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BattleTech 29: Pflichtübung

BattleTech 29: Pflichtübung

Titel: BattleTech 29: Pflichtübung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William H. Keith
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erinnerte. Möglicherweise hatte dieser Saal einmal als Kapelle für das hier stationierte Sternenbundpersonal gedient; aber wenn dem so war, dann hatte man Sitzreihen und Altar schon vor langer Zeit entfernt, und heute benutzte der Verwalter ihn für Gespräche mit Bittstellern und zur Unterhaltung seiner Gäste.
Besonders zur Unterhaltung, dachte Alex mit schwarzem Humor. Der Saal war eine Schreckenskammer. Skelette und mumifizierte Leichen waren wie makabre Wachtposten an die Säulen zu beiden Seiten des abgetretenen roten Teppich gekettet. Ein frischer Leichnam hing nackt und blutig an einer Klaviersaitenschlinge von der Decke und drehte sich wie eine Hälfte frischgeschlachtetes Vieh. Alex hatte gehört, daß man auf diese Weise erhängt langsam und qualvoll erstickte, statt sich schnell und sauber das Genick zu brechen.
Was für ein krankhaftes Monstrum ist dieser Wilmarth?
Am hinteren Ende des Saals erhob sich der Sitz des Verwalters wie ein Thron auf einem über einer flachen Bühne aufgebauten Podest. Hinter dem Thron ragte, durch seine spezielle Bauweise wie ein Baldachin über den Sitz hängend, ein schwarzgelber Heuschreck auf, selbst in diesem hohen Saal bis unmittelbar unter die Decke, und seine unerwartete Präsenz im Innern des Bauwerks verlieh dem Mech eine düstere, dämonische Aura.
Als sie sich, einige Schritte hinter Folker, dem Thron näherten, bekam Alex erneut einen Schrecken, der ihn beinahe stolpern ließ. Er zog zischend die Luft zwischen den Zähnen ein und stieß McCall an.
»Ich seh sie, Lad«, murmelte der Kommandanthauptmann leise, während er gelassenen Schrittes den roten Teppich hinabging. »Akzeptierr es. Du darrfst dirr nie anmerrken lassen, daß es dirr etwas ausmacht.«
Akzeptieren sollte er das? Wie? Zwei Gefangene, ein Mann und eine Frau, waren zur Hinrichtung in diesen Saal gebracht worden, wo Nelson Wilmarth nur wenige Meter entfernt zu Mittag aß. Nackt, gefesselt und geknebelt, standen sie auf einen halben Meter dicken Eisblöcken, Klaviersaitenschlingen um den Hals, deren anderes Ende hoch über ihren Köpfen an einem Holzbalken befestigt war. Keiner der beiden wagte es, sich zu bewegen, aber Alex sah ihre verzweifelten, flehenden Blicke. Die Frau stand nahezu auf Zehenspitzen, um den tödlichen Druck der Drahtschlinge um ihre Kehle zu lockern. Sie zitterte vor Kälte, Erschöpfung oder Angst – wahrscheinlich alles zusammen. Lange würde sie sich auf dem schnell schmelzenden Eisblock nicht mehr halten können. Der Mann neben ihr stand ruhig wie ein Felsen, aber seine Beine waren blau vor Kälte.
»Nun, Major?« fragte Nelson Wilmarth von seinem Platz hinter dem Tisch. »Ist das der Mann, von dem Sie mir erzählt haben? Ihr alter Kamerad?«
»Er ist es tatsächlich, Sir. Verwalter, darf ich Ihnen Kommandanthauptmann McCall und seinen Adjutanten, Hauptmann Carlyle, vorstellen. Gentlemen, das ist Nelson Wilmarth, Verwalter des caledonischen Systems für das Vereinigte Commonwealth.«
Nelson Wilmarth war ein ungeheuer fetter, fahlgesichtiger Mann mit dunklen Augen, ungekämmtem Haar und teigiger Haut, in deren schweißglänzenden Falten seine Gesichtszüge fast verschwanden. Der Tisch, hinter dem er saß, krümmte sich fast unter den Bergen von Essen, und von Tischmanieren schien der Verwalter nie etwas gehört zu haben.
»Freut mich, Gentlemen«, meinte Wilmarth und wischte sich mit dem fetten Handrücken den Mund. »Carlyle. Dann sind Sie der Sohn des Anführers der berüchtigten Gray Death Legion?«
»So ist es«, bestätigte Alex. Er deutete mit dem Daumen auf die beiden Gefangenen. »Sie sadistischer Bastard! Was, zur Hölle, soll das?«
»Rruhig, Lad«, meinte McCall. »Berruhig dich, nu…«
»Rebellenpöbel«, zuckte Wilmarth die Schultern. »Gerade gestern festgenommen. Sie waren die Rädelsführer einer Demonstration in der Nähe des Raumhafens, und ich habe mich entschlossen, ein Exempel an ihnen zu statuieren.«
Alex schaute zu ihnen hinüber. Den Mann erkannte er nicht, aber plötzlich wurde ihm klar, daß er die dunkelhaarige Frau schon einmal gesehen hatte – in caledonischen Trews, einem T-Shirt und rotem Stirnband, als sie am Raumhafen zu der Menge geredet hatte.
»Verdammt, so etwas können Sie nicht machen!«
»Ach, nein?« Wilmarth schien von Alex' Ausbruch unberührt. »Als Verwalter dieser Welt, mein Junge, habe ich sowohl eine Verantwortung als auch eine gewisse Macht. Es ist meine Verantwortung, hier für das Vereinigte Commonwealth den Frieden zu

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