BattleTech 33: Der schwarze Drache
darunter außer seiner VSDK-Tunika nichts trug. »Sind die Clans für eine zweite Runde zurückgekommen?« Sein Versuch, tapfer zu klingen, war so schwach wie seine Stimme.
»Ich glaube nicht«, sagte Theodore. »Wenn sie nach Luthien zurückkehren, werden sie mit aller Macht hier auftauchen. Sie erinnern sich noch zu gut an ’52.« Er verspürte im Magen die eklige Gewißheit, daß er genau wußte, was vorging.
»Ich habe Berichte aus den Revieren der Stadtpolizei in den Flußbezirken«, sagte Hideyoshi mit einer Stimme wie eine Feile auf Holz. »Dort wird gekämpft, aber lokal begrenzt, und der Kampf macht keine Anstalten, sich hierher zu verlagern.«
»Wo genau findet er statt, Sho-sho?«
Die braunen Augen des Generals sahen direkt in Theodores blaue. »In der Kanalstraße«, entgegnete er. »Im Eastern Ocean-Lagerhaus.«
Theodore holte tief Luft. Er schloß kurz die Augen.
»Geben Sie den Befehl, Tono«, sagte der Adjutant ohne Hosen forsch. »Wir machen dem schnell ein Ende.«
»Iie«, erwiderte der Koordinator. »Belassen Sie die Doppelwache, solange die ... Störung ... andauert, Hideyoshi san . Schicken Sie den Rest des Regiments nach Hause.«
»Und was ist mit den Unruhen, Herr?«
Theodore sah den Kommandeurs seiner Leibwache an. Sho-sho Hideyoshi gehörte zu den VSDK der alten Schule; er hatte die Allianz mit dem Teufel nie gutgeheißen, durch die Theodore die abscheuliche Yakuza in die Armee und damit automatisch näher an die Kombinatsgesellschaft geführt hatte. Der General wußte so gut wie er, was los war. Doch er schien durchaus begierig auf den Befehl, Hiroo Yamaguchi herauszuhauen.
»Beobachten Sie den Kampf«, sagte der Koordinator. »Wenn es Anzeichen für eine Ausweitung gibt, greifen Sie mit allem ein, was Sie für nötig halten.«
»Hai.« Hideyoshi verbeugte sich erneut und trat zackig ab, um die erforderlichen Befehle zu geben.
Die Adjutanten drängten sich und versuchten so auszusehen, als überwiege ihre Sorge um das Wohlergehen des Koordinators ihre Erleichterung darüber, daß ihnen nicht gleich OmniMechs der Nebelparder in den Schoß fallen würden. »Geht es Ihnen gut, Tono?«
»So gut es einem Mann gehen kann, wenn er gezwungen wird, Giri dem Ninjo vorzuziehen«, antwortete Theodore und bedauerte den Lapsus sofort. Wenn Shin da wäre, dachte er, oder mein Sohn Hohiro, mit dem ich soviel teile, was mir mein Vater immer vorenthielt - dann könnte ich mir den Luxus leisten, meine Gedanken offen auszusprechen.
»Jetzt geht euch etwas ausruhen«, befahl er. Dann, um seine Brüskheit auszugleichen, die seine Leute nicht wirklich verdient hatten: »Ermüdete Offiziere sind eine Gefahr für ihre Männer und können dem Drachen nicht richtig dienen.«
Um die Ecke zur Linken des Quasimodo tauchte ein 25-Tonnen Raptor auf. Die mittelschweren Laser in seiner Brustmitte durchbohrten das Gehäuse der Autokanone des Quasimodo, während der Raptor sich mit anmutigem, vogelartigem Gang einen Weg die Straße entlang und um das brennende Schwebefahrzeug herum suchte. Die kleinen, in seinen Stummelflügelarmen angebrachten Laser pulsten tapfer.
Der Quasimodo-Pilot ignorierte die neue Bedrohung und setzte seinen Angriff auf den Stadtkoloß fort. Die umgestürzte Maschine grub beide Absätze in einer letzten Zuckung in den stark mitgenommenen Asphalt. Dann riß ihr linkes Bein in einem Funkenregen ab und polterte mit mehreren ungelenken Sprüngen davon. Die Cockpitkanzel sprang auf, und der Pilot krabbelte heraus, so entsetzt, daß er direkt in das noch immer brennende Gemäuer des Gebäudes rannte, in das sich sein Mech gebohrt hatte.
Am Gehäuse der Autokanone des Quasimodo begann sich ein Glühpunkt zu zeigen. Endlich wandte sich der alte Mech um und stellte sich dem anmaßenden kleinen Eindringling.
Dann krachte von jenseits des Flusses eine Salve Kurzstreckenraketen ins Lagerhaus. Drei von ihnen trafen den Quasimodo in den Rücken. Eine riß dort einen Krater, wo bei einem Menschen die rechte Niere gesessen hätte, und die anderen rissen dort Platten weg, wo das linke Schulterblatt liegen würde.
Der Quasimodo torkelte. Ein Jenner begann gerade die Abwärtsbewegung seines Sprungs über den Kadoguchi-Fluß. Die weitgehend intakte hintere Hälfte des Lagerhauses - und die Ablenkung durch das Feuergefecht - hatten verhindert, daß der Quasimodo-Pilot den neuen Mech auf seiner Rundumanzeige sah.
Der Quasimodo versuchte sich umzudrehen. Die vier mittelschweren Laser in den Stummelarmen des
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