BattleTech 33: Der schwarze Drache
saßen.
Momentan waren alle Köpfe der hochgewachsenen, verhüllten Gestalt zugewandt, die am Kopfende des Tisches stand. Die Spannung hatte ihre Haltung einfrieren lassen, und die entschlossene Neutralität ihres Gesichtsausdrucks verriet ihre Besorgnis - selbst in einer Kultur, in der öffentliche Zurschaustellung von Gefühlen verpönt war.
Einer von ihnen jedoch, ein großer, breitschultriger Mann in dunkelblauem Nadelstreifenanzug, tief kastanienbraunem Hemd aus Blutwurmseide von Proserpina und blauer Krawatte, saß zurückgelehnt auf seinem Stuhl und grinste über das ganze breite Gesicht. »Die Vorbereitungen laufen gut, Kaga san «, erklärte er.
Die San Form der Anrede, die einem fast Gleichgestellten oder Untergebenen zukam, war eine genau geplante Taktlosigkeit. Die Tarnung des Schattenhaften war gut genug, um die Zeichen zu verbergen, die selbst für den kenntnisreichsten Außenstehenden kaum zu erkennen gewesen wären, aber einem Draco erlaubten, den Status eines anderen fast auf einen Blick zu bestimmen; aber es gab keinen Zweifel an der Autorität oder Drohung -, die von der verhüllten Gestalt ausging
Die Haltung des Schattenhaften veränderte sich nicht.
»Bericht!«
Die dunklen Brauen des Mannes in den Nadelstreifen runzelten sich einen
kurzen Moment. Dann blitzte sein Lächeln wieder auf. »Unsere Leute haben die Handlanger dieses Hundes Yamaguchi, die Schlüsselpositionen in Eiga-toshi inne hatten, vollständig ersetzt. Wenn der Tag kommt, werden sie in der Lage sein, die nötige Hilfestellung zu leisten.«
»Das ist gut«, sagte der Schattenhafte. »Ist ihnen das gelungen, ohne Verdacht zu erregen?«
Der Nadelgestreifte lachte. »Das Zivile Führungscorps sieht es so, daß dort nur ein alter, wertloser Oyabun von einem fähigeren verdrängt wurde. Und genau das geschah natürlich auch.«
»Und was ist mit dem von der Seimeiyoshi-rengo erklärten Waffenstillstand?«
»Selbst bei der Yakuza werden Regeln aufgestellt, um sie zu brechen, Kaga san . Unsere Leute sind naturverbunden. Wir achten die natürliche Entwicklung der Dinge. Es ist nur gerecht, daß die Fähigen an die Spitze gelangen, genau wie Ware-ware Draco-jin, wir Draconier, bestimmt sind, an die Spitze des gesamten menschlichen Kosmos aufzusteigen. Was macht es schon, wenn dabei ein paar Regeln gedehnt werden?«
Das dunkle Oval des Gesichts des Schattenhaften ruhte eine Weile auf dem Nadelgestreiften. »Achten Sie darauf, daß Ihr persönlicher Ehrgeiz unseren Plan nicht gefährdet.«
Der Mann in den Nadelstreifen verbeugte sich über gefalteten Händen. »Mein Leben für den Drachen und die Kokuryu-kai.«
»Genau.«
»Und Ihre eigenen Vorbereitungen?« fragte der Nadelgestreifte fast herausfordernd.
Der Schattenhafte ließ sich nicht provozieren. »Laufen plangemäß«, sagte die leidenschaftslose Stimme. »Unser Ersatzteil wird ins System eingeschleust und zu gegebener Zeit im Orbit eintreffen. Die letzten Phasen seiner Politur und Montage werden unterwegs durchgeführt. In der Zwischenzeit verlaufen die anderen Phasen unseres Plans, die Schuld an allem den fremden Söldnern in die Schuhe zu schieben, überlegt, aber wirksam.«
Ein kleinerer Mann saß mit seinen Gefolgsleuten dem Mann in den Nadelstreifen und seinem Gefolge gegenüber. Er war zwar zu dem geheimen Treffen getarnt in einen langen schiefergrauen Mantel mit Pelzkragen und einem Homburg gekommen, hatte diese Kleidungsstücke aber gegen einen Kimono aus blutroter Seide eingetauscht, auf dessen rechte Brustseite der Kuritadrache gestickt war, auf die linke das Emblem der Kokuryu-kai. Er schien schwach angefangen und stark nachgelassen zu haben wie ein vertrockneter Zweig. Sein Gesicht schien aus Wülsten und Vertiefungen zu bestehen, die von straffen Linien der Bitterkeit zusammengehalten wurden. Es war wüst, zerklüftet, elementar wie die Landschaft eines trockenen, leblosen Planeten, der von Winderosion zerfurcht, gegeißelt und zermahlen worden war, bis nur noch die härteste Essenz, die tiefliegenden Knochen, übrigblieben. Seine Augen waren wie Schlitze, die man in den Deckel eines Topfs geschnitten hatte, der alles Leid, allen Schmerz, allen Zorn der Welt verdichtet enthielt.
»Was ist mit dem Verräter Migaki?« fragte er mit einer Stimme wie Säure, die Stahl verätzt. »Er arbeitet mit Lügen wie ein Meisterkalligraph mit Tinte und Reispapier und kontrolliert die gesamten Medien. Und wir hören nur immer und immer wieder, was für Helden diese mörderischen
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