BattleTech 33: Der schwarze Drache
Sie noch nie zwei Kater auf einem Blechdach kämpfen sehen?« fragte Inagawa.
Es begann mit einem Zug, der so traditionell war wie eine Schacheröffnung: ein Lieferwagen mit Verkleidung raste über die Kuppe einer Erhebung in der Kanalstraße, kam auf dem Pflaster auf, wobei er eine Funkenwelle schlug, als sein Fahrgestell darüberkratzte und raste, tief in der Aufhängung schaukelnd, den Block entlang, als habe er einen Backstein auf dem Gaspedal liegen. Was er auch hatte. Der Lieferwagen hielt vor dem Haupteingang eines Lagerhauses, das zufällig Hiroo Yamagushis Wohnort und Stützpunkt war, abrupt an. Benjamin Inagawa, der in einem Zivilhubschrauber über der Szene schwebte, drückte mit schwarzbehandschuhtem Daumen einen Knopf. Und die zwei Tonnen guten alten Sprengstoffs - Ammoniumnitrat mit Motoröl -, die die Stoßdämpfer des Lieferwagens so sehr belasteten, gingen mit einem weißen Blitz und einem Lärm wie der viel zitierte Urknall persönlich hoch.
Die Explosion zerriß die Steinfassaden des Lagerhauses und des gegenüberliegenden Gebäudes, als hätte Gott persönlich seinen Schaufelbagger in den Kadoguchi-Hafendistrikt südwestlich des Palasts gestellt und ein Stück herausgerissen. Normalerweise waren die Yaks bei Nebenwirkungen sehr sensibel - es war bekannt, daß sie schon Verstecke aufgegeben hatten, weil die Nachbarn sich beschwert hatten -, aber der Alten Katze Yamaguchi gehörte auch das Lagerhaus auf der anderen Straßenseite.
Die Lagerhäuser beherbergten die Eastern Ocean Shipping Company, eine völlig legale Firma, die Yamaguchi gehörte und sich um Transporte über den Kadoguchi-Fluß vom Seiyo-Meer zum Raumhafen und zurück kümmerte. Sie beherbergten auch mehrere Dutzend seiner Kobun - ›Kinderfiguren‹, die Soldaten und Handlanger der Yakuza. Die Kobun, die nicht von der Explosion in Stücke gerissen worden waren, stolperten aus den Flammen, dem Rauch und dem Staub hervor, die meisten nackt oder fast nackt, und stellten all die bunten, komplizierten Irezumi zur Schau, die ihre Arme und Oberkörper bedeckten. Als die hustenden Männer erst einmal die Straße erreicht hatten, wurden sie vom Sturmgewehrfeuer der Soldaten der Inagawa kai niedergemäht, die auf dem Dach der verbleibenden Gebäude auf der anderen Seite der Kanalstraße auftauchten. Sie sprangen aus zwei großen Schwebefahrzeugen heraus, die heulend auf den Kreuzungen an beiden Enden der Häuserblocks zum Stehen kamen.
Hiroo Yamaguchi war keine alte Katze geworden, indem er Dinge als gegeben hinnahm. Nicht einmal den guten Willen seines Gönners Theodore Kurita oder gar den Waffenstillstand, den die Seimeiyoshi-rengo für die Geburtstagsfeierlichkeiten des Koordinators angeregt hatte. Es war bekannt, daß er an einer speziellen Anlegestelle unter den Docks hinter dem Lagerhaus ein Schnellboot liegen hatte, weswegen Inagawa-Schützenteams auf den Sampans und schwimmenden Hütten auf dem breiten, träge dahinfließenden Kado-guchi hinter Bolzenschußgeräten und SternenlichtZielfernrohren auf dem Bauch lagen. Es ging auch das Gerücht, daß er noch weitere Fluchtwege vorbereitet hatte, etwa Geheimtunnel in die Kanalisation und das U-Bahnnetz Imperial Citys.
Aber Flucht war das Letzte, worauf der alte Oyabun sann.
Als seine tätowierten ›Kinder‹ aufschrien und in dem gnadenlosen Gewehrfeuer starben, ertönte aus dem Lagerhaus ein gewaltiges Ächzen, Knarren und Mahlen. Aus den Flammen schob sich plötzlich ein Quasimodo hervor, von dem Betonbrocken mit Moniereisen abfielen. Das alte 50-Tonnen-Monster trat an die Stelle, wo eben noch die vordere Hälfte des Lagerhauses gewesen war. Die an seiner rechten Schulter angebrachte kurzläufige Autokanone feuerte eine kurze Salve nach rechts. Das am Westrand des Blocks gelandete Schwebefahrzeug explodierte, wodurch es auf einer Säule von gelbem Feuer fünf Meter hoch geschleudert wurde. Sein Hauptantriebsrotor, der sich in einem hohen Gang drehte und wirbelte, bohrte sich nach unten ins Pflaster und zerbarst zu Splittern, die die in der Nähe stehenden Schützen wie Granatsplitter durchsiebten.
Ein mittelschwerer Laser leckte aus dem Rumpf des Quasimodo hervor und tastete sich zum Mündungsfeuer auf den Dächern der anderen Straßenseite. Die Gewehrschützen dort begannen sich in rosa Dampfwölkchen aufzulösen, als der rubinrote Strahl sie erfaßte. Andere ließen die Waffen fallen und flohen. Das Schwebefahrzeug im Osten hob mit heulenden Turbinen ab während die
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