BattleTech 30: Abgefeimte Pläne
seine Ex nicht wußte, was ihr entgeht.«
»Offensichtlich wußte sie es wirklich nicht, Doc, und du bist klug genug, das zu erkennen.« Shelly beugte sich herab und drückte ihm einen schnellen Kuß auf die Wange.
Doc grinste. »Habt ihr Söldner keine Regeln gegen Verbrüderung mit Eingeborenen?«
Sie richtete sich wieder auf und schüttelte den Kopf. »Du kennst uns doch, eine Eroberung folgt der anderen. Außerdem bist du ein Offizier. Mit dir wäre es keine Verbrüderung, es wäre Kooperation.«
»Das hört sich beinahe respektabel an.«
»Ich kann dir versichern, daß es gewiß nicht respektabel wäre.«
»Um so besser.« Doc setzte sich zurück. »Am besten wäre es natürlich, wenn wir einen Erfolg zu feiern hätten.«
Shelly kniete neben ihm ab. »Stimmt, aber damit ist kaum zu rechnen. Unsere Munition geht zur Neige, und wir können nicht genug Truppen zusammenziehen, um den Jadefalken-Kordon zu durchbrechen, ohne den Zusammenbruch der gesamten Linie zu riskieren.«
Docs Augen verengten sich. »Der Ausbruch ist nicht unmöglich.« Er deutete in die Richtung, in der die Clan-Stellungen auf die CrossDivides trafen. »Die Kette von Höhlen und Stollen unterhalb des Massivs verläuft bis ziemlich weit hinter ihren Linien.«
»Das wissen die Falken auch. Deswegen haben sie die Eingänge gesprengt.«
»Sie haben nur die gesprengt, von denen sie wissen. Wir könnten an ihren Linien vorbei in ihr Hinterland vorstoßen.« Doc rieb sich über Mund und Kinn und stellte das Fernglas aufs Dach. »Wenn ich richtig vermute, könnten wir sie, einmal da angekommen, ein wenig verunsichern.«
Shelly beobachtete ihn. »Und was genau vermutest du?«
»OK, betrachten wir den Angriff auf die Waco Rangers als Ausrutscher.«
»Einverstanden.«
»Ich habe lange Zeit damit verbracht, Clan-Taktik, ihre Philosophie und so weiter zu studieren, okay? Sie legen enormen Wert auf Stolz und Ehre im Gefecht – in einem derartigen Maße, daß gelegentlich ein tapferer Kampf wichtiger wird als ein kluger Kampf. Wenn ich mir jetzt hier das Muster simpler Attacken ansehe, nach deren Erfolg diese Siege einfach nicht genutzt werden, dann sehe ich Krieger, denen es darum geht, etwas zu beweisen, und zwar sich selbst mehr als uns. Wenn sie uns jetzt ein wenig besiegen, können sie uns später ein wenig mehr besiegen und damit die Beweise für ihren Mut und ihr Können anhäufen.«
Shelly sah ihn einen Moment mit leerem Blick an, dann schossen ihre dunklen Brauen zu einem spitzen V zusammen. »Und bei den Rangers hätten sie dann mit dem Siegen wohl etwas übertrieben?«
»Vielleicht, aber ich würde dahinter eher ein paar zu selbstsichere Krieger vermuten, denen es darum ging, die Meßlatte für die anderen möglichst hoch zu legen.« Doc drehte sich um und legte ihr beide Hände auf die Schultern. »Mehr noch, ich glaube, die Jadefalken haben die Waco Rangers eliminiert, um in uns übrigen die bestmögliche Opposition zu haben. Die Vernichtung der Waco Rangers war eine Motivation für uns, auch wenn wir gleichzeitig in gewisser Weise froh sind, sie los zu sein. Kleine Siege über die Dragoner müssen mehr wert sein als selbst ein großer Sieg über die Waco Rangers.«
Langsam erhellte sich Shellys Miene. »Ich verstehe. Die Jadefalken haben uns deswegen noch nicht ausradiert, weil sie uns als möglichst harte Gegner brauchen.«
»Genau.« Doc deutete in Richtung des Falken-Kordons. »Momentan haben sie uns genau da, wo sie uns haben wollen. Sie entscheiden, wo’s langgeht, kämpfen, solange es ihnen in den Kram paßt, und dann ziehen sie sich zurück, um mit ihren Heldentaten zu prahlen und zu analysieren, was sie richtig und was sie falsch gemacht haben.«
»Ich gehe davon aus, daß du einen Plan hast, ihnen diesen Spaß zu verderben?«
»Ich denke schon. Whitting, der Ort, aus dem Ihr die letzten Milizionäre befreit habt, ist eine hervorragende Verteidigungsstellung, von der aus man die Truppen hier befehligen kann. Wenn wir mit zwei Gruppen durch die Berge ziehen, von denen eine die Falken-Linien von der Flanke her attackiert, während unsere Hauptstreitmacht entlang der ganzen Front Druck macht, könnte eine leichte, schnelle Einsatztruppe nach Whitting vorstoßen und ein paar Jadefalken-Stabsoffiziere abschießen. Damit könnten wir sie nicht vernichten, aber vielleicht würde es sie bremsen.«
Die Dragonerin nickte enthusiastisch. »Simpel, sauber, mit begrenzten, aber erreichbaren Zielvorgaben. Gute Arbeit für jemand, der vorher
Weitere Kostenlose Bücher