BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
Khan Elias Crichells. Vlad wartete, gestattete der Spannung in seinem Innern, das Messer zum Zittern zu bringen. Das bereits an der Klinge hängende Blut floß zur Messerspitze und tropfte auf den roten Teppich.
Vlad drehte den Dolch blitzschnell um, stieß hinab und schlug den Wolfskopfknauf auf das Brustbein des Elementars. Der Mann brach geschockt zusammen, und Vlad sprang vor und packte ihn an der Brust, noch bevor er die Augen öffnen konnte. Vlad packte den schwarzen Zopf des Elementars und hob seinen Kopf vom Boden.
»Wäre ich nur ein Krieger, hätte ich dich getötet. Ich bin mehr.« Vlad hob den Dolch und blickte, während er ihn hin und her drehte, an dessen blutiger Spitze vorbei auf die im Saal versammelten Krieger. »Heute bin ich Vladimir Ward geworden. Ich bin mehr, als ich war, aber weniger, als ich noch sein werde. Merkt euch diesen Tag. Merkt euch diese Ereignisse. Von nun an werden die Pläne Nicholas Kerenskys in mir und meinem Volk Erfüllung finden.«
Er gab das Haar des Elementars frei und stieg über ihn hinweg. Als er hochblickte, sah er Elias Crichell, der ihn hart anstarrte. Auch Marthe Prydes Augen ruhten auf ihm, aber ihr Blick offenbarte nichts von der Wut und Überraschung, die in den Augen Crichells standen. Sie schaut mich an, wie ich Feinde betrachtet habe. So, wie ich in Phelan das Gegenteil der Clans erkannt habe, erkennt sie in mir das Gegenteil der Jadefalken. Sie sieht, was Crichell sich nicht zu erkennen gestattet.
Elias Crichell kam ihm die ersten drei Stufen von der Empore entgegen. Vlad rauschte an ihm vorbei, dann drehte er sich um, ergriff die Hand, die Crichell zum Glückwunsch ausgestreckt hatte, und führte den Jadefalken-Khan daran zurück auf die Empore. Er hob den blutigen Dolch hoch über den Kopf.
»Seyla«, brüllte die Versammlung.
Crichell hob die Arme, um den vereinzelt aufklingenden Applaus zu stoppen. »Dein Blutrecht, Vladimir Ward, ist eines von besonderer Ehrwürdigkeit. Es ist das einzige, das von der Abschwörung unbefleckt ist – es war den Clans immer treu. Es war offen, seit sein vorheriger Besitzer von einem Wolfskhan brutal ermordet wurde. Ich kannte Conal Ward. Trotz der Feindschaft unter den Clans war er mein Freund. Es macht mich stolz, zu wissen, daß du das Blutrecht erbst, das dir zugedacht war.«
Glaubst du, mich so leicht kontrollieren zu können, Elias? Vlad starrte ihn mit leerer Miene an, dann schüttelte er den Kopf. »Das ist nicht das Blutrecht, um das ich gefochten habe.«
»Aber, die anderen…«
Vlad nickte langsam. »Ja, Sie glaubten, ich wollte ein unberührtes Blutrecht, unbefleckt vom Abzug der illoyalen Wölfe. Ich begreife, warum das für Sie und die Jadefalken wichtig war, denn Ihr klammert euch verbissen an eure Ehre. Wo Sie selbst den Anschein eines Makels vermeiden würden, habe ich beschlossen, mich darin zu suhlen. Ich habe die Absicht, ein beschmutztes Blutrecht ganz und gar zu neuem Glanz zu bringen.« Der Wolf senkte langsam die Rechte und stieß den Dolch zurück in die Stiefelscheide. »Ich bin in der Absicht angetreten, um das Blutrecht zu kämpfen und es zu erringen, das mir einmal vorenthalten wurde. Ich beanspruche das Blutrecht Cyrilla Wards, das vor der Abschwörung von Khan Phelan Ward getragen wurde.«
Keuchen und nervöses Lachen lösten sich in Beifall auf. Crichells Wangen röteten sich, und Marthes Gesicht wurde zu einer unlesbaren Maske. Vlad lachte und breitete die Arme aus. Der Jubel wurde lauter.
Der ältere Falkenkhan knurrte ihn an. »Du hast einen Blutnamen gewonnen, Vlad Ward. Benimm dich nicht, als ob dich das zum Khan gemacht hätte.«
»Das hat es nicht. Noch nicht. Es hat mir nur den Weg geebnet.« Vlad warf Crichell einen schrägen Blick zu. »Eure Hälfte unserer Vereinbarung wird mich zu einem Khan machen.«
Marthes Augen verengten sich zu Schlitzen. »Die Jadefalken besitzen bereits zwei Khane.«
»So ist es, Khanin Marthe Pryde.« Vlad sah zu Crichell hinüber. »Ich habe die Absorption angefochten. Um Khan zu werden, brauche ich einen eigenen Clan.«
Crichell nickte. »Die zweite Hälfte deiner Belohnung.«
»Ganz genau.«
»Was?«
»Nicht jetzt, Marthe Pryde, nicht jetzt!« bellte Crichell. Dann wandte er sich an Vlad. »Du sollst haben, was du dir wünschst. Du sollst sogar mehr haben, als du willst. Dafür werde ich sorgen.«
Vlad hob die Arme, dann senkte er sie und sorgte für Ruhe. Er blickte zu Crichell. »Ihr habt das Wort.«
Der Jadefalke neigte beinahe respektvoll den Kopf.
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