BattleTech 29: Pflichtübung
Boden der Räume auf diesem Deck diente. Wenn man sich zu schnell bewegte oder aufstand, konnte dies dank des vergleichsweise geringen Durchmessers der Gravdecks zu Schwindelgefühlen führen, aber sie gestatteten der Schiffsbesatzung, Sport zu treiben und ihre Glieder unter voller Standardschwerkraft zu strecken – was von essentieller Bedeutung war, wenn sie nach einer langen Sprungserie mal wieder den Fuß auf eine Planetenoberfläche setzen wollten.
Der Konferenzraum war klein – selbst an Bord des größten Sprungschiffs war Platz kostbar – und wurde von einem auf den leicht gekrümmten Boden montierten Tisch fast ganz ausgefüllt. Eine Wand wurde von einem Sichtschirm dominiert, der wahlweise Computerdaten oder ein Vidbild darstellen konnte, und im Moment einen Blick auf das hinter der Rubicon voll ausgebreitete Sonnensegel zeigte. Grayson betrachtete die Sterne jenseits der Segelellipse, als die Tür mit einem Zischen aufglitt.
»Oberst Carlyle?«
»Ich bin Carlyle. Und Sie sind…?«
Der erste Besucher, der den Raum betrat, war ein großgewachsener Mann mit kurzgetrimmtem Bart und tiefschwarzem, glänzenden Haar. Er trug die reichverzierte Ausgehuniform eines VC-Stabsoffiziers. Dicht hinter ihm folgten ein zweiter, jüngerer Mann und eine attrakt ive Frau, beide in Gefechtsmontur.
»Ich bin Kommandant Kellen Folker, Sir«, stellte sich der Mann in der Ausgehuniform vor. »Sie, äh, haben vielleicht schon von mir gehört?«
»Nicht, daß ich wüßte, Kommandant.« Carlyle musterte den Offizier von oben bis unten und ließ die Details der Uniform auf sich wirken. Sie war reichlich mit Goldlitzen und mehrfachen goldenen Fangschnüren verziert. Ein Abzeichen über den Zeilen mit Feldzugsabzeichen auf der linken Brust identifizierte Folker als Stabsverbindungsoffizier bei einer planetarischen Regierung. »Ich nehme an, Sie sind Verwalter Wilmarths Kontaktmann zu den VCS.«
»Genauso ist es, Herr Oberst. Und darf ich Ihnen meine Stabsadjutanten vorstellen, First Lieutenant Churnowski und First Lieutenant Dahlgren.«
»Freut mich. Sie wollten mit mir sprechen? Ich hatte nicht erwartet, schon vor unserer Ankunft auf dem Planeten mit offizieller Stelle in Kontakt zu treten.«
»Es war, äh, notwendig, Herr Oberst, sofort Verbindung zu Ihnen aufzunehmen und Sie über die Verschlimmerung der Lage auf Caledonia zu unterrichten.«
»Tatsächlich? Hat dies möglicherweise etwas mit der Kommunikationsblockade zu tun, die hier zu herrschen scheint?«
»Ja, Sir. Wir bedauern das. Ich, äh, bin mir darüber im klaren, daß Sie bereits Personal auf Caledonia haben und bin mir sicher, Sie verspüren das Bedürfnis, sofort in Kontakt mit Ihren Leuten zu treten.«
»Das wüßte ich zu schätzen.«
»Ich befürchte allerdings, daß dies unmöglich sein wird. Sehen Sie, wir haben Gründe zu der Annahme, daß die Einheit, die Sie vorausgeschickt haben, gegen die Miliz des Verwalters aktiv geworden ist. Zwei seiner BattleMechs wurden bei einem Scharmützel vor der offiziellen Residenz beschädigt. Das Ziel meines Besuches hier und jetzt ist es daher, Ihre genauen Absichten zu erfragen. Es besteht die Möglichkeit, daß die Gray Death Legion Ihren Söldnerkontrakt mit dem Vereinigten Commonwealth bereits gebrochen hat. Unnötig, darauf hinzuweisen, daß der Verwalter alle möglichen, äh, Mißverständnisse jetzt aus dem Weg schaffen möchte, bevor es zu weiteren Zwischenfällen kommt.«
»Moment mal! Machen Sie mal eine Sekunde Pause. Was soll das heißen, ›die Einheit‹, die ich vorausgeschickt habe? Ich habe zwei Mann auf Caledonia, von denen einer ein Einheimischer dieser Welt ist und sich mehr oder weniger auf Heimaturlaub befindet. Ich gebe zu, daß ich die beiden gebeten habe, sich umzusehen und Berichte über die politische Lage auf Caledonia vorzubereiten. Zum Zeitpunkt ihrer Abreise bestand eine gute Chance, daß der Graue Tod hierher versetzt wurde, und es ist immer besser, eine gewisse Vorstellung von der politischen Situation zu haben, bevor man mit einem Bataillon Mechs einfällt.«
»Ich verstehe.« Folker griff in die Tasche und holte eine Speicherkarte hervor. »Sie gestatten?«
»Natürlich.«
Der Verbindungsoffizier schob die Karte in den Leseschlitz des Tisches. Der Wandschirm hinter Grayson flackerte, dann machte das Bild des Rufocon-Solarsegels einer anderen, nicht minder dunklen Szene Platz. Anscheinend handelte es sich um Aufnahmen einer Kamera hoch oben im Turm einer alten Sternenbundfestung.
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