BattleTech 33: Der schwarze Drache
Transaktionen riechen ausschließlich nach Geschäften«, sagte Kiguri.
Migaki lachte. »Ah, Hohiro sama, darf denn eine Ansammlung von Spionen, Folterknechten, Terroristen und Berufslügnern wirklich auch nur auf die Händlerklasse herabschauen? Wir sind eher Eta als Samurai, und das wissen selbst Sie.«
Das eine Auge des Generals blitzte im Licht der Sterne. Sein Haß und seine Verachtung für den Propagandachef gehörten zu den am wenigsten gehüteten Geheimnissen der ISA. Und sein Stolz wurde durch den Vergleich mit der untersten Schicht der Unproduktiven verletzt, deren Name allein Dreck bedeutete. Aber Migaki hatte recht. Die ISA stammte ebenso sicher wie die Nekogami-Clans des Kombinats von den alten Ninjas ab, und die Ninjas waren selbst Eta.
»Was Takura san tut, tut er mit meiner Zustimmung«, sagte Subhash Indrahar. »Wenn er das Gefühl hat, seine Pflichten seien dringender als das rechtzeitige Erscheinen zu einem Treffen, dann ist das seine Entscheidung.« Auch der Direktor fand, Migakis frivole Ader sei zu dominant, und er haßte Unpünktlichkeit. Aber wenn Subhash nicht bereit gewesen wäre, Charakterschwächen zugunsten schlichter Befähigung zu übersehen, wäre Migakis Gesicht, Idol des Vormittagsprogramms, nicht das einzige gewesen, das bei dieser Versammlung gefehlt hätte. Und der Lächler hätte das Treffen wohl gar nicht erst für nötig befunden. Er war der Ansicht, Dinge zu tun sei nützlicher, als über sie zu reden.
»Da Sie nun schon einmal beschlossen haben, uns mit Ihrer Anwesenheit zu beehren«, sagte General Kiguri, »können Sie uns vielleicht eine Frage beantworten: Ist es notwendig, daß soviel Wind um diese Gaijin -Söldner gemacht wird?«
»Ja.« Der Propagandachef sagte nur dieses eine Wort und stand dann da, gefaßt, im Mondlicht leise lächelnd, als genüge das als Antwort. Trotz oder vielleicht wegen seiner meisterlichen Beherrschung von Worten setzte er Direktheit geschickt ein.
Der einäugige DEST-Leiter wollte sich so leicht nicht abwimmeln lassen. »Warum?« verlangte Kiguri zu wissen, als sei er nicht gewillt, diesen glatten Gecken einen Soldaten an Knappheit übertreffen zu lassen.
»Zunächst einmal haben sie dem Kombinat einen Dienst erwiesen. Der springende Punkt ist, daß es ein Dienst war, der in manchen Bereichen unserer Gesellschaft kontrovers diskutiert werden könnte.«
»Kontrovers«, murmelte Jojira. »Ihr Talent zur Untertreibung strahlt heute nacht heller als der Mond, Takura kun. Sie haben auf Towne Kombinatssoldaten getötet.«
Migaki ignorierte den sarkastischen Gebrauch des Ehrenanhängsels, das ein Lehrer einem männlichen Lieblingsschüler gegenüber verwendet haben würde. Er zuckte die Achseln. »Theodore selbst tat im ersten Roninkrieg dasselbe«, antwortete er. »Dennoch könnte es Unmut erregen, deshalb haben wir beschlossen, den Heldenmut - die Rechtschaffenheit - ihrer Taten aggressiv herauszustellen. Gleichzeitig wahrt natürlich der Koordinator seine übliche Distanz und kann aus der Affäre auf Towne ganz herausgehalten werden, wenn das aus irgendeinem Grund nötig werden sollte.«
Mit ›seine übliche Distanz‹ spielte der Propagandaexperte auf ein von den Japanern ererbtes kulturelles Paradox an: Die Kombinatskultur bewunderte Männer der Tat und starke Führer; doch von einem wahren Führer, sei es ein Familienoberhaupt oder der Herrscher des gesamten Reiches, wurde erwartet, daß er eigentlich nur sehr wenig tat. Seine Aufgabe war es, als Zentrum zu dienen, als Fels ruhiger Würde, während andere ihm dienten. Die Verwendung des Worts Oyabun oder Vaterfigur für den Chef einer Yakuzabande war eigentlich nicht ironisch, sondern beschreibend gemeint. Ein Führer, der zuviel tat, lief Gefahr, als zu wild betrachtet zu werden, und es würde ihn zwar niemand öffentlich kritisieren, nicht einmal heimlich, doch ein solches Verhalten machte die Leute unruhig und schuf Disharmonie. Das war einer der entscheidenden Fehler des verstorbenen Takashi Kurita gewesen, sowohl aus der Sicht der Stimme des Drachen als auch der gesamten ISA: Er konnte sich nicht benehmen.
»Zweitens gebe ich zu bedenken, daß die Claninvasion es nötig machte, sich mehr und mehr auf Söldner zu verlassen, und die politischen Direktiven, die wir erhalten haben, weisen in diesem Punkt nicht auf Veränderungen hin. Da nämlich die Herrscher der Nachfolgerstaaten immer stärker von ihrem eigenen Ehrgeiz abgelenkt werden, scheint es wahrscheinlich, daß der Drache Söldner in
Weitere Kostenlose Bücher