BattleTech 29: Pflichtübung
senden.«
»Dann müssen wir blind und taub in den Einsatz gehen«, stellte Grayson fest. Das versprach nichts Gutes.
»Oberst?« fragte Frye. »Wie geht's weiter, wenn wir auf Caledonia angekommen sind? Kämpfen wir wirklich gegen die Jakobiten?«
Carlyle seufzte. Diese Frage nahm schon seit einiger Zeit immer breiteren Raum in seinen Gedanken ein, und die Blockade der caledonischen Komfrequenzen war nicht angetan, ihn zu beruhigen.
»Unser Befehl lautet, die Ordnung wiederherzustellen. Wir werden erst einmal warten, bis wir Kontakt mit Alex und Davis aufnehmen konnten und gehört haben, was sie zu berichten wissen.«
Aber nach dem letzten HPG-Bericht McCalls war er sich bereits ziemlich sicher, wie sich die Lage darstellte. Es schien ganz so, als ob sich die schlimmsten Befürchtungen des Caledoniers bewahrheitet hatten, und es war durchaus möglich, daß die Legion bald im Kampf gegen McCalls Freunde und Familie stehen würde.
Carlyles Griff um das Kabelrohr wurde immer fester, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Der Baron von Glengarry zweifelte bereits an seiner grundlegenden Loyalität dem Staat gegenüber, der ihn beauftragt hatte.
Wird das die erste Schlacht des drohenden Bürgerkriegs?
Der Gedanke gefiel ihm überhaupt nicht.
Oberleutnant Mendez drehte sich um. »Herr Oberst?«
»Ja, Oberleutnant?«
»Sir, der Planet wird blockiert, aber die regulären Schiffskanäle sind noch offen. Wir haben gerade einen Anruf vom Skipper der Rubicon erhalten. Am Sprungpunkt wartet eine kleine Raumfähre, anscheinend auf uns.«
»Das ist interessant.« Konnte das Alex sein? Oder McCall? Aber wie hätten sie an eine Raumfähre kommen sollen? Hatte das etwas mit den Störsendern zu tun? »Ist irgend etwas darüber bekannt, wer an Bord ist, oder was man von uns will?«
»Ich frage mal nach, Sir.«
Mendez sprach leise ins Bügelmikrofon, während Grayson die Nachricht auf sich wirken ließ. Wer auch immer hier auf sie wartete, war ein Risiko eingegangen. Jedes Sonnensystem besaß zwei Standardsprungpunkte, einen am Zenith des Systems, den anderen am Nadir. Aber alle Raumschiffe mit akkuraten Navigationstabellen und Systemephemeriden hatten die Möglichkeit, andere, sogenannte ›Piratensprungpunkte‹ zu verwenden. Zugegeben, Sprungschiffe, besonders so große wie die Rubicon, neigten dazu, sich an feste und öffentliche Flugpläne zu halten. Immerhin sparte es Zeit und Geld, wenn Landungsschiffe, die sich an ein Sprungschiff ankoppeln wollten, an Ort und Stelle warteten, wenn es auftauchte, und nicht einige hundert Millionen Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Systemgestirns.
Aber Flugpläne änderten sich gelegentlich, und gerade Militärschiffe hatten die Neigung, sich so unberechenbar wie möglich zu verhalten.
Es war sicherer.
»Bei dem Schiff handelt es sich um eine RF-46«, meldete Mendez. »Registriert auf die Vereinigten Commonwealth-Streitkräfte. Einhundert Tonnen. Drei Passagiere plus Pilot. VerCom-Sicherheitsstufe Code Grün Drei. Sie geben nur an, dringend mit Ihnen reden zu müssen.«
»Mit mir?«
»Sie haben mit Dienstrang und Namen nach Ihnen persönlich gefragt, Sir.«
Grayson runzelte die Stirn. Code Grün Drei kennzeichnete einen Verbindungsoffizier oder Attachee mittleren Rangs. Wären Alex oder Davis an Bord, hätten sie sich zu erkennen gegeben. Aber die einzigen anderen Personen, die wissen konnten, daß er sich hier befand, waren die Leute, die ihn hergeschickt hatten.
Feldmarschall Gareth vom Oberkommando der Lyranischen Commonwealth auf Tharkad.
»Na schön, wenn der Skipper der Rubicon keine Einwände hat, habe ich sie auch nicht. Koordinieren Sie das Andockmanöver mit ihm.«
»Natürlich, Herr Oberst.«
Sprungschiffkapitäne waren äußerst empfindlich, was den Anflug fremder Raumfahrzeuge an einem Sprungpunkt anging. Angriffe auf Sprungschiffe waren zwar ein offener Bruch der Areskonvention, aber in den letzten Jahren wurde diese spezielle Regel, mit der ein unaufhaltsames Absinken in die Barbarei zumindest gebremst werden sollte, mehr und mehr ignoriert. Manche Landungsschiffe beförderten Hunderte Soldaten, und etwas so Großes und Wertvolles wie ein Sprungschiff war in jedem Fall ein lockendes Ziel – besonders, wenn es mit leeren Kearny-Fuchida-Zellen hilflos am Sprungpunkt im Raum hing.
Aber eine RF-46 war unbewaffnet und daher kaum eine Gefahr. Käpten Walters hatte bereits ein Diagramm der Fähre aufgerufen. Der Monitor zeigte eine farbige, rotierende Computergrafik des
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