BattleTech 32: Operation Excalibur
sie den Boden erreichte.
»Lieber Gott, Oberst, was haben Sie mit meinem Baby gemacht?«
Sie sah am steil über ihr aufragenden Rumpf des 80-Tonnen-Mechs empor und erlitt einen gelinden Schock. Von hier draußen sahen die Schäden sehr viel schlimmer aus. Die hinter den Barrikaden geschützten Beine des Zeus waren weitgehend unbeschädigt geblieben, aber von den Hüften aufwärts war von der Bemalung kaum noch etwas zu sehen. Die Außenhaut des Stahlriesen war von faustgroßen Kratern und Löchern übersät, und von der linken seitlichen Hüftabdeckung bis zur linken Brustplatte war der Rumpf völlig aufgerissen. Panzerung und Stützstreben waren weggesprengt, und das schwarze Gewirr von Drähten, Schläuchen und Leitungen im Inneren lag frei. Siliziumkarbon-Schmiermittel tropfte aus zerrissenen Leitungsschläuchen, und aus einem geborstenen entwich zischend heißer Dampf. Das runde Injektorventil Endstück der Raketenlafette im rechten Arm sah aus, als wäre es von einer riesigen Keule zerbeult worden.
»Ich scheine die Lackierung ein wenig verkratzt zu haben, was, Johnny?«
»Scheint so.« Er sah sich das Wrack noch einen Moment an und wischte sich die kohlschwarzen Hände an einem kaum weniger schwarzen Lappen ab. »Aber wir finden möglicherweise ein paar Ersatzteile, mit denen wir Sie wieder klar bekommen.« Dann grinste er. »Ich sage Ihnen, das hier ist der Tech-Himmel! Besonders für Defiance-Mechs!«
Sie nickte. Das hatten sie in der Operationsplanung zwar berücksichtigt, aber dennoch nicht erwartet, eine so dramatische Demonstration zu erhalten. Der Zeus gehörte zu den von den Defiance Industries hergestellten Mechtypen. Es war zu erwarten, daß für ihre Maschine in dieser Anlage reichlich Ersatzteile lagerten, welche Komponenten sie auch benötigte.
Trotzdem hatten sie keine Zeit für Sonderarbeiten. »Hauptsache, er wird wieder einsatzklar, ÖD«, ermahnte sie Wallhauser. »Ich kann nicht darauf warten, daß Sie alle Bolzenköpfe polieren.«
Normalerweise hätte er darauf mit einem Witz reagiert, was sie mit ihren Bolzenköpfen machen konnte, aber diesmal schüttelte er nur den Kopf. »Wir tun, was wir können, Oberst. Ich verspreche nichts.«
»Ich will auch keine Versprechungen, Johnny«, grinste sie. »Ich will nur, daß Sie das Unmögliche schaffen.«
»Geht klar.«
Der Hangar war still und leer. Gut.
Daniel Brewer trug eine MechKriegeruniform aus Shorts, T-Shirt, Stoffschuhen und Kühlweste, als er aus dem Aufzug stieg, sich in der abgedunkelten Halle umsah und dann schnell und leise durch die Schatten im Hangar 70 huschte. Er hatte den Hangar durch den Geheimgang erreicht, den Feldmarschall Gareth ihm vor ein paar Tagen nach der Pressekonferenz in eben dieser Halle gezeigt hatte. Es war eine aufregende Reise geworden. Einmal hatte er fünfzehn Minuten in der staubigen Dunkelheit des engen Gangs Hegen müssen, während eine Infanteriestreife der Gray Death Legion vorbeikam und alle dunklen Ecken nach Eindringlingen wie ihm absuchte.
Eindringlingen? Seine Züge spannten sich. Dies war seine Fabrik, verdammt, und er würde den Eindringlingen der Legion zeigen, wozu ein Brewer an den Kontrollen eines BattleMechs fähig war.
Vor Jahren hatte Gareth ihm auf Daniels Bitte einen BattleMechsimulator in seiner Wohnung installieren lassen. Jetzt würde sich diese Investition bezahlt machen. Er konnte einen simulierten Mech wie seinen eigenen Körper steuern und hatte den Mechnahkampf endlose Stunden trainiert. Er war bereit…
Aber er würde sich beeilen müssen. Es ließ sich nicht vorhersagen, wann die nächste Legionärsstreife dieses Gebiet durchquerte. Sein Vorteil lag in der Tatsache, daß es nicht allzu viele feindliche Truppen auf dem Fabrikgelände geben konnte. Es war eine sehr große Fabrik, viel zu groß, um alle ihre Ausläufer gleich gut zu bewachen.
Daniel blieb stehen und lauschte. Die Halle war doch nicht völlig still; in der Ferne konnte er das dumpfe, gedämpfte Donnern von Geschützfeuer hören, wie ein weit entferntes Sommergewitter. Aber es gab keine Wachen, keine Soldaten, die ihn sehen konnten, als er aus den Schatten hastete. Sein Mech wartete in der Düsternis an der Nordseite des Saals.
Der silbergraue Stahlkoloß seines Defiance ragte auf, wo er ihn verlassen hatte im kalten Griff des Wartungskokons. Der junge Herzog blickte sich noch einmal um und überzeugte sich ein letztes Mal, daß die Halle nicht überwacht wurde, dann kletterte die Leiter des Gerüsts hinauf. Das
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