BattleTech 31: Im Herzen des Chaos
schlagen. Don Carlos war zögernd zu dem Schluß gelangt, daß sein alter Freund die Nerven verloren hatte. Er hielt es für das beste, ihn bei den Zivilisten unterzubringen, wo seine Besorgnis keinen großen Schaden anrichten konnte.
Diana lächelte und nickte. »Ich werde ihn willkommen heißen. Er arbeitet so hart, daß ihm Ruhe guttun wird. Und du, mein Lieber – unsere Feinde jagen dich. Sei vorsichtig.«
»Immer«, versicherte ihr der Kolonel. »Yo te quiero.«
»Du mußt mit diesen Gurten vorsichtiger sein«, sagte Cassie und hielt ein verräterisch baumelndes Ende am Rucksack auf Marly Joles' Rücken hoch. »Sie können klappern, wenn du dich bewegst. Ein Scout muß absolut lautlos sein.«
Das Mädchen nickte ernst. »Tut mir leid, Cassie. Kommt nicht wieder vor.«
Cassie schnitt ein Gesicht. Das Mädchen nahm seine Ausbildung ernst, und das war gut so. Aber irgendwie nahm sie sie zu ernst. Das gefiel Cassie nicht.
Sie sah Marlys geliebtes 6 mm-Gewehr an, das mit Deckel auf der Zielvorrichtung am Quartier lehnte. Es war speziell als höchst genaues, flach schießendes Jagdgewehr gebaut, dessen geringer Rückstoß es für ein schlank gebautes heranwachsendes Mädchen passend machte, und hatte sich auch als hervorragende Heckenschützenwaffe erwiesen. Wie die zehn schwarzen Stifte bewiesen, die sie in den Gewehrkolben getrieben hatte.
Marly rechnete für den Mord an ihrem Vater in Raten ab. Mit Zinsen.
Cassie summte tonlos vor sich hin und klebte den störenden Gurt fest. Rings um sie bereitete sich der Rest des Überfallkommandos auf den Hinterhalt für eine Streife der Planetenpolizei vor. Cassie würde nicht mitkommen. Don Carlos hatte ihr – wahrscheinlich auf Betreiben dieses sich ständig einmischenden Dachses Sandra Ten Bears – befohlen, eine Weile kürzer zu treten. Ten Bears hatte Angst, Cassie verlange sich zuviel ab. Das war Unsinn; ich habe ein paar Kilo abgenommen, na und?
Sie klopfte Marly auf den Hintern. Das Mädchen lächelte sie flüchtig an und hockte sich an die Mauer, wo sie gewohnheitsmäßig ihr Gewehr aufnahm und es zu überprüfen begann. Was störte sie nur an dem Mädchen? fragte sich Cassie. Daß sie ihre Pubertät früh hinter sich ließ? Cassie hatte selbst nicht sehr viel Kindheit gehabt.
Vielleicht ist es das, was dich stört. Das letzte hörte sie sehr deutlich in Kali MacDougalls Stimme. Sie erschauerte.
Sie überprüfte gerade den Rucksack eines anderen Milizfreiwilligen, als eine Stimme aus der Tür ertönte: »Cassie-Mädchen.«
Sie sah auf, wußte aber schon, daß sie Tim Moon in der Türöffnung sehen würde; er wurde von hinten von der Sonne angestrahlt, die tapfer versuchte, die Schneeschicht auf den Gunderlandbergen zu schmelzen, und grinste sie an. Sie drehte sich um und ging durch die Innentür ins Haupthaus.
Er erwischte sie in einem Gang, in dem es nach den Hartholzplanken duftete, aus denen die Wände bestanden, packte sie am Handgelenk und riß sie herum. »Willst du ewig vor mir wegrennen?« fragte er.
Sie legte die freie Hand auf seine, löste seine Finger von ihren, drehte seinen Arm, um das Ellbogengelenk zu überstrecken, und preßte sein Gesicht auf die harten Bodenbretter. »Faß mich nie wieder so an«, sagte sie.
»Au! Tut mir leid. Ich gebe meinen Fehler zu. Jetzt laß mich bitte hoch.«
Sie ließ ihn los und trat an die Wand zurück, wo sie mit fest verschränkten Armen stehen blieb.
»Was willst du?« fragte sie.
»Du kannst auf mich sauer sein, das habe ich verdient. Und du mußt nie wieder mit mir reden, wenn du es so willst. Aber du bist eine Närrin, wenn du einem wie mir erlaubst, einen Keil zwischen dich und deine Freundin Kali zu treiben.«
Sie gab einen empörten Laut von sich und wandte sich zum Gehen. »Bitte. Zwing mich nicht, dich wieder zu packen. Ich kann meine Voss nicht besonders gut fliegen, wenn du mir den Ellbogen brichst.«
»Schau, es gibt nichts zu bereden. Ka… Kapitän MacDougall war meine Freundin. Aber das ist vorbei, seit sie mir das angetan hat.«
»Aber sie hat dir nichts angetan. Sie hat mir etwas angetan, und das war auch noch sehr angenehm – nein, bitte bleib, manchmal geht mein Humor mit mir durch. Tatsache ist aber, daß etwas zwischen ihr und mir geschehen ist, das dich nicht betreffen sollte.«
»Hast du wirklich geglaubt, daß es das nicht würde?« fragte sie bitter.
»Um brutal ehrlich zu sein, es ist mir nie in den Sinn gekommen. Tatsache ist, daß Lady K mit dir keine Absprache hatte, die Finger von
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