BattleTech 36: Blindpartie
der seine Anhänger gelehrt hatte: »Jene, die um die Erhaltung von Wissen und Technologie kämpfen, sind die größten aller Kreuzritter.«
Jerome Blake, Seliger Gründer des ComStar-Ordens, der halbreligiösen Organisation, die es sich zur Aufgabe gestellt hatte, Wissen und Technologie über die Apokalypse des >Dunklen Zeitalters< zu retten, wie Blake es prophezeit hatte. Fast dreihundert Jahre hatten sich seine Mitglieder in Geduld gefaßt und die Hyperpulsgeneratoren - die einzige Möglichkeit rapider Kommunikation zwischen den Sternen - für die Großen Häuser der Inneren Sphäre gewartet.
Wie der Selige Blake es vorhergesagt hatte, waren die gewaltigen Raumbereiche, der von den Söhnen und Töchtern Terras kolonisierten Welten in diesen Jahrhunderten der Kriegsführung in Chaos und Verzweiflung versunken, in eine lange, dunkle Nacht, aus der ComStar ihnen den Weg zurück ins Licht der Zivilisation weisen würde. In jüngster Zeit hatte der Orden versucht, die Zeit abzukürzen, indem er gezielt Chaos gesät hatte, um den Anbruch der Neuen Ordnung zu fördern. Blakes Wille geschehe - ComStar würde die Innere Sphäre vor sich selbst retten.
Aber dann hatte ComStar vor sechs Jahren diese heilige Pflicht aufgegeben, als die Verräter Anastasius Focht und Sharilar Mori Prima Waterly ermordet und selbst die Führung ComStars an sich gerissen hatten. Schamlos hatten sie ihre Absicht verkündet, den Seligen Orden in eine weltliche Organisation umzuwandeln, die freimütig all die technischen Geheimnisse weitergab, die ComStar über Jahrhunderte eifersüchtig gehütet hatte. Und noch erschreckender war, daß so viele Mitglieder des Ordens bereit gewesen waren, ihnen in dieser Häresie zu folgen.
Aber nicht alle. Demona Aziz trat in den Raum und überließ es jemand anders, die Tür hinter ihr zu schließen. Manipulative kleine Gesten wie diese waren Teil ihres Wesens. In diesem Fall war es ein subtiler Hinweis auf ihre Machtposition. Ein halbes Dutzend Mit-glieder der Toyama-Fraktion von Blakes Wort standen oder saßen im Innern des Büros. Die meisten hüllten sich zum Schutz vor der Kälte der Lagerhalle enger in ihre weißen Roben. Demona ließ die goldbestickte Kapuze über die aufbauschenden Schultern ihrer formellen Robe sinken und ignorierte den kalten Luftzug.
Ihr Zorn würde sie wärmen.
Der Mann hinter dem Schreibtisch erhob sich im selben Augenblick, als die Tür hinter ihr leise ins Schloß fiel. Er faltete die Kapuze nach hinten und legte kantige Züge frei, die im schwachen Licht des Büros bedrohlich wirkten. Mit einem Schritt zur Seite deutete er auf seinen Sessel. »Präzentorin«, nickte er respektvoll.
Demona schüttelte den Kopf. Ein paar wilde Strähnen ihres dunklen Haars peitschten der Bewegung folgend durch die Luft. »Ich bleibe stehen, Cameron.«
Sie war drei Wochen von Atreus, der Zentralwelt der Liga Freier Welten, hierher unterwegs gewesen. Eingezwängt in der Enge eines Landungsschiffs, von einem Sprungschiff zum anderen wechselnd, um die Lichtjahre zu überwinden. Nach dieser langen Periode ohne Kontakt mit dem Rest der Inneren Sphäre fühlte Demona sich einer lebensnotwendigen Substanz, einer Droge beraubt, die sie jetzt erst wieder empfing. Sie würde Demipräzentor Cameron St. Jamais gestatten, seinen Platz zu behalten, und ihm so das Gefühl gesteigerter Wichtigkeit geben. Gut. Er war ein mächtiger Mann, und Demona brauchte Anhänger seines Kalibers. Aus denselben Gründen nahm sie seine theatralischen Anwandlungen hin - diese versteckten Treffpunkte, die schummrige Beleuchtung, den Rauschgenerator. Sie hätte sogar darauf wetten mögen, daß er um des dramatischen Effekts willen absichtlich den Thermostat der Lagerhalle heruntergedreht hatte.
Aber auch Demona Aziz verstand die Notwendigkeit der Geheimhaltung, möglicherweise sogar besser als irgendein anderes Mitglied der Toyama. Sie hatte das Meiste zu gewinnen, und daher auch das Meiste zu verlieren.
Als die Verräter Focht und Mori die Zügel ComStars an sich gerissen hatten, war es Demona Aziz, Präzentorin Atreus und Mitglied des Ersten Bereichs des Ordens gewesen, die sich als erste gegen sie gestellt hatte. Sie erinnerte sich heute noch der Wut und des Gefühls des Verrats, als die beiden Ketzer ihre Reformen vorgestellt hatten. ComStar hatte fast dreihundert Jahre bestanden und die Kommunikationswege zwischen den tausenderlei Systemen der fünf Großen Häuser aufrechterhalten, die das sternenübersäte Weltenmeer der
Weitere Kostenlose Bücher