BattleTech 33: Der schwarze Drache
großer Zahl wird rekrutieren müssen, um sich den Clans erfolgreich entgegenstellen zu können, wenn der Waffenstillstand erst einmal abgelaufen ist. Wir müssen ein langjähriges Vermächtnis der Abscheu für Doitsujin yohei überwinden, und der besessene Haß des verstorbenen Koordinators auf Wolfs Dragoner hat das nicht einfacher gemacht.«
Er grinste. »Und schließlich ist es ein tolles Schauspiel. Eine aufregende Abenteuergeschichte. Das mögen die Leute. Und jeder Ruhm, in dem wir diese Söldner erstrahlen lassen, kann nur auf unseren Koordinator zurückfallen.«
»Ist es klug, das Töten von Dienern des Drachen zu glorifizieren?« fragte Daniel Ramaka.
»Die Gaijin töteten im Dienste des Koordinators Rebellen«, entgegnete Kiguri barsch. »Und sie haben viele von ihnen getötet, das muß ich zugeben.«
»Wenn das alles ist«, sagte Subhash Indrahar in einem Tonfall, der zeigte, daß das besser alles wäre, »dann lassen Sie mich daran erinnern, daß die Ruhe der Tat besser dient als das Reden. Und ich für meinen Teil brauche Ruhe.«
Die Abteilungsleiter zogen sich zurück. Ninyu Kerai blieb zurück. »Adoptivvater, wir haben eine Nachricht von Chandrasekhar Kuritas Landungsschiff erhalten«, sagte er. »Abdulsattah, sein Sicherheitschef, fragt an, ob wir neue Erkenntnisse über mögliche Pläne des Schwarzen Drachen haben, sich den Geburtstag des Koordinators zunutze zu machen.«
Subash rieb siech eine Gesichtshälfte: »Ah, der fette Narr Chandrasekhar«, sagte er. »Der dann doch gar kein solcher Narr war. Er hat sich als klug genug erwiesen, dieses turmhohe Skelett zu engagieren, den Mirza Abdulsattah - und diese vortreffliche junge Söldnerin, die dich besiegte, als sie auf Hachiman im Einsatz waren.«
Sein Adoptivsohn versteifte sich. Subhash winkte ab. »Auf Hachiman hat er uns alle geschlagen, wie sich herausstellte. Und auf Towne hat er gezeigt, daß wir uns hinsichtlich der Schwarzen Drachen irrten.«
»Ich habe mich einer Unterschätzung des Vetters des Koordinators schuldig gemacht«, sagte Ninyu mit hängendem Kopf.
»Wie wir alle. Und bitte denk daran, daß die Fehltritte, an die heute nacht erinnert wurde, fast alle Fehler darstellen, die du in deinem langen Dienst am Drachen gemacht hast: wohl kaum eine beschämende Akte.«
Er faltete die Hände im Schoß. »Ich hoffe nur, die Fehleinschätzung dieses ekligen fetten Hedonisten stellt sich nicht als allerschlimmster Fehler in meiner Laufbahn als ISA-Direktor heraus. Nur gut, daß alles, was wir aus seinem Tun ablesen können, darauf hinweist, daß sein Potential zur Subversion, falls er denn eines hat, in seiner exzessiven Hingabe an die Person Theodores statt an den Drachen liegt.«
»Wie soll ich auf Abdulsattahs Anfrage antworten?« Seit die ISA und Onkel Chandy, wie ihn die Gaijin nannten, auf Hachiman einen Waffenstillstand geschlossen hatten, hatten sie in begrenztem Maße zusammengearbeitet. Selbst der zynische Ninyu Kerai, der nie ein Bewunderer des fettleibigen und selbstverliebten ›Onkels‹ des Koordinators werden würde, mußte zugeben, daß dies sich nicht darin erschöpfte, die Launen eines Mitgliedes der kaiserlichen Familie zu befriedigen - die ISA hatte von Onkel Chandys großer Organisation nützliche Informationen erhalten.
Mehr sogar, als sie richtig hatte umsetzen können - wie das jüngste Fiasko in Towne zeigte.
»Wie schätzt du die Situation ein?«
»Die Kokuryu-kai hat bei der Invasion von Towne auf weit größere Ressourcen zurückgegriffen, als wir ihr zugetraut hatten«, sagte Ninyu Kerai. »Sie hat aber auch jeden Mann, jede Maschine und jede Patrone verloren, die sie in diese Operation investiert hat. Nicht einmal ein Großes Haus könnte eine solche Katastrophe verdauen, ohne unter den Nachwirkungen zu leiden. Der Koordinator ist in allen Schichten der Kombinatsgesellschaft enorm beliebt. Ich glaube, daß die Schwarzen Drachen ihr Pulver verschossen haben.«
Subhash sah ihn unbewegt an. »Bist du sicher?«
»Hai«, bestätigte Ninyu ohne Zögern.
»Hüte dich vor Sicherheit, Adoptivsohn«, sagte Subhash und hob mahnend einen Finger. »Die Entschiedenheit, die dich befähigte, dem Drachen so große Dienste als Agent im Feld zu leisten, ist für einen Mann in Stabsfunktion nicht immer das beste - aber denk daran, daß ich dir damit nicht zur Unentschlossenheit rate. Doch ist es außer in höchster Not gut, noch einmal nachzudenken, ehe man entscheidet - auch wenn, wie Konfuzius uns sagt, dreimaliges Nachdenken
Weitere Kostenlose Bücher