BattleTech 37: Loyal zu Liao
Hand waren sie weder eingeschüchtert noch sichtbar um ihr Leben besorgt. Und ich würde annehmen, daß ich zumindest ein wenig bedrohlich gewirkt hatte.«
Virginia York ignorierte den Scherz und musterte Aris von Kopf bis Fuß, bevor sie fortfuhr. »Sie halten sie für Fanatiker?«
»Sagen wir Eiferer«, sagte Aris mit Bedacht. »Fanatiker kämpfen teilweise auch, wenn sie keine Chance haben. Eiferer sind klüger, neigen eher zum Abwarten und werden erst in einem günstigen Moment zu Märtyrern.«
»Wann denn?«
Vorsicht, ermahnte sich Aris. Diese Situation fing an, ihn an seine erste Befragung durch die Haus-Meisterin elf Jahre zuvor zu erinnern. Es war wie ein Gang durch ein Minenfeld, wo der kleinste Fehltritt vermieden werden mußte. »Nehmen wir an, ich wäre genau zu dem Zeitpunkt in die Kommunikationszentrale eingedrungen, als der Techniker gerade seine Vorbereitungen für die Live-Übertragung nach Kaifeng beendet hatte. Ich glaube, wenn fünf Waffen auf ihn gerichtet gewesen wären, und er die Wahl gehabt hätte, sich zu ergeben und zu leben, hätte er die Geräte angestellt, so daß sie seinen Tod zum Vorteil von Kaifeng aufgenommen und übertragen hätten.«
Haus-Meisterin York bewegte sich eine Zeitlang nicht, sprach auch nicht. Aris hielt ihrem Blick stand, verwendete die gleiche Technik wie elf Jahre zuvor, um nicht zu blinzeln. Sie müssen die richtigen Schlüsse ziehen, beschwor er sie in Gedanken.
»Ich habe angeordnet, daß Ty Wu Non nur Aufzeichnungen verwenden soll«, sagte sie schließlich. »Keine Live-Übertragungen.«
»Haben wir über Senior-Kompanieführer Non geredet?« fragte Aris unschuldig. »Ich wollte nur meinen Bericht erläutern. Ich kann mir in der Tat nicht vorstellen, wie die Crew der Station eine aufgezeichnete Nachricht sabotieren könnte.« Aris stand auf. »Mit Ihrer Erlaubnis, Haus-Meisterin?«
Mit gerunzelter Stirn blickte sie die Wand an und nickte abwesend.
Aris hielt im Türrahmen inne und blickte zurück. Die Haus-Meisterin stand immer noch da und schien auf ein Problem zu starren, das nur sie sehen konnte, während sie im Geiste alle Lösungsmöglichkeiten durchspielte. Gut, dachte Aris. Alles wird klappen, wenn Virginia York über das Haus wacht.
5
Aufladestation Jodo Shinsa des Kaifeng-Systems Zenit-Sprungpunkt, Kaifeng-System
Souveränität Sarna, Chaos-Marschen
11. Juli 3058
Die Brücke der Aufladestation fühlte sich für den MSM-Maat Shen Dok To fremd und kalt an. Die Konsolen mit ihren Schaltern, Anzeigen und blinkenden Lichtern schüchterten ihn ein. Die Deckenbeleuchtung, die er vor zwölf Stunden noch als gedämpft oder gar als unzureichend bezeichnet hätte, schien jetzt förmlich auf ihn herab zu brennen, blendete seine Augen und ließ ihn schwitzen. Der Unterschied lag in den Kriegern des Hauses Hiritsu, die in seiner Nähe standen, um sein Wohlverhalten sicherzustellen. Nein, nicht ganz. Die Brücke selbst fühlte sich anders an. Weil es nicht mehr die ihre war, die der Souveränität Sarna. Er befand sich nun auf dem Eigentum der Konföderation Capella, Liao-Eigentum. Dieser Gedanke hinterließ in ihm das Gefühl, von der Realität getrennt zu sein.
Shen saß nun wieder an der Hauptkontrolle, nachdem er einen der capellanischen Techniker, die die Hiritsu-Krieger speziell für den Betrieb der Station mitgebracht hatten, abgelöst hatte. Es waren noch zwei weitere MSM-Offiziere anwesend. Hinter ihm, an der Station des Wachoffiziers, saß Lieutenant Ellen Harris, und neben ihm, an der Kontrolltafel für Brückenkommunikation, Maat Davidson. Maat Belko war der Zutritt zur Brücke verwehrt worden, da seine Station und somit auch seine Anwesenheit für die Transmission nicht benötigt wurden. Und selbstverständlich waren keine sarnischen Wachen da. Die Marines waren alle tot.
Shen war wegen der geringen Gravitation an den Sitz festgeschnallt und fühlte sich gefangen und hilflos. Auf der anderen Seite seiner hüfthohen Konsole stand eine Kriegerin des Hauses Hiritsu und starrte ihn an, als ob er ein Insekt wäre, das gleich seziert werden würde. Ihr Name war Terry Chan, und sie war für die Zeit der Übertragungen seine Aufseherin. Sie mußte gewährleisten, daß er nicht mal im Traum daran dachte, Kaifeng eine versteckte Warnung zukommen zu lassen. Shen war ein wichtiger Faktor, erklärte sie, da auch er und ein Teil seiner Konsole von der Kamera, die die Berichte des Wachoffiziers aufzeichnete, erfaßt wurde. Darüber hinaus war Shen ein wichtiger
Weitere Kostenlose Bücher