BattleTech 32: Operation Excalibur
schußbereit auf den sich noch immer drehenden Apollo gerichtet.
Alle Autokanonen, die langläufigen Ausführungen wie die Armstrong JII aber besonders, waren über kurze Distanz weniger zielgenau als über weite Entfernungen, weil sich über Strecken von deutlich unter hundert Metern die Bewegungen des Ziels durch das Schußfeld der Kanone übertrieben stark auswirkten. Aber auf zwanzig Meter, Kopf und Schultern des Apollo sicher im Fadenkreuz, konnte sie kaum daneben schießen. Sie drückte den Auslöser, noch bevor der Apollo, dessen Pilot ihren abrupten Halt noch gar nicht bemerkt hatte, sich ganz zu ihr umgedreht hatte. Der APL-1M besaß ein ungewöhnlich großes transparentes Kanzeldach, eine weitere Schwachstelle, die auch noch so viele Schichten Transplas nicht wettmachen konnten. Das Cockpit, dessen Konstruktion dem Piloten trotz der schwer gepanzerten, zu beiden Seiten des Kopfes aufragenden Schultern eine möglichst freie Sicht ermöglichen sollte, war nur unzureichend geschützt. Ferrofibritpanzerung bot einen weit besseren Schutz gegen explodierende Granaten als transparente Plastikschichten.
Die Autokanonengeschosse trafen Kopf und Schultern des Mechs in einem wüsten, donnernden Strom, und Lori verstärkte ihre Vernichtungswirkung noch durch wiederholte Laserschüsse und das Abfeuern beider KSR-Abschußrohre am Kopf des Dunkelfalken. Faust- bis kopfgroße Krater bedeckten die Halskrause des Apollo. Ein Granatenhagel schlug in die rechte LSR-Lafette. Noch in den Rohren steckende Raketen explodierten unter dem unaufhörlichen Bombardement. Innerhalb von Sekunden waren die oberen Partien der Feindmaschine in zuckende Lichtblitze und wallenden schwarzen Rauch gehüllt. Lori feuerte immer weiter, selbst dann noch, als sie das Kanzeldach zertrümmert und offen sah. Dann kippte der Mech vornüber. Rauchschwaden zogen eine bogenförmige Spur durch die Luft, als er nach vorne zu Boden stürzte wie eine Marionette, deren Fäden man durchtrennt hatte. Sie fühlte die Erschütterung, als der Stahlkoloß aufprallte, und das Krachen der fünfundfünfzig Tonnen Metall konnte sich mit einer Explosion messen.
Vorsichtig rückte sie näher und hielt Ausschau nach dem Piloten, bis sie die Trümmerreste der Lebenserhaltung und Pilotenliege sah. Die Rettungsautomatik war nicht ausgelöst worden. Der Granatenhagel mußte den feindlichen MechKrieger auf seiner Liege zerfetzt haben.
»Mein Gott, Oberstleutnant!« stieß Flanders leise aus, als sein Derwisch näher kam. »Bin ich froh, daß Sie auf unserer Seite sind!«
5
Nördlich von Dunkeld, Glengarry
Mark Skye, Vereinigtes Commonwealth
13. Mai 3057, 10:18 Uhr TNZ
Erst als der Apollo vernichtet war, kam Lori ein neuer,
beunruhigender Gedanke, eine jener schockierenden späten Erkenntnisse, nach denen sie sich fragte, wie sie ein derart offensichtliches Problem so lange hatte völlig übersehen können. Viele BattleMech-Konstruktionen – möglicherweise sogar die meisten
– existierten bereits so lange, daß alle Großen Häuser der Inneren Sphäre über sie verfügten. Die altehrwürdige WSP-1A Wespe zum Beispiel war 2471 in die Massenproduktion gegangen, vor beinahe sechshundert Standardjahren, und hatte während dieser Jahrhunderte den Weg in praktisch alle Militäreinheiten auf sämtlichen Welten des erforschten Weltraums gefunden, von fünftrangigen Milizen auf hinterwäldlerischen Peripherieplaneten, von denen sie nie gehört hatte
– Welten wie die, auf der ich geboren wurde, erinnerte sie sich –, bis in die Reihen der ComGuards auf Terra. Es gab wenigstens fünf Varianten, von denen sie wußte, und noch immer waren Tausende von Mechs dieses Typs in Dienst.
Andere Mechs hingegen waren nicht annähernd so weit herumgekommen. Der DRC-1N Dracon etwa wurde nur auf Luthien im Draconis-Kombinat hergestellt, nirgends sonst, und in den drei Jahrhunderten seit seiner Einführung auf den Schlachtfeldern der Inneren Sphäre war noch kein Dracon, von dem Lori etwas wußte, in einer nicht-draconischen Einheit zum Einsatz gekommen.
Sie bewegte ihren Dunkelfalken näher an den qualmenden Trümmerhaufen des zerstörten Mechs heran. Der APL-1M Apollo war noch weniger verbreitet als der Dracon. Die Konstruktion war brandneu, gerade erst wenige Jahre alt. Den Geheimdienstberichten zufolge, die sie über die Maschine gelesen hatte, wurde sie in großer Stückzahl von der Erdwerk-Fabrik auf Keystone im Marik-Raum produziert. In den letzten Jahren waren BattleMechs dieses
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