BattleTech 37: Loyal zu Liao
und versuchen, diese Mission zu sabotieren, werde ich dafür Ihre Kinder zur Rechenschaft ziehen.«
»Diese Station ist das Eigentum der Konföderation Capeila, und dient Seiner Weisheit des Himmels, Kanzler Sun-Tzu Liao.« Harris' Stimme brach, Tränen rannen durch ihr Gesicht, aber schnell faßte sie sich wieder. »Es ist unsere Verantwortung als loyale capellanische Untertanen, das Haus Hiritsu bei seiner Operation zu unterstützen. Daher werden wir keinen Versuch unternehmen, weder direkt noch durch verdeckte Maßnahmen, die tatsächliche militärische Situation dieser Station jemandem mitzuteilen.«
»Sehr schön«, sagte Non. »Ich denke, jetzt können wir anfangen.«
Maat Davidson arbeitete unter den wachsamen Blicken seines capellanischen Beobachters an der Kommunikationskonsole. Shen griff mit langsamen Bewegungen nach seinem Noteputer, seine Hände zitterten. Terry Chan blickte argwöhnisch auf ihn hinunter und nickte ihm dann, als sie merkte, was er vorhatte, kurz ihr Einverständnis zu. Irgendwer mußte sie in die Brückenoperationen eingewiesen haben. Mindestens einmal in jeder Stunde mußte der Techniker an der Hauptkontrolle die wenigen aktiven Anzeigen ablesen, protokollieren und von den Ereignissen auf der Brücke einen schriftlichen Bericht anfertigen. Shen dachte, daß ihm das wenigstens etwas zu tun gäbe, während Ellen Harris die falsche Nachricht aufzeichnete.
Shen klickte die Sektion Kommentar an und tippte mit dem Stift nachdenklich auf den Schirm. Was sollte er schreiben? Vielleicht könnte er die Gelegenheit nutzen, seine Gedanken zu ordnen. Null-acht-vier-fiinf, schrieb er, wurde loyaler capellanischer Untertan.
Nicht Bürger. Untertan. Shen kniff die Augen zusammen, um seine Tränen der Wut und Frustration zurückzuhalten. Er war auf Kaifeng als freier Bürger des Vereinigten Commonwealth aufgewachsen. Er hatte aber immer eine starke Verbindung zu seiner capellanischen, nein, eher seiner chinesischen Herkunft
empfunden. An diese wurde er stets erinnert, wenn er
in den Spiegel blickte. Da waren die dunklen, mandelförmigen Augen, der leicht gelbliche Hautton. Sein
dichtes schwarzes Haar trug er immer kurz geschoren,
weil es bei der Arbeit in niedriger Gravitation praktischer war.
Und dann war da Kaifeng selbst, eine Agrarwelt mit
einem breiten Gürtel landwirtschaftlicher Ansiedlungen, aber nur vier echten Städten. Auch nach fast dreißig Jahren unter der Kontrolle des Vereinigten Commonwealth waren viele chinesische Traditionen lebendig geblieben. Insbesondere die, die mit den lokalen
Feiertagen und den Fruchtbarkeitsriten in Zusammenhang standen. Daher war die Wiedergeburt der Souveränität Sarna, die die Freiheiten des Vereinigten
Commonwealth mit dem chinesischen Erbe verband,
das unter den Liaos erhalten und gefördert wurde, für
seine Heimatwelt und sein Volk wie ein lebendig gewordener Traum.
Ein Traum, der nur weniger als ein Jahr gedauert
hatte.
Von seiten Sun-Tzu Liaos würde es kein Pardon
geben. Die drei Welten der Souveränität Sarna gehörten nicht zu denen, die die Rückkehr der capellanischen Herrschaft begrüßt hatten. In dem Chaos, das
der Liao-Marik-Invasion in das Gebiet des Vereinigten
Commonwealth folgte, hatten sich die Planeten Kaifeng, Sarna und Sakhalin für eine unabhängige Allianz
erklärt, die zu den Capellanern in Opposition stand. So kam nun Sun-Tzu Liao als Eroberer und nicht als
Befreier. Und in der Konföderation Capeila war es üblich, daß Untertanen, die zum unmittelbaren Ergebnis
eines Krieges gehörten, automatisch in die Kaste der
Servitoren eingestuft wurden, ungeachtet ihrer früheren sozialen Position oder Ausbildung. Sie waren Sklaven, sie wurden nicht wie Menschen behandelt und mußten im Dienste der Konföderation die niedrigen Aufgaben erfüllen. Die Bürgerrechte konnten nach fünf bis zehn Jahren loyaler Dienste erworben werden, jedenfalls theoretisch. Praktisch konnten nur diejenigen der nächsten Generation, die unter der Herrschaft Liaos geboren worden waren, der Bürde der Servitoren-Kaste entfliehen.
»Maat Davidson, könnten Sie mir einen Moment helfen?« Shen hatte diese Worte ausgesprochen, bevor er darüber nachdenken konnte. Es war riskant, ihre Arbeit unter der Beobachtung ihrer Hiritsu-Wächter zu unterbrechen. Zudem war immer noch ein capellanischer Techniker auf der Brücke, der erkennen konnte, daß diese Bitte außergewöhnlich und somit verdächtig war.
Glücklicherweise war Davidson selbst kein Problem. Dir Gesicht
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