BattleTech 33: Der schwarze Drache
Gaijin sind.« Er hob nicht die Stimme, aber als er fertig war, troff Speichel aus seinem Mund, und seine dünnen Gliedmaßen zitterten so heftig, daß seine Adjutanten seine Arme zu streicheln begannen, als versuchten sie, ein verschrecktes Pferd zu besänftigen.
Diesmal zeigte der Schattenhafte Reaktion: eine Art Kopfzucken wie ein Pferd, das eine Fliege zu verscheuchen sucht. »Migaki ist weich, unbedeutend«, sagte die elektronische Stimme. »Er hat keine Kontrolle darüber, was auf den Straßen von Imperial City geredet wird.«
»Warum verschwenden wir Zeit und Mühe auf Straßengeschwätz?« fragte ein Mann mit fast komisch dichten Augenbrauen, die hoch auf seiner Stirn saßen wie bei traditionellen Geishas. Er war ein ortsansässiger Industrieller. Sich nicht mehr um die Meinungen des Pöbels kümmern zu müssen war ein Hauptgrund dafür gewesen, daß er einer der bedeutendsten Männer der Gesellschaft des Schwarzen Drachen geworden war von seiner finanziellen Unterstützung ganz zu schweigen.
»Wenn wir handeln«, entgegnete der Schattenhafte, »wird jeder vom höchsten bis zum niedrigsten Bürger genug gehört haben, um an die Schuld der Yohei zu glauben. Unsere Handlungen werden als die von wahren Rettern des Drachen und seines Volkes betrachtet werden - was wir ja tatsächlich auch sind. Und danach werden wir die Medien ebenso gründlich kontrollieren, wie Migaki es jetzt tut. Aber in ungepflügter Erde geht Saat selten auf.«
»Was hat die ISA zu all dem zu sagen?« fragte der Vertrocknete.
»Nicht jeder in der ISA ist ein Verräter«, sagte der Schattenhafte. »Aber der Lächler ist einer, ebenso sein Welpe Kerai. Deshalb müssen wir sorgsam darauf achten, äußerst behutsam vorzugehen.« Während die Gestalt sprach, wandte sie ihr verhülltes Gesicht direkt dem Mann im Nadelstreifenanzug zu.
»Wir werden vorsichtig sein wie die Katze auf dem heißen Blechdach«, entgegnete der Mann fromm.
Benjamin Inagawas spitze Schuhe knirschten auf dem Kies der kreisrunden Auffahrt, die sich vor dem Vorhof der Villa mit den weißen Säulen erstreckte. Er blieb stehen, um sich von einem Adjutanten einen Staubmantel über die breiten Schultern seines Nadelstreifenanzugs legen zu lassen. Dann wandte er sich ab, um zu der hohen Mauer auf dem bewaldeten Bergkamm auf der anderen Straßenseite zu schauen.
»Zweifellos hat unser Freund von der Internen Sicherheitsagentur da oben Heckenschützen liegen, die uns eben jetzt durch leistungsstarke Zielfernrohre beobachten«, sagte er.
»Zweifellos können sie auch von den Lippen lesen, Oyabun«, sagte der Adjutant, ein junger Mann, der viel zu sehr im Streß war, um an Gewicht zulegen zu können.
Inagawa lachte. »Natürlich können sie das.« Er steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Ein weiterer Adjutant erschien, um sie anzuzünden.
Der gehetzte Adjutant warf ständig besorgte Blicke in Richtung Hügelkamm. »Wie können Sie so sicher sein, daß der Schattenhafte zur ISA gehört, Inagawa sama ?«
»Nicht nur zur ISA gehört, sondern einer ihrer hochrangigen Vertreter ist. Das hat er ganz zu Anfang klargemacht.« Benjamin Inagawa zweifelte keinen Augenblick daran, daß der Schattenhafte ein Mann war. Frauen waren zu unbedeutend. Ihnen ihren angestammten Platz wieder zuzuweisen war ein Grund, warum er zur Kokuryu-kai gehörte. »Das ist eigentlich der einzige Grund, warum ich mir seinen Ton gefallen lasse - als seien wir seine Untergebenen.«
Der ängstliche Adjutant öffnete die hintere Tür der langen, tiefliegenden, schwarzen Shodan-Limousine. »Es wird dem Oyabun sicher gefallen, sich zu setzen und seine Beine auszustrecken.«
Inagawa lachte über die durchschaubare Unruhe seines Assistenten. Er warf die Zigarette weg und stieg ins Auto, die Glut leuchtete im Kies weiter.
Der erste Adjutant setzte sich ihm gegenüber, der andere Adjutant saß vorn neben dem Sewanuki-Fahrer. Als die Reifen des Autos über die Auffahrt zu knirschen begannen, sagte der gehetzte Adjutant, ermutigt von speziell gefärbten Fenstern, die das Lippenlesen erschweren sollten und doppelverglast und verspiegelt waren, damit kein Laser die Gespräche im Inneren anhand von Schwingungen des Glases abtasten konnte: »Sie werden Ihre Pläne heute nacht doch nicht weiter verfolgen, Oyabun?«
Inagawa sah ihn an. »Aber sicher. Warum nicht?«
»Aber Sie haben dem Schattenhaften gesagt, Sie würden so vorsichtig sein wie eine Katze auf dem heißen Blechdach!« jammerte der Adjutant fast.
»Haben
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