BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
ich ein Geschenk für Sie. Es wurde mir von einem rothaarigen Freund von Ihnen anvertraut.«
Er holte eine Diskette heraus und hielt sie ihr unter die Nase. Sie schreckte zurück. Ninyu Kerai schickte ihr das? Sie schnaubte. Es war wahrscheinlich mit tödlichem Gift beschmiert. Sie war nicht naiv genug zu glauben, daß er ihr Liebesgaben sandte. Ihre kurze Affäre bedeutete ihm nicht mehr als das Auslöschen des Lebens einer kleineren Bedrohung für das Haus Kurita.
Die Turbinen der Atmosphäredüsen des Breitschwert begannen aufzuheulen. Zögernd nahm sie die Diskette, dann packte sie Ernie bei der Hand. »Sie bereiten sich aufs Abheben vor, Mr. Katsuyama«, sagte sie. »Vielleicht sollten wir uns hinter diese Bäume da stellen.«
Zwanzig Minuten später landete ein Karnow inmitten eines Schneegestöbers. Zuma Gallegos und eine Anzahl seiner AsTechs stiegen aus und stürzten sich auf die Container, die die Clanner im Schnee zurückgelassen hatten. Cassie kletterte mit Ernie im Schlepptau an Bord. Der Pilot war ein dicker Ranger mittleren Alters, den sie nicht kannte. Sie stellte ihm ihren Schutzbefohlenen als Ernie vor.
Einer von Zumas Assistenten steckte den Kopf durch die Seitenluke. »He, Cass, mira!« rief er. »Auf all diesen Kisten ist das Zeichen des Geisterbären.«
Er wandte den Kopf und spie aus. Die Caballeros betrachteten Clanner buchstäblich als böse Wesen.
»Erbeutete ClanTech«, entgegnete sie ihm. »Kriegsbeute. Mit schönen Grüßen von Teddy dem K.«
»Gut, Freunde zu haben, que no? Dennoch hätte ich lieber eine Kompanie oder so von diesen DEST-Gespenstern.«
»Pablito, du weißt nicht, worum du da bittest. Jetzt bewege deinen Hintern und schaff diese Kisten an Bord, bevor die Orbitstreife uns entdeckt und eine Sholagar runterschickt, um uns zu überprüfen.«
»Er spinnt«, sagte Mariska Savage und betrat den Raum.
Cassie sah von dem Tischcom auf, über den Astrozombie gebeugt stand und versuchte, Ninyus ›Geschenk‹ dazu zu bringen, seine Geheimnisse zu offenbaren. Sie war eine des halben Dutzends Heros, die sich in das kleine Gästeschlafzimmer im Haus des Operators eines Holzfällerlagers gezwängt hatten, das zur Zeit als Ständiges Mobiles Hauptquartier des Regiments diente.
»Was sagst du?« fragte sie die schwarze Caballera.
»Katsuyama. Ernie«, antwortete Risky. »Er ist verrückt wie eine Maurerwanne voller Schmeißfliegen, um einen Lieblingssatz der Südwestler zu zitieren. Aber er kennt sich aus.«
In den Kisten, die das Landungsschiff zurückgelassen hatte, war nicht nur ClanTech. Manche von ihnen enthielten sehr knifflige KommunikationsTech, die offenbar aus der Inneren Sphäre stammte. Risky und Astrozombie waren beeindruckt gewesen; sie hatten nicht geglaubt, daß der uneinheitliche Techgrad der Kuritas so etwas hergeben würde.
»Massenkommunikation war mein Hauptfach«, sagte Risky. »Ich habe das Techzeug immer gemocht, und es zeigte sich, daß man so einen guten Job in der Industrie bekam. Aber ich kenne das volle Programm, und ich versichere euch, Ernie kennt sich aus. Er ist ein Genie – oder vielleicht ein idiot-savant.«
Cassie zuckte die Achseln. »Ich hörte, Migaki sei ganz schön clever.«
»Das ist er in der Tat. Er hat diese Schmierenkampagne zusammengepfriemelt, die Hanse Davion als den ›Schwarzen Ritter‹ darstellte. Das war ein ziemliches Husarenstück.«
»Und ich bin sicher, daß der Lächelnde ihn gründlich auf Herz und Nieren geprüft hat, ehe er ihm das OK für den Job gab. Also muß er wohl etwas drauf haben.«
»Er und du seid auf Hachiman ganz schön aneinandergeraten, wenn ich mich richtig erinnere«, stimmte Risky zu. »Ich werde ihn da« – sie wies mit dem Kopf auf Astrozombie – »fragen, ob ich als seine Assistentin arbeiten kann. Er ist topfit, wenn es um technische Fragen geht, und ich kann manches von ihm lernen!« Ihre Wangen glühten, und ihre großen, dunklen, schokoladenbraunen Augen glitzerten.
»Yee-HAAAW!« Der Rebellenschrei ließ die Wände des kleinen Raums erbeben. Cassie sprang dreißig Zentimeter in die Luft und landete mit ihrer versteckten, kurzläufigen Pistole in beiden Händen.
Marshai ›Astrozombie‹ Harris wandte sich von seinem Monitor ab und blinzelte, als er in die Mündung aller Handfeuerwaffen im Raum außer seiner eigenen schaute.
»Was?« fragte er.
»Warum machst du so einen schrecklichen Lärm?« verlangte Cassie zu wissen. »Was, zum Teufel, ist los mit dir?«
»He, tut mir leid, daß ich lebe,
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