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BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

BattleTech 31: Im Herzen des Chaos

Titel: BattleTech 31: Im Herzen des Chaos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Milan
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eingelassenen gelben Lampen trübe erleuchtet und sah aus, roch und fühlte sich an wie eine gewaltige Scheune.
    Das Küchenpersonal fuhr ständig Platten mit Speisen auf: große, dampfende Rippchen und Keulen mehrerer Pflanzenfresserarten, die in der Gegend heimisch waren, Obstschalen, Brotlaibe mit harten braunen Krusten, die innen weich waren wie ein Kuß, Pasta, Kohl, Maiskolben, Kartoffelbrei, einheimische Gemüse, für die die Tleros noch keinen Namen wußten. Auch die Getränke flossen reichlich. Tim Moon, der zwischen Cassie und Lady K an einem Tisch aus langen, grob behauenen Brettern saß, trank gewaltige Mengen Bier aus einem großen Steinkrug mit den Insignien der Towne Air Ranger – einem stilisierten weißgekleideten Cowboy mit einer schwarzen Dominomaske und einem großen Stern auf der Brust, der aus dem Cockpit eines cartoonartig gezeichneten Flugzeugs mit Frontpropeller winkte. Er bedrängte Kali nicht, als sie sich entschloß, den schmackhaften, dunklen Apfelsaft mit Schalenstückchen zu trinken, der statt alkoholischer Getränke gereicht wurde.
    Er ermutigte Cassie, mehr zu trinken, als sie gewohnt war, und machte sie so ein wenig beschwipst. Wenn sie spürte, daß sie die Kontrolle verlor, hörte sie normalerweise auf. Wenn sie Entspannung suchte, fand sie diese anderswo, in erster Linie im Training und bei anderen Überlebenskünsten. Sie hatte schreckliche Angst davor, die Kontrolle über sich selbst und ihre Umgebung zu verlieren und war überrascht, als sie spürte, wie sie zu schweben begann.
    Die Gäste wurden unter Beifallsstürmen vorgestellt. Dann erhoben sich mehrere Würdenträger der Ranger, um begrüßt zu werden: d'Aubisson und ihre Kollegen, die Gruppenkommandanten Ed Zollinger und Zane Saldano; Schwadronskommandanten wie etwa Hauptmann Angela Chistaki, eine verschlossen wirkende Frau mit zusammengewachsenen Augenbrauen, und Fritz ›Krautkopf‹ Moellwitz, blond und mit leicht stupidem Gesicht; zudem Scharführer, darunter Lieutenant Sondra ›Eis‹ Prynn, klein, streng und noch bleicher als Seide, und Tim Moon, dessen Rufzeichen einfach ›Bad‹ lautete.
    Als das Essen serviert wurde, ließen die Gespräche nach – offensichtlich nahmen Townies vom Land das Essen genauso ernst wie die Südwestler. Nachdem zum zweiten oder dritten Mal Nachschub gebracht worden war, wurden die Stühle zurückgeschoben und mehr als nur ein paar Hosenträger diskret gelockert. Der Sicherheitschef des Stützpunkts, Sergeant-Major FitzGerald – der daran gehindert werden mußte, die unachtsame Wache, die Cowboy so problemlos entwaffnet hatte, körperlich anzugehen –, stand auf und bat lautstark um Ruhe.
    Am Kopfende des Tisches, wo Wombat mit Don Carlos und Gordo Baird saß, wurde Platz gemacht. Der jüngste Pilot der Ranger, ein Sergeant Jerry Wilcox, mit kurzgeschorenem roten Haar und Ohren wie Topfhenkel, wurde auf den Tisch gehievt, wo er bebend in HabAcht-Stellung stand.
    Der Junge legte den Kopf in den Nacken und sang mit zitternder, aber annehmbarer Tenorstimme:
»Wir treffen uns unter den klingenden Balken,
Die Wände rings um uns sind kahl;
Sie werfen zurück unser Lachen;
Mit uns sind die Toten so fahl.
So lasset die Gläser erklingen,
Die Welt ist von Lügen durchwirkt.
Ein Hoch auf all die, die schon gingen;
Hurra auf den nächsten, der stirbt.«
    »Was geht da vor sich?« flüsterte Cassie Moon zu und war schockiert darüber, daß ihre Worte undeutlich klangen. »Tradition«, antwortete er. »Still jetzt, sei ein braves Mädchen.«
    » Wir haben die Heimat verloren,
Das Neue zerreißt unser Herz…«
»Klingt wie bei uns«, sagte Lady K zu Cassie. Cassie preßte die
Lippen aufeinander. Ihre Freundin wirkte wie ein Eindringling.
    »Die Guten sind vor uns gestorben,
Zurück bleibt uns nur dumpfer Schmerz.
So lasset die Gläser erklingen,
Die Welt ist von Lügen durchwirkt.
Ein Hoch auf all die, die schon gingen…«
Und plötzlich war irgendwie der ganze Mob, Heros wie Ranger,
sogar Cassie selbst, auf den Beinen und brüllte unisono die letzte
    Zeile:
»HURRA AUF DEN NÄCHSTEN, DER STIRBT!«
Cassie spürte in jener Nacht, wie ihr Tränen über das Gesicht
    strömten, und als sie sich im Licht der falschen Laternen umsah, bemerkte sie, daß sie nicht die einzige war. Jetzt aber, zehn Tage später, machte ihr Magen Luftsprünge und versuchte offenbar durch ihre Kehle zu entkommen, als die Ruedel in eine offenbar feste Wolkenbank eintauchte.
    »Du hast doch keine Angst, oder?« erklang

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