Feinde zu fürchten und seinerseits auf ihre Gegner zu schießen schien. Sie kamen zum falschen Schluß, daß Loren auf ihrer Seite stehen mußte, wenn er keine Angst vor ihnen hatte. Sie liefen ein Stück nach vorne und warfen sich zu Boden, die Waffen auf die Stelle gerichtet, auf die Loren gefeuert hatte.
»Sie haben meinen Mech ausgeschaltet, und jetzt sind sie hierher unterwegs!« brüllte er und gab einen weiteren Schuß ins Gebüsch ab.
»Wer?« fragte der Sergeant.
»Highlander-Infanterie! Mein Gott, da sind Sie!« kreischte Loren, sprang auf und feuerte. »Bilden Sie hier eine Verteidigungsstellung, Sergeant«, befahl er. »Ich werde das HQ warnen, damit es sich zurückzieht, bis die Gefahr vorbei ist.« Der Davion-Sergeant stand nur da und sah ihn an, verwirrt und unsicher, wie er weiter vorgehen sollte.
Loren entschied sich, den Einsatz zu erhöhen. In bestem Befehlston bellte er seine Befehle. »Verdammt noch mal, Sergeant, bringen Sie Ihre Männer in Stellung. Jetzt, oder ich übernehme Ihre Einheit!« Das schien zu reichen. Der Infanteriezug ging hastig zwischen Bäumen und Sträuchern in Stellung gegen einen gar nicht vorhandenen Gegner.
Loren drehte sich langsam um und sah sein Ziel vor sich liegen. Nachdem er die Wachen auf einen imaginären Feind gehetzt hatte, brauchte er sich nur noch um die Insassen des Funkwagens zu kümmern. Als er zu dessen Tür lief, hörte er hinter sich das unverwechselbare Krachen von PPK-Feuer und das Donnern der Granaten und Raketenexplosionen, inmitten dessen MacLeod und seine Leute den Angriff fortsetzten. Ohne zu zögern öffnete Loren die Tür des Fahrzeugs und trat ein.
Die Besatzung im Innern war so mit ihren Aufgaben beschäftigt, daß ihn zunächst niemand zu bemerken schien. Auch der Posten unmittelbar hinter der Tür schenkte ihm keine weitere Beachtung.
In so großer Nähe der Kämpfe machen sie sich wohl weit mehr Gedanken darum, hier wegzukommen, als über die Möglichkeit eines feindlichen Eindringens.
Loren brachte die Nadlerpistole nach vorne und richtete sie in Augenhöhe auf den Posten.
»Waffe fallen lassen und ans andere Ende des Wagens«, befahl er mit leiser Stimme. Der Soldat zuckte zusammen und ließ nervös seine Pistole fallen. Als der Mann sich bewegte, bemerkten einige der Offiziere und Techniker, was vor sich ging, und erstarrten.
»Okay, herhören«, verkündete Loren mit lauter Stimme, und
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